Retter mit der feuchten Schnauze übten auf Burgruine Prandegg die Personensuche
SCHÖNAU. Kaum hat sie Frauerl Elfriede Bayer von der Leine gelassen, zischt ihre goldbraune Retriever-Hündin in Höllentempo los, um im Wald bei Burgruine Prandegg eine vermisste Person zu suchen. Wenig später ertönt lautes Gebell – Person gefunden! Ein Lokalaugenschein bei der Landesübung der Österreichischen Rettungshundebrigade.
Drei Tage lang absolvieren 50 Teilnehmer, 40 davon mit vierbeinigem Begleiter, einen herausfordernden Stationenbetrieb in der Umgebung der alten Burgmauern. Aufmerksame Augen blicken aus zahlreichen Auto-Hundeboxen, während sich manche der ausgebildeten Rettungshunde müde ein Schläfchen gönnen. „So eine Übung ist für Mensch und Tier sehr anstrengend, nach mehreren Stunden Sucharbeit sind die Hunde richtig ausgepowert“, erklärt Wolfgang Eibl, Landesleiter-Stellvertreter und Pressereferent der Rettungshundebrigade. 120 Mitglieder in zehn Staffeln umfasst die private Einsatzorganisation in Oberösterreich.
Der Auftrag: Vermisste finden
Die Aufgabe der eingespielten Mensch-Hund-Teams lautet, Vermisste zu finden. „Im Prinzip ist jeder Hund dafür geeignet, der einen ausgeprägten Spiel- oder Fresstrieb hat – die Ausbildung beginnt im Welpenalter“, erklärt Werner Aumayr, Bundeseinsatzleiter-Stellvertreter und Linzer Staffel-Chef. „Der Hund lernt von klein auf, eine Person zu suchen und wird mit Spielzeug oder Leckerli belohnt.“ Seine Leidenschaft für die Sucharbeit mit Hunden hat er an Tochter Nadine Aumayr weitergegeben, die derzeitige Landeseinsatzleiterin.
Jede Rasse geeignet
Trotz der fortgeschrittenen Übungsdauer sind die Hunde, darunter viele Schäferhunde, Retriever und Labradors, noch voll motiviert und brennen darauf, von der Leine gelassen zu werden. „Im Prinzip ist jede Rasse als Suchhund geeignet, nur für ganz kleine Schoßhunde wäre es zu anstrengend“, sagt Wolfgang Eibl. Die Sucharbeit können die Hunde ausüben, bis sie altersmäßig und konditionell nicht mehr mithalten können. Das gilt übrigens auch für die Hundeführer: Elfriede Bayer aus Aschbach (NÖ) ist bereits 79 und noch immer mit Herz und Seele bei der Rettungshundebrigade.
Einsätze ehrenamtlich
34 bis 36 Einsätze gilt es pro Jahr zu absolvieren, ehrenamtlich und kostenlos. Gesucht werden vor allem demenzkranke oder suizidgefährdete Abgängige, verirrte Schwammerlsucher oder verunglückte Biker. „Keine Suche ist gleich, man muss individuell vorgehen. Die Hundeführer lassen ihre Tiere im Suchgebiet von der Leine. Wenn sie den Geruch eines Menschen aufnehmen, suchen sie, bis sie ihn gefunden haben. Dann bellen sie, bis der Hundführer kommt“, beschreibt Wolfgang Eibl.
Gesucht werden nur Lebende
Gesucht werden nur lebendige Menschen, da die Hunde nicht für Leichensuche ausgebildet sind. „Wenn ein Hund eine abgängige Person findet, ist das nicht der Erfolg des einen Hundes. Wir suchen und wir finden im Team“, so Werner Aumayr. Oft, aber nicht immer ist der Sucherfolg garantiert. „Für uns ist es am schlimmsten, jemanden gar nicht zu finden. Dann geht einem die Situation lange nicht aus dem Kopf: Hätte ich hinter den großen Steinen genauer suchen sollen? Warum hat sich der Hund an einer bestimmten Stelle so eigenartig verhalten?“
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