INNVIERTEL/TAUFKIRCHEN AN DER PRAM. Florian Kurz ist Suchhundeführer und Ausbildungsleiter der Suchhundestaffel des Roten Kreuzes Braunau. Im Tips-Interview erzählt der Taufkirchner mehr über die Suchhunde-Ausbildung sowie die Arbeit der Suchhundestaffel des Roten Kreuzes.
Tips: Wie sind Sie zu den Suchhunden des Roten Kreuzes gekommen und was ist Ihre Hauptaufgabe?
Florian Kurz: Ich habe meine Hündin Stella damals schon mit dem Hintergedanken bekommen, sie zum Suchhund auszubilden. Mittlerweile sind wir ein geprüftes Einsatzteam und haben schon einige Einsätze hinter uns. Aufgrund meiner Erfahrung und Ausbildung zum Tierschutzqualifizierten Hundetrainer bin ich nun auch Ausbildungsleiter der Flächensuchhunde der Staffel Braunau.
Tips: Wie sieht die Suchhunde-Ausbildung aus, sowohl für den Hund als auch für das Herrchen bzw. Frauchen?
Kurz: Die Ausbildung zum Suchhundeteam ist ein langer Prozess und hat einige Facetten. Der Hundeführer muss Ausbildung in den Bereichen Erste Hilfe, Karte/Kompass/GPS, Einsatztaktik, Hundetraining und einiges mehr absolvieren und bis zur Prüfung auch schon Einsatzerfahrung als Helfer (also ohne Hund) gewinnen. Viele glauben, ein Suchhund wird irgendwo in ein „Ausbildungslager“ geschickt und wird dem Hundeführer dann „fertig“ zur Verfügung gestellt, dem ist aber nicht so: Die Hunde sind die privaten Hunde der Hundeführer und diese müssen die Ausbildung selbst mit dem Hund durchführen. Zuerst geht es im Training darum, dass „Menschen toll sind“ – vor allem Liegende und Sitzende. Der Hund lernt, dass es sich lohnt, im Wald nach Menschen zu suchen. Auch muss der Hund verstehen, dass er, bevor er von dem Menschen eine Belohnung bekommt, eine „Anzeige“ machen muss, also beim Vermissten bleiben und zu bellen, bis der Hundeführer da ist. Ist das geschafft, muss der Hund Ausdauer bekommen und das Erlernte in verschiedensten Situationen perfektionieren: wenn es regnet, in völliger Dunkelheit, in Einsatzsituationen, wenn Hektik vorherrscht und viele Einsatzkräfte unterwegs sind, wenn Blaulicht blitzt oder Sirenen und Martinshörner zu hören sind etc. Nach zwei bis vier Jahren ist es dann so weit, dass das Suchhundeteam in einem dreischrittigen Prüfungsprozess zum Einsatz zugelassen wird.
Tips: Ist grundsätzlich jeder Hund bzw. jede Hunderasse für die Ausbildung zum Suchhund geeignet? Welche Grundvoraussetzungen muss ein Hund mitbringen?
Kurz: Jein, grundsätzlich kann man (fast) jeden Hund zum Suchhund ausbilden – im Deutschen Roten Kreuz gibt es beispielsweise einen einsatzgeprüften Chihuahua, „Herr Müller“, welcher als vollwertiger Suchhund geführt wird. Viel wichtiger als die Rasse sind die „Soft Skills“ des Hundes, denn Motivierbarkeit, Arbeitswille und gute Sozialisierung gegenüber Menschen und anderen Hunden ist eine Voraussetzung für die Ausbildung zum Suchhund. Die Größe des Hundes sollte – Herr Müller bestätigt als Ausnahme die Regel – nicht zu klein sein, jedoch auch nicht zu groß.
Tips: Wie oft wird mit den Suchhunden trainiert und wie läuft dieses Training ab?
Kurz: Wir trainieren einmal wöchentlich gemeinsam in der Staffel, abwechselnd wochentags am Abend oder am Wochenende, die Trainings dauern dann meist zwei bis drei Stunden, wobei es auch mal länger dauern kann, speziell wenn längere Suchen trainiert werden. In den Trainings wird abwechselnd (also ein Hund nach dem anderen) mit den Hunden genau das geübt, was gerade wichtig ist für das jeweilige Mensch-Hund-Team. Das sind zum Teil einfache Übungen, die nur wenige Minuten dauern, bis hin zu Suchen über längere Zeit (bis zu 45 bis 60 Minuten). Nebenbei muss sich der Hundeführer aber auch außerhalb des Trainings um die Grunderziehung des Hundes kümmern, den Hund fit halten, manche Übungen auch außerhalb der Trainings zu Hause vertiefen und schlussendlich zusätzlich zu den Trainings auch noch an Einsatzübungen, Einsätzen und Ausbildungen teilnehmen.
Tips: Wird auch ein Misserfolg, sprich ein nicht erfolgreicher Einsatz trainiert?
Kurz: Ja, denn gerade im Einsatz ist es sehr oft so, dass der Hund in seinem Suchgebiet niemanden findet und auch damit muss er umgehen können. Wichtig dabei ist, dass der Hund aber nicht demotiviert wird, denn ein Misserfolg ist immer frustrierend für den Hund. Daher wird auch bei Misserfolg im Einsatz der Hund von einem Helfer noch einmal motiviert: Der Hund sucht ganz kurz den Helfer und wird dann für’s Finden belohnt.
Tips: Die Kombination von Suchhund und Rotem Kreuz erscheint sehr günstig, zumal es sich bei Vermissten oft auch um Verletzte handelt: Wie sieht diese Kombination in der Praxis aus?
Kurz: Suchhundeführer:innen haben zwar manchmal auch eine Rettungssanitäter-Ausbildung, dies ist zwar wie angesprochen günstig - aber nicht Pflicht. Viel wichtiger ist im Einsatz eine professionelle Zusammenarbeit zwischen allen Einsatzorganisationen. Alle Hundeführer:innen haben eine regelmäßig aufgefrischte Erste-Hilfe Ausbildung und können somit die kurze Zeit gut überbrücken, bis Rettungsteams beim Vermissten eintreffen, um diesen zu versorgen und abzutransportieren.
Tips: Wie kann man Suchhundeführer beim Roten Kreuz werden?
Kurz: Zuallererst muss man bereit sein, sehr viel Zeit zu investieren, denn Training, Übungen, Ausbildungen, Einsätze in ganz Oberösterreich, Prüfungen und vieles mehr nimmt sehr viel Freizeit in Anspruch. Man sollte auch gut mit Stresssituationen zurechtkommen, denn manchmal gehen Sucheinsätze auch mit einem tragischen Ausgang einher und damit müssen die Hundeführer natürlich auch zurechtkommen. Wer jetzt noch nicht abgeschreckt ist und einen jungen Hund hat oder plant, sich einen zuzulegen, ist herzlich willkommen, sich bei der Rotkreuz-Bezirksstelle Braunau zu melden – auch wenn die Plätze begrenzt sind, freuen wir uns über neue Gesichter und Schnauzen.
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