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Sebastian Michetschläger holt den Sieg beim Race Around Austria

Elena Auinger, 22.08.2022 13:00

ST. ROMAN. Sebastian Michetschläger rollte am 9. August nach einer kurzen Umarmung mit seinem Hauptkonkurrenten und Freund Philipp Kaider als Letzter mit der Startnummer 1 von der berühmten Startrampe des Race Around Austria. Sowohl Michetschläger als auch die gesamte Crew wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was alles auf sie zukommt.

 (Foto: Luka Zavodnik)
photo_library (Foto: Luka Zavodnik)

Richtig emotional wurde es dann bereits in Schardenberg, wo eine unzählige Schar treuer Fans, Begleiter und Unterstützer den Ultrarennfahrer um Mitternacht den kleinen Anstieg hinaufpeitschte als gäbe es kein Morgen. Die weiteren Nachtstunden verliefen ruhig bzw. nach Plan.

Aufregend wurde es dann wieder am nächsten Tag als Sebi mit der Zeitfahrmaschine mitten im Waldviertel unterwegs war und versuchte mit einer Hand seinen Funk zu richten. Aufgrund des extrem starken Windes kam er dann leider zu Sturz. Dieser kleine Unfall verlief sich zwar in einer Wiese, weshalb er Glück im Unglück hatte und keine größeren körperliche Probleme davontrug, jedoch war der Frust und Ärger darüber so groß, dass er die nächste halbe Stunde daran zweifelte, ob er das Rennen wirklich weiterfahren sollte. Und das, obwohl er zu diesem Zeitpunkt mit einem bequemen Vorsprung in Führung lag. Darauf folgten starke Magenprobleme und ein Aufnahmestopp der sonst so bewährten Flüssignahrung. Die Crew war somit gefordert, ihm die nötigen Kohlenhydrate auf andere Weise zuzuführen. Dies gelang mit dem Iso-Getränk und Kamillentee mit Maltodextrin auch ganz gut, war jedoch keine Dauerlösung. Als sich der heiße Tag zu Ende neigte, fühlte er sich wieder besser und konnte langsam aber sicher wieder zumindest teilweise auf die Flüssignahrung zurückgreifen. Nach einer Renndauer von etwa 27 Stunden wurde ihm dann auch die erste 20-minütige Schlafpause gegönnt.

Auf dem höchsten Punkt der Tour

Anschließend ging es langsam aber sicher weiter in Richtung Lesachtal und Großglockner. Dort durfte sich Michetschläger dann kurz mal auf andere bekannte Gesichter freuen, da er nämlich von einem kleinen aber sehr feinen Teil des Fanclubs überrascht wurde. Nachdem der höchste Punkt und somit das Dach der Tour erreicht wurde, wartete mit dem Gerlospass schon der nächste harte Brocken.Gemäß dem Motto „Keine Gnade für die Wade“ rauschte er aber auch diese Steigung mitten in der Nacht in horrendem Tempo hinauf. Dann wurde es aber das erste Mal richtig brenzlich. Fast oben angekommen, klagte er über immer stärker werdende Müdigkeit. Die zum dortigen Zeitpunkt agierende äußerst kompetente Nachtschichtcrew konnte ihm jedoch vor der Abfahrt keine Schlafpause mehr geben, da er sonst nach der Rast eine lange Abfahrt vor sich gehabt hätte und diese Situation eher suboptimal gewesen wäre. Somit wurde die etwa 25 Kilometer lange Fahrt ins Tal zu einer richtigen Harakiri-Aktion, denn der Rennfahrer hat aufgrund des Schlafentzuges eigentlich nicht mehr viel gesehen. Daher kam es dann auch zu Funksprüchen wie z.B: „Sebi weiter rechts, weiter rechts!“, „Sebastian hoit di a bissl weiter links“ oder „Achtung Sebi, von vorne kommt a Auto, fahr weiter rechts“. Ein Sturz konnte dabei mehrere Male nur noch ganz knapp vermieden werden. Hinzu kam noch, dass ihm aufgrund des enormen Schlafentzuges massiv kalt war und er teilweise nur noch schrie vor Kälte und Müdigkeit. Irgendwie schaffte er es dann aber doch hinunter bis Zell am Ziller wo er dann die nächste 20-minütige Schlafpause bekam.

Von diesem Zeitpunkt an machten sich dann aber langsam die ersten leichten Halluzination bzw. Erinnerungslücken bemerkbar. Nach der Pause glaubte er nämlich, dass er von der Crew lediglich umgezogen wurde und nicht geschlafen hat. Trotzdem strampelte er brav weiter durch die vorletzte Nacht und überstand diese dann auch entsprechend gut. Als am Morgen die Sonne aufging und Sebi wieder Tageslicht zu Gesicht bekam, war er wieder halbwegs frisch und zumindest psychisch wieder in „Normalzustand“. So kämpfte er sich am letzten vollen Tag durch das „Ländle“, um dann am Abend über den stark befahrenen Fernpass in die letzte Nacht hineinzufahren. Und genau diese Nacht verlangte nicht nur Sebastian, sondern auch der gesamten Crew nochmals alles ab.

Schwierige Phase

Am Fernpass oben angekommen wartete wieder eine lange Abfahrt und das Spiel von der vorherigen Nacht begann wieder von vorne. Brutale Müdigkeit, Konzentrationslosigkeit und Abstecher in die neben der Straße gelegenen Wiese, bei denen irgendwie mit Müh und Not mehrere Stürze vermieden werden konnten, hielten die Crew auf Trab. Unten angekommen gab es dann sofort die erste Schlafpause der letzten Nacht. Leider zeigte diese Pause jedoch anders als die bisherigen keine Wirkung und Sebastian fing immer mehr an zu halluzinieren. Plötzlich fragte er die Crew, ob sie eh „die Schachtel“ mithaben, fing an „La Le Lu“ zu singen oder beklagte sich, warum genau jetzt so viele Autos nach St. Georgen fahren. Doch auch das Tempo war jetzt völlig weg. Er schaffte es einfach nicht mehr in einen halbwegs akzeptablen Tritt zu kommen. Nur sehr langsam näherte er sich Innsbruck, wo wie durch ein Wunder die absolute Wende und somit womöglich auch ein rennentscheidender Moment passieren sollte. Am Stadtrand wartete nämlich mitten in der Nacht mit Daniel Biehler der Sieger der heurigen Challenge (rund um OÖ) mit dem berühmt-berüchtigten „Winner-Trikot“ um Sebi ein paar Meter zu begleiten. Plötzlich legte sich bei ihm von einer Sekunde auf die andere ein Schalter um und es war ihm wieder bewusst, warum er überhaupt gerade auf dem Rad sitzt und was er hier eigentlich macht. Sofort gratulierte er Daniel zu seinem Sieg und die Kommunikation zwischen Sebastian und der Crew näherte sich wieder einem „normalen“ Dialog. Die Nachtschichtcrew war heilfroh, weil sie wussten, dass er jetzt einfach wieder „da“ ist und sofort merkten, dass es von nun an wieder bergauf mit ihm ging.

In Wörgl gab es dann kurz vor dem Morgengrauen nochmals die letzte 20-minütige Schlafpause, um die letzten Stunden und Kilometer möglichst fit herunterspulen zu können. Die Gänsehaut und die Vorfreude auf die Zielankunft wurden immer größer. Mittlerweile wurde die Crew auch von den Fans begleitet und angefeuert. Um Punkt 14.59 Uhr war es dann so weit: Sebi durfte nach genau drei Tagen und 18 Stunden sein bisher größtes Abenteuer und die größte Herausforderung in seinem Leben mit dem Sieg in der Race Around Austria Extreme Solo Wertung beenden.


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