Challenge: Zeichen setzen gegen Mobbing und Cybermobbing
SCHÄRDING. Sich stark machen dafür, dass Mobbing sichtbar wird, und ein Statement setzen, dass Mobbing alles andere als legitim ist, das haben sich die Schärdingerin Stephanie Lehner und ihre Mutter Maria Lehner zur Aufgabe gemacht. Sie haben die Internetseite www.wir-sind.online und eine Social Media Challenge ins Leben gerufen. Jeder darf mitmachen und ein Zeichen setzen.
„Bei der Challenge geht es darum, ein Statement gegen Mobbing zu setzen innerhalb eines Videos (Anm.: in den sozialen Netzwerken), den Hashtag 'sichtbarsein' zu verwenden und drei bis fünf Freunde zu markieren“, erklärt Stephanie Lehner. Mitmachen kann „jeder, den das Thema berührt, der damit Erfahrungen gesammelt hat. Oder ein Angehöriger, Bekannter, dem es wichtig ist, dass das Thema mehr gehört und gesehen wird.“
Persönliche Erfahrung
Ihr Bruder ist vor ein paar Jahren selbst zum Mobbingopfer geworden. Deswegen sei es ihr und vor allem ihrer Mutter so wichtig, darauf aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren. „Als selbst betroffene Mama von einem gemobbten Kind erkannte ich eine gewisse Starre und Hilflosigkeit in mir“, erzählt Maria Lehner und ergänzt: „Mir gelang es, dass mein Kind nun in einem mobbingfreien Leben angelangt ist und all dies zurück liegt. Mir ist es immer wieder wichtig, Projekte mit einem Mehrwert, einem Füreinander-da-Sein, zu organisieren.“
Vormerken: 7. Juni
Am 7. Juni gibt es einen „Special Day“ auf der Webseite. „Der Specialday #sichtbarsein ist ein Tag, der sich gegen Mobbing stellt. An diesem Tag gibt es sieben Interviews, die vorab aufgezeichnet wurden und über den Tag verteilt freigeschaltet werden. Diese bleiben – im Gegensatz zu den anderen Videos des Online-Kongresses – online“, so Maria Lehner.
Online-Kongress
Am 9. Juni findet dieser Online-Kongress statt. „40 Speaker kommen zusammen und es geht hauptsächlich um Persönlichkeitsentwicklung und das Mindset. Generell sind wir in einer Zeit, wo Persönlichkeitsentwicklung und Selbstfindung immer mehr ein Thema sind“, so Stephanie Lehner. Für den Online-Kongress kann man sich kostenlos unter www.wir-sind.online anmelden. Täglich werden für sieben Tage für 24 Stunden Videos freigeschalten.
Kinder stärken mit Yoga
Auch Stephanie Lehner wurde von der Zeit, in der ihr Bruder gemobbt wurde, geprägt. Sie arbeitet in Schärding als Kinder-Yoga-Lehrerin und versucht hier Übungen einzubinden, die die Kinder erden und stärken.
Bekannte Personen dabei
Bei der Challenge machen sich auch Influencer und Personen des öffentlichen Lebens stark und setzen ebenfalls ein Zeichen. Einer ist Carsten Stahl, einer der bekanntesten Anti-Mobbing-Coaches Europas und durch einige Fernsehproduktionen bekannt. „Mobbing ist seit Generationen ein Problem. Durch die Einführung der Smartphones und Digitalisierung hat sich das Mobbing zusätzlich in den Chats und ins Netz gesetzt. Der Unterschied ist: in einer Klasse ist es schon schlimm, aber es bleibt meistens in den Klassen. Aber durch die Digitalisierung, dem Cybermobbing, nimmt jeder daran teil. Cybermobbing ist der Grund warum sich weltweit die meisten Kinder umbringen“, so der Experte aus Deutschland. „Mobbing zerstört die Seele eines Menschen über einen langen Zeitraum, Cybermobbing zerfetzt die Seele in ganz kurzer Zeit.“
43 Delikte im Jahr 2021
In den Schulen werden rund 15 bis 20 Prozent einmal Opfer von (Cyber-)Mobbing. In Österreich ist es mittlerweile eine Straftat und wird mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe bestraft. Im Jahr 2021 wurden in OÖ 43 Delikte angezeigt, so die Landespolizeidirektion OÖ.
Worte können zu Waffen werden
Für Stahl ist es wichtig, dass alle begreifen, wie schlimm Taten und Worte sind: „Das Handy ist eine Waffe. Wenn man es mit bestimmten Worten, Taten, Lügen füllt und abdrückt, dann kann es einen Menschen in den Tod treiben. Genauso wie Worte zu Waffen werden können. Worte sind wie Kugeln, die durch den Mund – die Waffe – abgefeuert werden.“ Mobbing beginnt meist schon in der 2. Klasse. „Und dann kommen sie in die Oberstufe und das nimmt noch einmal eine ganz andere Kraft an.“ Vor allem die Mittäter sind ein Problem: „Niemand möchte ein Opfer sein, niemand möchte ausgegrenzt sein. Um dazu zu gehören, machen irgendwann fast alle entweder mit oder schauen dabei zu. Oder fangen sogar an.“ Es sei wichtig, Hilfe zu holen und aufmerksam zu machen. Man verlange dabei aber nicht, dass man dazwischen geht, wenn man Angst hat.
Auch die Lehrer nimmt Stahl in die Pflicht. Diese müssen eingreifen und sensibilisieren: „Wenn ein Lehrer nicht eingreift, dann gilt das für die Schüler als stille Duldung.“ Bei Mobbing geht es um zwei Dinge: „Macht und um seine Position“. Gute Nachrichten gibt es dennoch: „Mobbing zu bekämpfen ist nicht schwer. Man muss nur offen mit den Schülern reden und umgehen.“ Schützen kann man vor allem die Kinder mit Prävention und Aufklärung
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