„Analoges Lesen bedeutet für mich eine Entschleunigung des Alltages“
WIESELBURG. Vor kurzem ließen in Purgstall regionale Schriftsteller beim Literaturfest mit Lesungen aus ihren Werken die Literatur hoch leben. Anlässlich des Welttages des Buches, am 23 April, sprach Tips mit Buchhändlern aus dem Bezirk über ihren Beruf und die Liebe zum Lesen.
Insgesamt drei Buchhandlungen gibt es im Bezirk Scheibbs. Eine davon ist die von Brigitte Fragner. Sie übernahm die Buchhandlung mit Anfang diesen Jahres.
„Bevor ich die Buchhandlung übernommen habe, habe ich mir die Frage gestellt, ob ich weitermachen soll. Ich habe viele Buchhandlungen besucht und mit Buchhändlern gesprochen und der Tenor ist gemischt. Ich hörte zum einen, dass es schwer geworden wäre, eine Buchhandlung zu führen, zumal zu Zeiten des Einkaufes über das Internet. Ebenso hörte ich von Buchhändlern, dass sie heutzutage kein Geschäft mehr übernehmen würden. Auf der anderen Seite gab es auch die, die ihre Arbeit mit so viel Leidenschaft ausüben und ein klares Bekenntnis zu ihrer Arbeit und der Führung einer Buchhandlung aussprachen“, antwortet Fragner auf die Frage der Situation der Buchhändler in der heutigen Zeit.
Online Marktplatz versus Buchhandlung
Mit dem Aufkommen des Internets hat sich auch im Buchhandel einiges geändert. Wie in allen Bereichen hat sich das Kaufverhalten der Kunden durch führende online Marktplätze verändert. Der Preis für die Bücher ist jedoch durch den gebundenen Ladenpreis festgesetzt, weshalb auch online Marktplätze neue Bücher nicht billiger anbieten können, als die Buchhändler.
„Online Shops haben den Buchhandel natürlich aufgeschreckt. Man merkt auch, dass heute viele Menschen eBooks lesen und sich die Bücher digital zulegen. Buchhandelsketten und Verlage haben eBooks und Hörbücher im Programm - für viele wäre es sonst auch nicht mehr möglich zu überleben. Ein interessanter Fakt am Rande ist, dass ein gekauftes eBook quasi nur gemietet ist, es kann beispielsweise nicht vererbt werden“, kommentiert Brigitte Fragner die Situation.
„Eigentlich bewegt sich den ganzen Tag alles um uns herum,auf den Bildschirmen der Fernseher, der Mobiltelefone und auf den Tablets. In einem Buch zu lesen bedeutet für mich auch eine Entschleunigung des Alltages und ist Entspannung pur“ (BRIGITTE FRAGNER)
„Unsere Aufgabe besteht nicht nur darin, für ein ausgezeichnetes Sortiment und beste Beratung zu sorgen, wir möchten ein Einkaufserlebnis bieten. Dem Kunden kann man viel zutrauen, nur keine Langeweile und das ist die große Chance für den stationären Buchhandel. Wir müssen aktuell und kreativ sein, möchten den Kunden überraschen, das kann ein ausschließlicher Online-Händler nicht anbieten. Wir Menschen sind empathische Wesen, wir brauchen ein soziales Umfeld, das persönliche Gespräch und wo wäre man da nicht besser aufgehoben als in einer kleinen, persönlich geführten Buchhandlung. Die Möglichkeit dem Kunden zusätzlich online zu begegnen, rundet unsere Leistung als Händler ab und ist ein spannender und wichtiger Schritt für die Zukunft, dem man offen begegnen sollte“, so Herta Widhalm, Inhaberin der Buchhandlung Herta Widhalm in Scheibbs.
Rudolf Ebner ist seit 49 Jahren im Buchhandel tätig. „In den Jahren hat sich einiges geändert. Bestellte man früher noch per Telefon oder Post, geschieht dies heute über das Internet. Auch im Verkauf hat sich einiges geändert, heute sind Novitäten, also neue Bücher, sowie viel Literatur zu Populärwissenschaftlichen Themen gefragt. Literaturklassiker werden eher weniger verkauft. Früher waren die Kunden vom Alter her bunt gemischt, heute zählen eher ältere Menschen zu unseren Kunden“, erzählt Rudolf Ebner über die Veränderungen in der Buchhandlung Ebner im Laufe der Jahre.
Aus dem Vollen schöpfen
„Die Arbeit eines Buchhändlers dreht sich darum, das zur eigenen Buchhandlung passende Sortiment zu finden, welches man den Kunden anbieten möchte. Die Verlage schicken Printprospekte mit Neuerscheinungen und Gesamtprogrammen aus. Mit Hilfe dieser Vorschauen, vielen Gesprächen mit Verlagsvertretern, Pressemitteilungen in Zeitungen, Schriftstellerporträts oder Buchmessen finden wir das Sortiment. Als freier, unabhängiger Händler können wir auf alle Verlage zugreifen und dürfen aus dem vollem Repertoire schöpfen und auswählen. Ich betrachte diese Freiheit als Vorteil gegenüber Buchhandelsketten und Internetanbietern, da sie uns ermöglicht auf Kundenwünsche und Anregungen individuell einzugehen und ein Sortiment zusammenzustellen, welches einmalig ist. Jede Sortimentsbuchhandlung ist anders bestückt und somit einen Besuch wert. Die Dinge abseits des Mainstreams sind manchmal die spannenderen. Wichtig für uns sind auch die direkten Kundenbestellungen, denen wir schnellstmöglich nachgehen“, so Fragner abschließend.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden