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In Felsenwohnung hat der Deserteur das Kriegsende erwartet

Martina Gahleitner, 04.05.2015 14:00

SCHWARZENBERG. 70 Jahre nach Kriegsende kommen bei so manchem Zeitzeugen Erinnerungen hoch. Auch Leonhard Deutschbauer aus Schwarzenberg schrieb uns von seinen Erlebnissen in den letzten Kriegstagen.

Unzählige Menschen verloren im Zweiten Weltkrieg ihr Leben, viele erst in den letzten Kriegstagen.
Unzählige Menschen verloren im Zweiten Weltkrieg ihr Leben, viele erst in den letzten Kriegstagen.
Deutschbauer war 1945 ein junger Bub, der eines schönes Frühlingstages mit seinen Freunden in Richtung Teufelsschüssel unterwegs war. Beim Michlnfelsen in Oberschwarzenberg sahen sie auf zwischen Bäumen gespannten Schnüren eine Menge Wäsche aufgehängt. „Auf dem Felsen stand der Michln Sepp, vulgo Josef Almesberger, der uns mit der Faust drohte. Dies sollte heißen, wir sollten verschwinden.“ Die Buben bekamen es mit der Angst zu tun, liefen nach Hause zurück und schlugen Alarm. Schon nach kurzer Zeit trafen Gestapo-Leute ein, um den Vorfall zu untersuchen.   Leonhard Deutschbauers Vater Ludwig allerdings erkannte die Gefahr, in der der Michln Sepp als Deserteur steckte. „Er gab uns den Auftrag, alle Buben zusammenzurufen und in den Wald zu verschwinden, damit wir von den Gestapo-Leuten nicht befragt werden konnten“, erinnert sich der Schwarzenberger. „Aus sicherer Entfernung verfolgten wir die Suchaktion. Mein Vater versuchte ebenfalls abzulenken.“ Der Michln Sepp setzte sich angeblich ins naheliegende Bayern ab, auch sein steiniges Domizil wurde nicht entdeckt. Teils in der Felsenwohnung, teils in einer Abstellkammer erwartete er das Kriegsende. Erst als die Amerikaner am 1. Mai aus Bayern nach Schwarzenberg kamen, zeigte sich der Michln Sepp wieder in der Öffentlichkeit.   Wachtmeister in den letzten Kriegstagen erschossen   Leonhard Deutschbauer weiß auch von Rudolf Thalmann zu berichten, der in den letzten Kriegstagen von den Nazis erschossen wurde. Der Polizeioberwachtmeister hatte den vorrückenden Amerikanern den Weg über die Grenze gezeigt. Ohne weiteres Verhör wurde Thalmann vor der Schwarzenberger Friedhofsmauer erschossen. Dort erinnert eine Gedenktafel an dieses schreckliche Ereignis. Der Täter erhielt die Todesstrafe, wurde aber wenige Jahre später vom damaligen Bundespräsidenten begnadigt und zu sechs Jahren Haft verurteilt.

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