Bertold Wöss und Magdalena Ertl begleiten individuelle Zeremonien

Elena Auinger Tips Redaktion Elena Auinger, 18.01.2022 10:13 Uhr

ESTERNBERG/KOPFING. Freie Zeremonien, egal ob bei Hochzeiten, Willkommensfeiern oder Trauerfeiern, werden immer beliebter. Bertold Wöss aus Esternberg und Magdalena Ertl aus Kopfing sind ausgebildete Freie Redner. Im Tips-Interview geben sie Einblick in ihr außergewöhnliches Tätigkeitsfeld.

Tips: Wie ist es dazu gekommen, dass ihr die Ausbildung zum Freien Redner absolviert habt?

Magdalena Ertl: Ich bin vor vielen Jahren aus der röm.-kath. Kirche ausgetreten. Als dann bei mir die Hochzeit anstand, beschäftigten mein Mann und ich uns mit dem Thema „Freie Redner“. Wir entschlossen uns für eine Freie Trauung. Es war eine schöne, persönliche und emotionale Zeremonie. So kam ich das erste Mal mit einer freien Zeremonie in Berührung. Immer wieder in meinem Leben kam das Thema Zeremonie – egal welche Glaubensrichtung, gleichgeschlechtliche Liebe, Herkunft oder der Anlass – zur Sprache. So wurde ich immer mehr aufmerksam auf Freie Reden und suchte nach einer qualifizierten Ausbildung.

Bertold Wöss: 2017 habe ich die Abschiedsrede auf der Beerdigung meines Schwiegervaters gehalten. Danach hab ich zu meiner Frau gesagt: „Irgendwann werd ich mal Trauerredner.“ Da habe ich aber noch gar nicht gewusst, dass es diesen Beruf wirklich gibt. Im Jahr 2020 bin ich dann per Zufall auf den Kurs „Redner für freie Zeremonien“ beim WIFI gestoßen und hab mich gleich angemeldet. Es bereitet mir große Freude, wenn ich mit meinen Worten einen besonderen Moment noch schöner machen kann oder bei traurigen Anlässen Trost spenden kann.

Tips: Wann wird ein Freier Redner engagiert?

Wöss: Das bekannteste Tätigkeitsfeld für Freie Redner sind sicher die Freien Trauungen, also Trauungszeremonien, die weder kirchlich noch standesamtlich sind. „Frei“ auch deshalb, weil man komplett frei in der Gestaltung, im Ablauf und in der Ortswahl ist. Im Wesentlichen handelt es sich um ganz besondere Zeremonien, die komplett nach den Wünschen des Ehepaares gestaltet sind. Man kann heiraten, wie man will, wo man will (am Berg, am See, im eigenen Garten) und wen man will, egal welche Religion, welches Geschlecht, nur die Liebe zählt. Auch bei Trauerfeiern werden oft Freie Redner engagiert, um den Verstorbenen mit ihren Worten einen würdigen Abschied zu bereiten und den Hinterbliebenen Trost zu spenden. Weitere Einsatzgebiete sind Willkommensfeiern als Ersatz oder Ergänzung zu einer kirchlichen Taufe oder auch Jubiläumsfeiern, bei denen auf gemeinsam Erreichtes zurückgeblickt und das Ehegelöbnis erneuert wird.

Tips: Sind Trauungen durch Freie Redner anerkannt?

Ertl: Trauungen durch Freie Redner sind rechtlich nicht anerkannt. Für eine rechtlich anerkannte Trauung benötigt man ein Standesamt, dies ist gesetzlich geregelt. Freie Trauungen sind als Zeremonien anzusehen, die persönlich und individuell gestaltet werden können.

Wöss: Der Freie Redner ist weder ein Pfarrer noch ein Standesbeamter, eher eine Art Zeremonienmeister. Er darf auch aus rechtlichen Gründen den berühmten Satz „Ich erkläre Euch hiermit zu Mann und Frau“ nicht sagen. Das dürfen nur Standesbeamte. Das bedeutet aber nicht, dass eine Freie Trauung keinen festlichen Charakter haben kann. Viele Brautpaare heiraten im kleinen Kreis am Standesamt und wünschen sich zusätzlich eine große Feier mit einem festlichen Rahmen in einer schönen Location. Dieser Wunsch kann durch eine Freie Trauung erfüllt werden. Oft ist eine kirchliche Trauung auch gar nicht möglich, z.B. bei Geschiedenen oder gleichgeschlechtlichen Paaren oder aus persönlichen Gründen nicht gewünscht. Hier bietet die Freie Trauung eine Möglichkeit für eine festliche Zeremonie.

Tips: Welche Bedeutung hat Religion oder Spiritualität für Euch?

Ertl: Mich persönlich interessieren die verschiedenen Glaubensrichtungen sehr. Da ich schon sehr viel gereist bin, bin ich mit diesen Themen oftmals in Kontakt gewesen. Ich finde es sehr spannend und bereichernd, wie unterschiedlich die Menschen in den verschiedenen Ländern durchs Leben gehen. Auch wie die unterschiedlichen Kulturen mit Trauer, Geburt der Kinder, Hochzeit umgehen, ist sehr interessant.

Wöss: Ich würde mich als sehr spirituellen Menschen bezeichnen. Ich glaube, dass es da etwas gibt, das uns Menschen auf einer höheren Ebene miteinander verbindet. Ich glaube auch nicht, dass das Leben nach dem Tod endet, sondern dass es irgendwie weiter geht oder von vorne beginnt. Ich fühle mich aber keiner Religion besonders zugeneigt und lehne auch diesen absoluten Wahrheitsanspruch der einzelnen Religionen ab, der oft dazu führt, dass Menschen in die braven Gläubigen und die Ungläubigen/Sünder eingeteilt werden. In Wahrheit geht es ja in allen Religionen um dasselbe, es wird nur mit anderen Worten erzählt und die Heiligen und Propheten heißen anders. Da­rum sollte aber keine Religion besser oder richtiger oder wahrhaftiger sein als eine andere.

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