Faber-Castell schließt nach mehr als 60 Jahren das Werk in Engelhartszell
ENGELHARTSZELL. (Update) Nach mehr als sechs Jahrzehnten schließt der deutsche Schreibwarenhersteller Faber-Castell sein Werk in Engelhartszell im Bezirk Schärding. Wie das Unternehmen mitteilte, soll der Standort aus wirtschaftlichen Gründen bis Sommer 2026 stillgelegt werden. Nun wandten sich Bürgermeister Roland Pichler und Friedrich Bernhofer, Alt-Bürgermeister der Marktgemeinde Engelhartszell, in einem offenen Brief an das Unternehmen.
Von der Schließung sind 41 Mitarbeiter betroffen. Der Konzern begründet den Schritt mit wirtschaftlichen Problemen, rückläufigem Produktionsvolumen und gestiegenem Wettbewerbsdruck. Eine Trendwende sei nicht in Sicht, erklärte Vorstandsvorsitzender Stefan Leitz. Für die Beschäftigten werden laut Faber-Castell „faire Perspektiven durch Qualifizierungsmaßnahmen oder sozialverträgliche Lösungen“ geprüft. Das Unternehmen sei bereits in Gesprächen mit der Arbeitnehmervertretung, wird betont.
Geschichte des Werks
Das Traditionswerk wurde 1963 gegründet und produzierte in Spitzenzeiten über 40 Millionen von Stiftkomponenten und Textmarkern für den Weltmarkt. Die Ursprünge des Standorts sollen auf den Grafen Roland von Faber-Castell zurückgehen, der in der Region Wald- und Grundbesitzer war. Die Stückzahlen seien in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Bis zur Schließung sollen die Produktionsanlagen schrittweise an den Standort Lima (Peru) verlagert werden. Die Lieferfähigkeit für Kunden bleibe aber weiterhin gewährleistet.
Offener Brief an Faber-Castell
Bürgermeister Roland Pichler und Alt-Bürgermeister Friedrich Bernhofer appellieren in einem offenen Brief an die Eigentümerfamilie von Faber-Castell, die angekündigte Schließung des Werks in Engelhartszell zu überdenken. Sie erinnern an die 60-jährige Verbundenheit seit der Grundsteinlegung 1962 sowie an die bei der 60-Jahr-Feier 2023 in Aussicht gestellte Werkserweiterung. Die Gemeinde habe dafür bereits ein angrenzendes Grundstück bereitgestellt. Die nun geplante Stilllegung würde alle 41 Arbeitsplätze am Standort kosten und treffe viele Betroffene in einem Alter mit schlechten Jobchancen in der Region. Die Verfasser verweisen auf die Tradition des Familienunternehmens und bitten, mithilfe interner Umstrukturierungen den Standort doch zu sichern und auszubauen: „Erhalten und stärken Sie Ihr Werk Engelhartszell durch die geplante und zugesagte Erweiterung – für Ihre Bediensteten und für unsere Region in Oberösterreich.“
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