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„Man darf doch die Leute nicht für blöd verkaufen“

Leserartikel Werner Pelz, 27.11.2015 14:00

ST. PÖLTEN. „Mit 30 hatte ich alles erreicht, was ich wollte“, erzählt der St. Pöltner Alexander Bisenz, vielen auch besser bekannt als die von ihm geschaffene Kunstfigur Alfred Wurbala und Kabarettstar vergangener Jahre. Heute lebt er ruhiger, die Bühne brauche er trotzdem, meint der Künstler. Wie turbulent muss es im Innenleben des Künstlers in jüngeren Jahren ausgesehen haben, wenn er sein jetziges Auftreten in der Öffentlichkeit als ruhig bezeichnet? Wer Bisenz kennt und ihm öfter begegnet, weiß, wie quirlig der Mann erscheint. Zu jedem und allen Themen fällt ihm etwas ein, womit er auch nicht sonderlich hinter'm Berg hält.  

  1 / 6   Bisenz in dem von ihm designten BMW-Cabrio, das er für Fotozwecke trotz Kälte kurz öffnet. Foto: Pelz

Früher, so Bisenz, sei er mindestens 250-mal im Jahr auf der Bühne gestanden, ausgezeichnet mit allen möglichen Preisen und hohen Verkaufszahlen seiner Tonträger. „Ich lebte extrem und exzessiv, in dieser Zeit scheiterte auch meine Beziehung nach 14 Jahren. Es ist alles wahnsinnig schnell gegangen.“ In den letzten Jahren ist es ruhig um den Künstler geworden. „Um die Jahrtausendwende entschleunigte ich mein Leben. Des woar notwendig, sonst warat i jetzn hin“, meint Bisenz und wechselt von der Hochsprache in den Dialekt, wo er sich sichtlich wohler fühlt.

Ständig auf Konfrontation

Irgendwann lernte er den bekannten Maler Christian Ludwig Attersee kennen, der ihn zur bildenden Kunst, konkret zur Malerei, brachte. Mit der Zeit hat sich Bisenz eine Unverwechselbarkeit erarbeitet. Der Preis für sein günstigstes Bild liege bereits bei 5000 Euro. Er gestaltet Möbel, Autos, Türen, Spiegel etc.

„Es lebt sich leichter als Maler und das Geschaffene bleibt erhalten, im Gegensatz zu den abendlichen Vorstellungen“, erklärt Bisenz im Interview mit Tips St. Pölten. Der ständige Konfrontationskurs auf der Bühne sei ihm „schon zu aufregend“.  Dennoch habe er sein Kabarettisten-Dasein nie gänzlich abgelegt. „Ich bin ständig auf Konfrontationskurs mit dem Leben und dem Alltag. Das beginnt bereits sofort nach dem Aufstehen. Dieses Land lässt einem keine andere Chance, als sich an den Gegebenheiten zu reiben“, offenbart sich der Meister der Scharfzüngigkeit, der sich dazu bekennt, „nicht einmal einen Hauptschulabschluss“ zu haben. Daher benötige er nach wie vor eine Bühne, „sonst rennt ma mei jetzige Frau aa davo“, verfällt er wieder in den Dialekt.

Herumeiern

„Ich leide in den letzten Jahren sehr in diesem Land“, dennoch könne man mit Kabarett die Welt nicht verändern, aber die Entwicklung hier lasse ihn zweifeln: „Ich frage mich, ob wir alle deppat saan und warum Verantwortungsträger in diesem Staat die Bürger für blöder verkaufen als sie sind.“ Er sei nie der Sozialdemokratie abgeneigt gewesen, aber „heute fang i mit eana nix aun. I kriag olle Zuaständ, waunn i die Herren Faymann und Hundstorfer herumeiern hea!“ Er habe kein Problem, den Genannten, die er persönlich kenne, das auch ins Gesicht zu sagen.

Er ärgere sich auch über die Inkonsequenz in der aktuellen Flüchtlingspolitik und die langatmigen Diskussionen über Grenzzäune: „Man kann doch klipp und klar sagen, wie viele Flüchtlinge man aufnehmen könne, und die anderen eben nicht.“ Ob er als den Roten Nahestehender zu den Blauen gewechselt habe? „Nein, mit denen hab ich nichts am Hut.“

Er sei aber „nachdenklich, verzweifelt, fassungslos und angfressn“. „Wir gehen in Richtung Klassenkampf, weil die Gesellschaft auseinanderklafft und niemand etwas dagegen tut“, sagt es, springt auf und erklärt grummelnd, „eine Rauchen gehen“ zu wollen.

Grantler als Lebensrolle

Im Haus wird nicht geraucht, daher geht es nun gemeinsam hinaus vor die Eingangstür, wo der 54-Jährige wie in den besten Wurbala-Jahren weitergrantelt und wo die Grenzen zwischen Bisenz und Kunstfigur noch weiter verschwimmen. Bisenz und sein Alter Ego brauchen die  Bühne – das steht außer Frage. Und er nimmt sich diese auch, egal wo und egal ob als Alexander Bisenz oder als Alfred Wurbala. Die Verkörperung des zornigen, kleinen Hacklers, der mit allen hadert und meckert, ist Bisenz“ Lebensrolle.

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<b>Kontakt Redaktion Tips St. Pölten</b> // Werner Pelz, Mobil: 0676 700 11 75 // Mail: w.pelz@tips.at oder we_pe@gmx.at // Post: W. Pelz, Postfach 39, 3101 St. Pölten


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