Bürgertheater spielte Peter Handkes „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“
ST. PÖLTEN. Das Bürgertheater des Landestheaters Niederösterreich führte vor kurzem in der Voith Halle das Stück „Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ von Peter Handke auf. Im Ensemble des Stücks, das völlig ohne Dialoge und gesprochene Worte auskommt, fanden sich hörende als auch gehörlose Darsteller.
Das Bürgertheater, das heuer zum sechsten Mal stattfand, entstand unter der Intendanz von Bettina Hering, der ehemaligen Künstlerischen Leiterin des Landestheaters NÖ. „Man hat sich damals die Frage gestellt, warum die Menschen nicht mehr ins Theater gehen. Die Freude und der Respekt am Theaterspielen werden mit Projekten wie dem Bürgertheater gefördert“, erklärt Regisseurin Nehle Dick, die seit der Spielzeit 2016/17 das Bürgertheater leitet.
Einbindung Gehörloser
Seit vergangenem Jahr hat das Bürgertheater eine Kooperation mit dem Gehörlosenverband Niederösterreich. Dazu kam es, als es 2017 ein Auftragswerk von Alfred Komarek aufführte, das über verschwundene Orte in St. Pölten erzählte. „Einer dieser Orte war das Taubstummeninstitut. Mir war es wichtig, diese Szene nicht von hörenden Bürgern spielen zu lassen, sondern Menschen einzubinden, die davon betroffen sind und das Institut von früher kennen“, erklärt Dick.
Ort der Begegnung
„Die Stunde da wir nichts voneinander wussten“ setzt nahtlos an die Einbindung gehörloser Menschen an. Das Stück spielt auf einem Platz in einer x-beliebigen Stadt, in dem sich Menschen jeden Alters begegnen, wortlos miteinander interagieren oder einfach aneinander vorbeigehen. Jeder Akteur, der auf der drehbaren Bühne erscheint, bringt seine eigene Geschichte mit ein, sodass sich das Handeln der Darsteller zu einem Kollektiv verdichtet.
Theater für Jung und Alt
Im Ensemble des Bürgertheaters finden sich alle Altersgruppen vom Volksschulkind bis zum Pensionisten. Die Laiendarsteller kommen aus St. Pölten und Umgebung, manche reisen auch aus Wien an. Eine von ihnen ist Dorothee Huber, die zum zweiten Mal beim Bürgertheater mitspielt. „In den fünf Monaten, in denen wir geprobt haben, sind wir eine eingeschweißte Gruppe geworden. Man lernt beim Bürgertheater sehr viel, was man im alltäglichen Leben brauchen kann wie den Umgang mit der Körpersprache oder wie man mit Lampenfieber umgeht“, meint Huber. Zum zweiten Mal dabei ist auch der erst achtjährige Paul Scheiblauer aus St. Pölten. Sein Berufswunsch ist unschwer zu erraten. „Ich möchte einmal Film- und Theaterschauspieler werden“, sagt er.
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