SCHWERTBERG/LINZ. „Harfe hab ich nur gelernt, weil es in der Schule niemand machen wollte“, sagt einer der renommiertesten Harfenisten Europas. Im Tips-Gespräch verrät Werner Karlinger mehr über seine eher überraschende als geplante Karriere als Harfenist.
„Das war in der Gründungszeit der Schwertberger Schulspatzen und der Stubnmusi. Ich spielte da schon Hackbrett, was mich eh schon etwas langweilte und meine damalige Volksschullehrerin Ingrid Handlechner befand, dass eine Harfe in der Gruppe schön wäre.“ Das reichte als Motivation für Werner Karlinger. „Trotz der für damalige Verhältnisse spektakulären Entfernung - der Harfenunterricht war in Vöcklabruck, weil dort die einzige Harfenlehrerin im Land war - ging es los. Nach vier Jahren Unterricht meinte sie, ich solle das Instrument studieren. Das war gar nicht nach meinem Plan, aber ich wollte ihr diesen Wunsch nicht abschlagen.“ Karriere so nicht geplantSo machte der junge Mann die Aufnahmsprüfung am Mozarteum schon während der Schulzeit am BORG Perg. „Ich war allerdings im naturwissenschaftlichen Zweig, weil mein Berufswunsch war Mittelschullehrer für Geografie und Physik. Einen Teil des Geografiestudiums absolvierte ich dann in Salzburg neben dem Mozarteum. Dass ich bei Harfe bleibe, hat sich erst langsam ergeben als ich die Stelle im Brucknerochester hatte.“Konzertreisen in die ganze WeltWährend seines Studiums war Karlinger Mitglied des Österreichischen Jugendorchesters und des Gustav Mahler Jugendorchesters und bei den Salzburger Festspielen als Substitut im Mozarteum Orchester tätig. Seit 1989 ist er Soloharfenist des Bruckner Orchesters Linz. Neben seiner Tätigkeit als Orchester-Musiker beim Brucknerorchester Linz, der Lehrtätigkeit an der Bruckner-Universität Linz und der Landesmusikschule Leonding tritt er als Solist und Mitglied mehrerer Kammermusikformationen auf. Karlingers umfangreiches Repertoire reicht von Frühwerken bis hin zur Harfenmusik der Gegenwart. Seine Konzertreisen führten ihn in nahezu alle europäischen Länder und quer über den Globus nach Japan, Syrien, Indien, Peru, Argentinien, in die USA und in den Iran; diverse Meisterkurse nach Krakau, Damaskus, Tokyo, Buenos Aires und Lima. “Schwerpunkt der Konzerttätigkeit liegt in der Kammermusik und da bei ausgefallenen und ungewöhnlichen Besetzungen wie Trios mit Sopran und Oboe oder Flöte und Viola, Duos mit Hackbrett, Trompete, Fagott, Klavier, Klarinette oder Saxophon, Harfenduo in Kombination mit Flöte, Flötenduo oder zwei Orgeln. Die nötigen Arrangements dafür schreibe ich ausschließlich selbst.“ Es existieren eine Reihe von Rundfunk-, Platten- und CD-Aufnahmen von Volksmusik bis zur zeitgenössischen Musik. Eine Soloaufnahme wurde bei ihrem Erscheinen in Japan 1996 als beste Klassik-Neueinspielung bewertet.Zwei Harfen im EheglückVor einigen Wochen spielte Werner Karlinger im Mauthausener Schloss Pragstein gemeinsam mit seiner Ehefrau Martina Rifesser ein virtuoses Konzert. Die beiden sind Österreichs einziges Harfenduo im klassischen Bereich und weltweit wohl das einzige Ehepaar, das als Duo mit zwei Harfen auftritt. „Bei einem Sommerkurs meiner Vöcklabrucker Harfenlehrerin Berta Höller in Lienz/Osttirol war ich als Assistent mit dabei. Martina hatte glücklicherweise genau bei diesem Kurs mit dem Harfe spielen begonnen,“ erinnert sich Karlinger an das erste Zusammentreffen mit seiner Gattin.Der erfolgreiche Musiker wurde am 13. Mai 1967 in Linz geboren; aufgewachsen ist er in Schwertberg. In diesen beiden Orten ist er auch heute zu Hause: „Das Mühlviertel bedeutet für mich Heimat. Es ist eine herrliche abwechslungsreiche Landschaft: Die Hügel des Mühlviertels, das Alpenvorland und die Alpen; so eine Vielfalt auf so engem Raum gibt es kaum ein zweites Mal auf der Welt - und ich war viel unterwegs.“ Sein Elternhaus mit großem Garten an der Aist ist für ihn der perfekte Ort für Erholung und Ruhe. Hier hat er ein ausgiebiges Betätigungsfeld für seine weiteren liebsten Hauptinteressen gefunden: Gartenplanung und Gartengestaltung.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden