Ein Raum, in dem nicht nur die Türen, sondern auch die Herzen geöffnet sind
SPITAL AM PYHRN. An Ideen mangelt es Martina Reiter und Aurelia Wiesinger aus Spital am Pyhrn nicht – und seit rund einem halben Jahr haben sie auch Platz für die Verwirklichung. Ein Raum mit Geschichte, der Platz für die persönliche Entfaltung und die Gemeinschaft bietet – das ist der offene Raum Pyhrn-Priel.
Die zwei Frauen verfolgten ein gemeinsames Ziel: mehr Bildungsangebote in der Pyhrn-Priel Region zu schaffen. Auf der Suche nach geeigneten Räumen für Veranstaltungen wurden die beiden Spitalerinnen Martina Reiter und Aurelia Wiesinger in ihrer Heimatgemeinde fündig. Nachdem die Sparkasse am Stiftsplatz in den Neubau übersiedelt ist, standen die vorhergehenden Räume leer. „Unsere Idee war es, das Gebäude wieder zu beleben. Das war auch im Sinne der Eigentümerin“, berichtet Martina Reiter.
Haus mit Geschichte
Das Haus hat eine besondere Geschichte. Früher einmal war es ein Hospital, in dem die Leute, die über den Pyhrn zum Stift Spital kamen, versorgt wurden. Deshalb trägt der Ort auch den Namen „Spital am Pyhrn“. Auch heute ist es wieder ein Haus, in dem Menschen geholfen wird. Die Idee dahinter ist ein Raum, der offen für alle ist.
Eine Heimat geben
„Ich will den Leuten zeigen, dass es mehr gibt, als das, was man in der Schule lernt“, sagt Martina Reiter. Als sie vor ein paar Jahren von Wien nach Spital am Pyhrn zog, hat sie niemanden gekannt. „Meine Idee war es, einen Ort zu schaffen, wo jeder hinkommen kann, wenn ihm etwas fehlt und einfach so sein kann, wie er ist. Ich wollte eine Heimat geben, also den Leuten das Gefühl geben, dass sie wo daheim sind und wo dazugehören. Durch dieses Projekt ist Spital zu meiner Heimat geworden“, freut sich Martina Reiter.
Verein Lern'Viertel Pyhrn-Priel
Organisiert wird der offene Raum vom Verein Lern'Viertel Pyhrn-Priel mit derzeit rund 40 Mitgliedern. Dieser besteht seit 2016 unter Obfrau Martina Reiter und Schriftführerin Aurelia Wiesinger. Die beiden Frauen und ihr Team haben immer ein offenes Ohr für ihre Besucher. Die Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich für das Projekt. Alle Einrichtungsgegenstände sind Spenden. „Deshalb haben viele Menschen bereits eine Bindung zum Projekt, weil sie sich persönlich eingebracht haben“, erzählt Martina Reiter.
Kost-Nix Raum
Um Geld für Renovierungsarbeiten zu erhalten, war der offene Raum bereits von Juli bis November geöffnet. Bei einem Klimaflohmarkt (Wiederverwertungsflohmarkt) sammelte der Verein Spenden für die Renovierung. Viele Leute bringen Dinge, die sie nicht mehr brauchen. Jeder, der sich im „Kost-Nix Raum“ etwas findet, darf es mitnehmen und dafür freiwillig spenden.
Renovierung gelungen
Im November und Dezember erfolgte die Renovierung. Der Flohmarkt wird in Zukunft verkleinert und der Schwerpunkt auf Kinderartikel, Kleidung und Haushaltsartikel gelegt, damit mehr Platz für Veranstaltungen (der ursprünglichen Idee) ist.
Dringend benötigte Hilfe
„Der Flohmarkt hat Leuten die Tür geöffnet, die selbst nicht mit uns Kontakt aufgenommen hätten“, berichtet Martina Reiter. Es kommen nicht nur Menschen jeder Altersgruppe aus der Region, auch Touristen finden ihren Weg in den offenen Raum. Mit dem Flohmarkt helfen die Vereinsmitglieder auch Obdachlosen, sich wieder etwas aufzubauen. „Die Idee findet großen Anklang. Einige haben schon in meinen Armen geweint vor Dankbarkeit. Man sieht, es kommt alles wieder zurück, was man gibt. Jedes Wochenende entstehen hier kleine Wunder. Ich finde, es ist ein Wunderraum, denn es ist hier bereits viel Schönes passiert, mit dem wir vorher nicht gerechnet haben“, freut sich die Vereinsobfrau.
Gemeinschaft im Ort gestärkt
Auch Aurelia Wiesinger ist stolz auf das „Begegnungszentrum, in dem Leute zusammenkommen und die Gemeinschaft wächst. Das gemeinsame Miteinander im Ort wird gestärkt. Hier können die Vereinsmitglieder das machen, was sie gerne tun, denn hier herrscht eine Unverbindlichkeit.“
Lösungen finden
Zudem wird versucht, Lösungen für Probleme zu finden. „Es gibt das sogenannte Sorgenbankerl, da sitzt man sich zusammen und sucht Lösungen“, erzählt Wiesinger, die bereits viel Erfahrung im Projektmanagement hat und bereits einiges ehrenamtlich leistete. „Das ist mein letztes großes Lebensprojekt, bevor ich in Ehrenamtspension gehe“, schmunzelt die 51-Jährige.
Kein Platz für Diskriminierung
Aurelia Wiesinger betont, dass der offene Raum kein sogenanntes „Sozialprojekt oder Integrationsprojekt“ sei, denn „diese Worte schließen immer eine Gruppe aus“. Eines ist den beiden Frauen nämlich besonders wichtig: „Die Wertschätzung gegenüber jedem Menschen. Wir nehmen keine Wertung vor und Diskriminierung hat bei uns keinen Platz.“
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