Harte Muskeln, weiche Leiste – Leistenbruch betrifft immer mehr Männer
SCHÄRDING. Schluss mit dem Schwabbelbauch und weg mit dem Rettungsring. Immer mehr Männer sagen den Fettdepots in der Körpermitte den Kampf an und trainieren im Fitnessstudio für den begehrten Waschbrettbauch. „Das übermäßige Training kann jedoch einen unerfreulichen Nebeneffekt haben: Ein Teil der Männer entwickelt eine „weiche Leiste“, das die Vorstufe zum Leistenbruch ist“, informiert Christoph Kopf, Leiter der Abteilung für Chirurgie am LKH Schärding.
Zuerst ist oft nichts zu spüren, doch dann wird ein kleiner Knubbel in der Leistengegend sichtbar, der zu einer größeren Beule anwachsen kann: Ein Leistenbruch tritt pro Jahr sehr häufig auf, vor allem bei Männern. „Im LKH Schärding werden jährlich knapp 300 Bruch-Operationen auf der 31 Betten umfassenden chirurgischen Abteilung durchgeführt. Rund 70 Prozent betreffen die Sanierung eines Leistenbruches“, erklärt der erfahrene Mediziner.
So entsteht ein Leistenbruch
Ein Leistenbruch tritt um den Leistenkanal auf. Dieser Kanal liegt beim Menschen auf beiden Körperseiten etwa zwischen Unterbauch und Oberschenkel. Der Leistenkanal entsteht schon in der embryonalen Entwicklung. Bei männlichen Embryonen wandert der Hoden nach unten, bei weiblichen ist dies der Weg für das Mutterband, das mit der Gebärmutter verbunden ist. „Bei Männern ist der Kanal weiter als bei Frauen, da das Sinken des Hodens mehr Platz benötigt, als das Mutterband. Aus diesem Grund treten rund 90 Prozent aller Leistenbrüche bei Männern auf und nur etwa zehn Prozent bei Frauen“, sagt Christoph Kopf und erläutert weiter, dass man „von einem Bruch spricht, wenn Teile des Bauchfells in den Leistenkanal gedrückt werden und dort vorerst bleiben.“ Bei angeborener Bindegewebsschwäche kann sich der Kanal allmählich weiten. Ein extremes Bauchmuskeltraining, wie etwa bei Sit-ups aus der Schrägebene, wird dies zusätzlich gefördert. Je kräftiger die Muskulatur, desto mehr wird die Lücke aufgezogen.
Eingeweidebruch
Dadurch kann es schließlich zum sogenannten Eingeweidebruch kommen: Die Schwachstelle in der Bauchwand hält dem Druck der nach außen drängenden Organe nicht stand, die Muskulatur reißt ein, der Darm wölbt sich nach außen. Außerdem könne es Sportler wie Gewichtheber treffen, da bei ihnen ein Teil des Drucks der Gewichte auf die Bauchmuskeln übertragen wird, was den Druck im Bauchinnenraum erhöht und ebenfalls Darm in den Leistenkanal drücken kann. Ein weiterer Grund für einen Leistenbruch kann ein zu großer Bauchumfang sein. Durch diesen weitet sich das Gewebe, sodass sich bereits kleine vorhandene Lücken am Leistenkanal ausdehnen und Baucheingeweide und Darmschlingen durchlassen können.
Behandlung von Leistenbrüchen
Früher wurden Leistenbrüche mit dem Bruchband gehalten, wodurch aber nichts zusammenwächst. Daher rät man heute zu einer raschen Operation. Dabei stehen zahlreiche operative Methoden und Materialien für die Behandlung zur Verfügung: Über offene Schnitttechniken mit direkter Naht und/oder zusätzlicher Netzverstärkung bis hin zu den verschiedensten laparoskopischen Methoden (TEP, TAPP, IPOM) bietet das LKH Schärding das gesamte Spektrum der derzeit gängigen Operationsverfahren an. Werden Kunststoffnetze eingesetzt, so bilden diese gemeinsam mit der körpereigenen Narbenbildung eine zusätzliche Stabilisierungsschicht. Auch für die minimal invasiven Verfahren (Knopflochchirurgie) ist die Verwendung eines Netzes möglich.
Individuelle Beratung
Bruchoperationen werden vom Schwierigkeitsgrad oft unterschätzt. Keine OP-Methode ist für jeden Betroffenen gleich gut geeignet, sodass für jeden einzelnen ein maßgeschneidertes Versorgungskonzept erstellt werden muss. Ziel ist es, die Patienten individuell zu beraten und zu behandeln. Die Operationen können in Allgemein-, Regional- oder Lokalanästhesie – als tagesklinischer Eingriff oder kurzzeitstationärer Aufenthalt – durchgeführt werden.
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