Neuhaus: Innlände wird als Flusslandschaft mit Pegelturm inszeniert
NEUHAUS/SCHÄRDING. „Die Jahrzehnte als Parkplatz von Schärding sind beendet“, verkündet Bürgermeister Stephan Dorn beim Spatenstich zum ersten Teilprojekt baulicher Maßnahmen, durch die Schärdings bayerische Nachbargemeinde Neuhaus „ein Gesicht“ bekommen soll – und Schärding ein aufgewertetes Gegenüber mit hoher Aufenthaltsqualität.
Neuhaus verdanke – wie Schärding auch – dem Inn seinen Wohlstand, erklärte Bürgermeister Dorn. Der Fluss sei allerdings Segen und Fluch für Neuhaus. Weil es für den Ort keinen Hochwasserschutz gab, kam es nach dem Hochwasser 1954 zur wohl einschneidendsten Maßnahme in Bayern, einer Aussiedlung: „Neben Wohn- und Geschäftshäusern gingen mit der Hochwassersanierung ein Kino, sieben Wirtshäuser und eine Brauerei unter“, berichtet der Gemeindechef.
Neues Kapitel für „Glascherbenviertel von Schärding“
Zurück blieb ein Ort, den die Biermösl Blösn bei einem kabarettistischen Auftritt in Neuhaus als „Glasscherbenviertel von Schärding“ bezeichneten. Bis heute fühle man sich als Parkplatz für die schöne Barockstadt auf der anderen Seite des Inns. Nun werde ein neues Kapitel in der Geschichte von Neuhaus aufgeschlagen, verkündete Dorn beim Spatenstich an der Schärdinger Straße – an einer Stelle, wo ein massives Hochwasser schon einmal fünf Meter misst. Neuhaus bekomme jetzt schrittweise mit dem neuen Gesicht eine neue Identität.
Gewinnerprojekt setzt auf Naturraum
Aus den zehn Teilnehmern des 2020 ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs ging jenes der Münchner Landschaftsarchitekten und Stadtplaner „lohrer.hochrein“ als Sieger hervor. Ihr Entwurf sehe eine Stärkung der Identität von Neuhaus gegenüber der Kulisse von Schärding vor, erklärt Ursula Hochrein. Es gehe auch um die touristische und kulturelle Vernetzung der Inngemeinden. Für die einzigartige Landschaft der Innlände werde durch eine Klippenstruktur ein sanfter Übergang zum Inn geschaffen, die – so setzt die Planerin nach – auch ermöglichen soll, einen guten Umgang mit dem Hochwasser zu haben. Zwischen den Klippen sei genügend Platz, um nach einem Hochwasser den Schlamm mit Baggern wegzuräumen.
„Die Innlände wird phänomenal“
In der Aufgabenstellung des Wettbewerbs auch vorgesehen war auch ein „Pegelturm mit temporärer Gastronomie“. Die Stahlbeton- und Stahlkonstruktion des Gewinnerprojekts soll mit Außenwänden in Holz-Leichtbau ummantelt werden. „Die Innlände wird phänomenal“, ist Hochrein begeistert vom geplanten Landschaftsraum, der besonders widerstandfähig bei Hochwasser sein soll und insgesamt eine naturschutzfachliche Aufwertung erfahre.
Zwei Millionen Euro für ersten Bauabschnitt
Ziemlichen starken zeitlichen Druck machte der Neuhauser Bürgermeister, was den Zeitpunkt des Baubeginns betraf. „Im nächsten Jahr hat Schärding ja die Landesgartenschau“, erklärt Dorn das nun vorgelegte „Rekord-Tempo“ beim Spatenstich. Mit Geh- und Radweg werde gleich zu Beginn die Schärdinger Straße saniert. Nach der Sanierung gelte dann eine 70-er statt der aktuellen Hunderter-Beschränkung. Der Ehebach wird renaturiert und mit drei Geh- und Radweg-Brücken versehen. Der bayerische Bauminister Christian Bernreiter verwies auf die positiven Effekte für die darniederliegende Bauwirtschaft: Für den ersten Bauabschnitt werden etwa zwei Millionen Euro investiert. Fertiggestellt soll dieser Bereich bis Ende 2024 sein. 2026 werde mit dem nächsten Bereich begonnen.
„Keine Angst vor Parkplatzproblem“
Der Passauer Landrat Raimund Kneidinger scherzte, dass die Schärdinger nun wohl Sorge hätten, dass sie zukünftig ein Parkplatzproblem bekämen. Das habe er keinesfalls, stellte Schärdings Bürgermeister Günter Streicher klar. Einerseits seien ja auch in der Neugestaltung der Innlände Parkplätze vorgesehen. Schärding bekomme zudem im Anschluss an die Landesgartenschau 130 zusätzliche Parkplätze im Bereich des Freibads. Vielmehr freute sich Streicher über den Start der Neugestaltung und Aufwertung – und darüber, dass in den Reden zum Spatenstich „Schärding ja mehr als 30 Mal genannt wurde“.
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