Kirchberg/Pielach vertritt Niederösterreich beim Europäischen Dorferneuerungspreis 2016
NÖ/KIRCHBERG AN DER PIELACH. Unter dem Motto „offen sein“ wird 2016 der Europäische Dorferneuerungspreis vergeben. Die Pielachtalgemeinde Kirchberg wird Niederösterreich vertreten. Ein „aussichtsreicher Preiskandidat“, betonte Landeshauptmann Erwin Pröll im Rahmen einer Pressekonferenz.
Besonders das Wettbewerbsmotto „offen sein“ sei der Mostviertler Gemeinde „geradezu auf den Leib geschnitten“. „Die Gemeinde Kirchberg zeichnet sich allem voran dadurch aus, dass sie offen für das Neue ist, Dorfgrenzen überschreitet und gesellschaftliche Vielfalt nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung begreift“, so Pröll.
„Außergewöhnlich große Freude in Kirchberg“
„Die Freude, Niederösterreich in Ungarn vertreten zu dürfen, ist in der Gemeinde außergewöhnlich groß“, betonte Kirchbergs Bürgermeister Anton Gonaus (ÖVP) und unterstrich die zahlreichen Projekte, die in den vergangenen Jahren in der Marktgemeinde über die Bühne gegangen sind.
„Regionalplanungsgemeinschaft Pielachtal“
Hier hob er vor allem die vor 20 Jahren gegründete „Regionalplanungsgemeinschaft Pielachtal“ hervor, die mittlerweile aus acht Pielachtalgemeinden besteht. „Gemeinsam haben wir etwa 50 Projekte verwirklicht und sind geschlossen für wichtige Themen wie etwa den Erhalt der Mariazellerbahn eingetreten“, so Gonaus. Auch den Zuschlag für die Landesausstellung 2015 führt der Orts-Chef auf das gemeinsame Auftreten zurück. Zudem hätte sich durch gemeinsame Projekte auch das „Wir-Gefühl“ in der Pielachtaler Bevölkerung verstärkt. Weiters sei aus dieser Bewegung die Markenstrategie „Dirndltal“ gewachsen. „Sie hat unser Tal über weite Grenzen hinaus bekannt gemacht und die regionale Wirtschaft enorm bereichert“, erklärte Gonaus.
Dorferneuerung in Kirchberg
Der Dorferneuerungsverein in Kirchberg besteht seit 1992. Immer schon werde versucht, bei Projekten die Bevölkerung in die Entscheidungsfindung miteinzubinden. „Das ist nicht immer einfach, aber der Vorteil ist, dass die Akzeptanz unter den Bürgern letztendlich besser ist“, betonte Gonaus und verwies auch auf zukünftige Gemeindeprojekte wie die Neueröffnung eines Pflegeheimes im Herbst 2016, die Umsetzung eines Wasserkraftwerkes sowie die Eindämmung des Bodenverbrauches durch eine verdichtete Bauweise.
24 Teilnehmer aus elf Staaten
Insgesamt nehmen 24 Gemeinden aus elf Staaten an dem Wettbewerb um den Europäischen Dorferneuerungspreis teil. Abgesehen von Kirchberg an der Pielach wird Österreich auch von der Tiroler Gemeine Fließ vertreten. „Der Wettbewerb ist eine gewaltige Leistungsschau, ein Munter- und zugleich ein Mutmacher, der das Selbstbewusstsein der ländlichen Regionen stärken soll“, erklärte Theres Friewald-Hofbauer, Geschäftsführerin der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung, die 1989 als eine Plattform des Ökosozialen Forums Österreich gegründet wurde und seit 2007 ein eigenständiger, gemeinnütziger Verein mit Sitz in St. Pölten ist.
Entscheidung Ende Juni
Der Wettbewerb ist laut Friewald-Hofbauer bereits „voll im Gang“, kleine Bewertungskommissionen würden derzeit die Teilnehmer bereisen. „Die Entscheidung fällt Ende Juni, die Preisverleihung erfolgt Anfang September 2016 in Tihany (Ungarn), der Siegergemeinde des Wettbewerbes 2014.
„Gewaltige Herausforderungen“ im ländlichen Raum
„In Niederösterreich genauso wie in anderen europäischen Regionen stehen die Landbewohner heute gewaltigen Herausforderungen gegenüber“, so Landeshauptmann Pröll, der auch Vorsitzender der Europäischen ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung ist. Wichtig seien hier rasche, nachhaltige und zukunftsfähige Entscheidungen, die ohne europaweiten Erfahrungsaustausch und Know-How-Transfer nicht verwirklichbar seien.
„Vorrangige Aufgaben“
Als „vorrangige Aufgaben“, die es zu bewältigen gelte, nannte Pröll die Themen Überalterung, eine immer bunter werdende Gesellschaft, Klimawandel und Ressourcenverknappung, schrumpfende Finanzhaushalte sowie Verstädterung und Landflucht. Ländlicher Raum sei von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung und dürfe nicht auf die agrarische Dimension reduziert werden. „Wer ländliche Räume stärken möchte, muss die ökonomische Potenz und die Beschäftigung in den ländlichen Kommunen fördern, die natürlichen Ressourcen schützen sowie die nötige Infrastruktur für eine bessere Lebensqualität der Bewohner schaffen“, so Pröll.
„Menschliches Potenzial“
Der Schlüssel für eine erfolgreiche Entwicklung sei jedoch das menschliche Potenzial der Dörfer. Hier nannte Pröll vor allem das Ehrenamt, beispielsweise bei der Freiwilligen Feuerwehr. „Dörfer vermögen sich als soziale Quellen zu erweisen. Das ist ein Auftrag und eine Chance zugleich“, betonte der Landeshauptmann abschließend.
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