Digitaler Unterricht - Lehrer der HLBLA berichten über ihre Erfahrungen
ST. FLORIAN. Mittlerweile sind mehrere Wochen mit „Distance und E-Learning“ vergangen. Die HLBLA St. Florian berichtet von ihren Erfahrungen und vom Unterrichtsalltag in Zeiten der Corona-Krise.
In der nun mittlerweile fünften Woche der Schulschließungen hat sich im Bereich des Distance- und E-Learning-Unterrichts von Lehrern sowie Schülern an der HLBLA St. Florian eine Routine eingestellt. Einerseits ist man zu Beginn mit Herausforderungen konfrontiert gewesen, andererseits wurde der Umstieg dadurch erleichtert, da an der Höheren Landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt St. Florian digitale Unterrichtsinhalte sowie Lehr- und Lernmethoden im Bereich E-Learning bereits vor Corona Bestandteil des Schulalltags gewesen sind.
Schule kommt gut zurecht
Nach einer Entspannung und Verschnaufpause in den Osterferien wurde auch in St. Florian wieder mit dem digitalen Unterrichtsalltag gestartet. Die Schule kommt mit der aktuellen und schwierigen sowie veränderten Situation gut zurecht. So finden in Unterrichtsfächern zum Beispiel Online-Kurse statt, um sich über Unterrichtsinhalte, Arbeitsaufträge und etwaige Fragen auszutauschen, oder um gemeinsam Übungen zu erarbeiten und Lösungen zu vergleichen. Die Lehrer der HLBLA St. Florian achten darauf, dass eine Methodenvielfalt im jeweiligen Unterrichtsfach herrscht, sodass Motivation und Engagement auch weiterhin gegeben sind. Durch individuelles Feedback zu den einzelnen Arbeitsaufträgen findet eine gezielte Förderung der Lernenden statt.
Schulalltag nicht ersetzbar
Dennoch kann der digitale Unterricht den Schulalltag, den wir kennen, nicht ersetzen und allenfalls auf lange Sicht nur ergänzen. Im Bereich des Lernens sind viele Faktoren wichtig und entscheidend. Hierbei geht es nicht nur um Themenvermittlung, Übungsaufgaben und um die Lehrinhalte, auch der zwischenmenschliche Kontakt und Austausch untereinander sind wichtige Bestandteile und Faktoren, damit Schule auf lange Sicht funktionieren und Bildung für alle ermöglicht werden kann.
Als Resümee kann festgehalten werden, dass der Distance- und E-Learning-Unterricht einerseits viele Chancen und Möglichkeiten bietet, zum Beispiel bezogen auf die Vielfalt im Bereich der gewählten Methoden oder auf die Festigung der digitalen Kompetenz und Medienkompetenz. Dennoch kann der reguläre Unterricht dadurch nicht ersetzt, sondern auf Dauer bestenfalls ergänzt werden.
Lehrer der HLBLA St. Florian berichten von ihren Unterrichtserfahrungen
Florian Wahl (Deutsch, Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung und Recht):
Der Umstieg vom Frontalunterricht auf Distance-/E-Learning ist mir persönlich nicht schwer-gefallen, da wir bereits vor der Corona-Krise häufig mit digitalen Inhalten sowie diversen Platt-formen im Unterricht gearbeitet haben. Mittlerweile hat sich eine gewisse Gewohnheit und Erfahrung vonseiten der Schülerinnen und Schüler eingestellt. Die Lernenden bekommen digital ihre Arbeitsaufträge übermittelt, welche sie dann in einer vorgesehenen Zeitspanne – zumeist im Ausmaß von einer Woche – bearbeiten müssen. Wir arbeiten mit diversen digitalen Plattformen, z.B. mit MS Teams oder mit Moodle. Im Fach Geschichte arbeite ich auch häufig mit der Plattform Youtube, um z.B. anhand von ausgewählten Lernvideos Themen zu erarbeiten. Bei der Erstellung der Arbeitsaufträge achte ich persönlich darauf, dass eine Methodenvielfalt herrscht, sodass keine Eintönigkeit sowie Langeweile bei den Schülerinnen und Schülern auf-kommt. Mit abwechslungsreichen Aufgaben bleiben die Schülerinnen und Schüler motiviert. Hierbei zeigt sich, dass digitale Grundkenntnisse bereits vorhanden gewesen sind, jedoch in dieser gezwungenen digitalen Phase stets erweitert werden. Bezogen auf den Schulalltag kann gesagt werden, dass die Schülerinnen und Schüler mit der neuen Herausforderung bestens um-gehen und hierbei auch selbständiger sowie eigenverantwortlicher werden. Im Rahmen der Vorbereitung auf die schriftliche Matura im Fach Deutsch erstelle ich zudem Videos, in welchen die Textsorten zunächst allgemein erklärt werden und anschließend anhand ausgewählter Übungsbeispiele bearbeitet werden. Diese Videos werden den Schülerinnen und Schülern freiwillig für Übungs- und Wiederholungszwecke zur Verfügung gestellt und mithilfe von Dropbox geteilt.
Herbert Waibel (Betriebswirtschaft und Rechnungswesen):
In meinem Distance-Learning-Unterricht arbeite ich hauptsächlich mit der Plattform Microsoft Teams. So werden zum Beispiel Videokonferenzen mit den verschiedenen Klassen abgehalten. Dies führt dazu, dass man per Unterhaltungen und der Chatfunktion stets mit den Schülerinnen und Schülern in Verbindung bleibt. Im Großen und Ganzen funktioniert dies ganz gut, besonders dann, wenn ich mit den Schülerinnen und Schülern direkt spreche oder ihnen etwas auf dem geteilten Bildschirm gezeigt wird. Damit wird in einer gewissen Art und Weise so etwas wie eine „Klassenatmosphäre“ erzeugt, wobei der wirkliche Unterricht natürlich nicht ersetzt werden kann.
Andrea Pisar (Angewandte Informatik, Angewandte Mathematik, Kustodiat EDTV, IKT-Beauftragte):
Ein gemeiner Virus und fast über einen Tag ist man gezwungen, mittels Distance Learning zu unterrichten. In so einer Situation kann ich mich nur glücklich schätzen, dass mein Unterricht schon seit nun über zwei Jahren digital über Microsoft Teams dokumentiert ist und auch Auf-gaben darüber verteilt, korrigiert und mit Feedback versehen zurückgegeben werden. Daher sind meine Schülerinnen und Schüler doch schon halbwegs erprobt im Umgang mit dem digitalen Unterricht. Und trotzdem sind es gewaltige Herausforderungen, die mathematischen Grund-lagen zu vermitteln, ohne der direkten Rückmeldung durch die Schülerinnen und Schüler, ihren manchmal ungläubigen Blicken oder dem zustimmenden Nicken. Also ist man gezwungen, sich diesen Herausforderungen zu stellen, sich auch mit bisher nicht durchgeführten Medieneinsatz auseinanderzusetzen. Da Inhalte sich nicht nur schriftlich vermitteln lassen, steige ich ein in das Erstellen von Erklärvideos, gekoppelt an Arbeitsaufträgen, in denen das Gesehene zu wiederholen und zu festigen ist. In Online-Videokonferenzen werden weitere Unklarheiten beseitigt, wobei sich hier besonders das Arbeiten auf dem digitalen Whiteboard als perfektes Umsetzungsmittel herausstellt. Über Teilen der schülerseitigen Desktops suchen wir gemeinsam im Klassenverband das Problem der einzelnen Schülerinnen und Schüler oder zeigen perfekte Lösungswege. Aber die Zeit wird eindeutig zu kurz zwischen dem Erklären und dem Vorbereiten. Auch noch jeden Arbeitsauftrag durchzuarbeiten und ein qualitätsvolles Feedback zu geben, ist in dieser Menge eigentlich nicht zu bewältigen – aber doch geht sich irgendwie immer alles aus. Aber auch die Schülerinnen und Schüler zeigen fast alle oft mehr Einsatz, als im Unterricht und werden auf jeden Fall für das weitere Leben ein ordentliches Stück mehr an Eigenverantwortlichkeit und Selbstorganisation lernen, als im normalen Schulbetrieb. Als IKT-Beauftragte und EDV-Kusto gibt es so nebenbei auch immer wieder Anfragen von Kolleginnen und Kollegen, denen ich mit Tipps und Tricks doch manchmal helfen kann. Auch hier ein großes Lob an meine Kolleginnen und Kollegen, die in dieser Situation digital über sich hinauswachsen. Aber schlussendlich merkt man wirklich, dass (fast) allen klar ist, dass wir diese Zeit nur gemeinsam gut überstehen werden und jeder seinen Teil dazu beitragen muss.
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