Scheibbs erzählt - Franz Gloser über sein Buch mit Geschichten und Anekdoten rund um die Bezirkshauptstadt
SCHEIBBS. Franz Gloser war jahrzehntelang Gemeindebediensteter in Scheibbs, davon 13 Jahre Kulturamtsleiter und Lokalreporter und hat Geschichten über Scheibbs und über Scheibbser Personen oder solche, die einen besonderen Bezug zu der Bezirkshauptstadt haben, in einem Sammelband zusammengetragen. Sein langjähriger Freund, der ehemalige Hauptschullehrer, Maler und Karikaturist Josef Reisinger verfasste dazu zahlreiche Illustrationen.
Tips: Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Gloser: Ich wollte in früheren Zeiten Schriftsteller werden und habe auch einen eineinhalb Jahre dauernden Schriftstellerlehrgang als Fernkurs besucht, stellte aber dann fest, dass es mir am Talent fehlt – obwohl bei einem Drehbuchwettbewerb des ORF habe ich die Länderausscheidung für Niederösterreich gewonnen, für Tirol war es damals Felix Mitterer, für Vorarlberg Reinhold Bilgeri. Einem Freund, Wolfgang Zimprich habe ich immer wieder Geschichten und Anekdoten über Scheibbs erzählt. Er war es auch, der die Buchveröffentlichung initiiert hat.
Tips: Worum geht es in Ihrem Buch „Scheibbs erzählt“?
Gloser: Es geht um Ereignisse und Geschichten über Personen in Scheibbs und Personen, die mit Scheibbs etwas zu tun haben oder hatten. Die älteren Leser aus der Gegend werden sich noch an viele Ereignisse selber erinnern, für junge Leser und „Zugereiste“ ist es sicher spannend, diese Geschichten zu lesen und sie werden staunen, was es in Scheibbs einmal alles gegeben hat, wie zum Beispiel einen Schilift oder einen Segelfliegerklub. Auch bekannte Personen oder Ereignisse haben einen Bezug zu Scheibbs – so hat zum Beispiel die Feuerfest Polka von Josef Strauß einen Bezug zu einem Scheibbser. Oder da gibt es das Scheibbser Original Josef Köck, der „Bergfex“, der große Ähnlichkeit mit Luis Trenker hatte.
Tips: Ihr Buch ist jetzt als Taschenbuch erschienen. Was glauben Sie, warum hat das Buch einen solch großen Erfolg?
Gloser: Das Buch ist im November 2013 erschienen und am darauffolgenden Neujahr war es schon vergriffen. Das Buch kann „seitenweise“ gelesen werden – es sind Einzelgeschichten, die Großteils zum Schmunzeln einladen. Das Taschenbuch kann jetzt wieder von Interessierten auf ihr Nachtkastel gelegt werden, schmunzelt Gloser.
Tips: Haben Sie auch noch andere Bücher herausgebracht oder ist ein neues Buch in Arbeit?
Gloser: Ja, im Buch „Scheibbser Straßen erzählen“, werden die Namen der Straßen erklärt.
Tips: Im Buch gibt es Zeichnungen von Josef Reisinger. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande und was zeigen die Bilder?
Gloser: Josef Reisinger ist ein ehemaliger Hauptschullehrer, Maler und Karikaturist und ein langjähriger Freund von mir. Schon in der Lehrerbildungsanstalt (LBA) hat er die Lehrer karikiert. Die Zeichnungen sind so gelungen, dass die Lehrer in der LBA sie meinem Freund auch abgekauft haben. Die Zeichnungen im Buch zeigen neben Scheibbser Originalen beispielsweise auch Don Camillo und Peppone im Zusammenhang mit einer Geschichte des Kardinals Franz König, der einst Kaplan in Scheibbs war.
Auszug aus der Geschichte: Scheibbs und die „Sünderin“ Hildegard Knef - Warum war dieser Skandalfilm bei uns zweimal ausverkauft?
Heute kaum vorstellbar, dass in Scheibbs bis zum 30. Juni 1963 (…) der schönste Kinosaal (Elite-Kino) im Bezirk mit 350 Sitzplätzen zur Verfügung stand. Der Kinobesuch schwächelte in den Jahren zuvor zusehens (…) Ganz anders war es im Jahr 1952, als der Film „Die Sünderin“, gedreht von Willi Forst mit der damals sehr bekannten Schauspielerin Hildegard Knef auf den Markt kam.
Die Knef spielte eine Frau, die aus Liebe zu ihrem Mann Prostituierte, später Sterbehelferin wird und schließlich Suizid begeht. Sozusagen als „Draufgabe“ kam noch eine sekundenlange Sequenz, in der Knef – freilich hinter einem Paravent – nackt zu sehen war. Die katholische und die evangelische Kirche sowie Politiker in Deutschland opponierten heftig gegen den Film, was zur Folge hatte, dass „Die Sünderin“ bald zu einem Kassenschlager wurde.
Zurück nach Scheibbs: Als der damalige Stadtpfarrer Johann Kloiber erfuhr, dass dieser Skandalfilm auch in Scheibbs zu sehen sein würde, gab es eine dringende Aussprache mit dem Kinobesitzer Alois Blaschek. Beide wurden bald handelseins und der Pfarrer kaufte aus dem „Klingelbeutelgeld“ sämtliche Plätze der Vorstellung auf, weil er hoffte, damit das Seelenheil seiner wohl vorrangig männlichen „Schäfchen“ zu retten.
Allerdings gab es da noch den vermögenden Kupferhändler Josef Edlinger (…) Er wollte seinen Freunden diesen vermuteten „Augenschmauß“ nicht entgehen lassen. Auch er (…) kaufte eine zusätzliche Vorstellung für den späten Abend auf…
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