Markus Hirtler: „Die Gier ist die Wurzel allen Übels“ (mit Fotoserie)
ST. PÖLTEN/OBER-GRAFENDORF. Jedes Mal, wenn Markus Hirtler als Ermi-Oma in den Bezirk kommt, sind die Veranstaltungsstätten komplett ausverkauft. Der 46-jährige Künstler, Kabarettist und ehemalige Pflegeheimdirektor zieht die Menschen an wie ein Magnet. Kein Wunder – er hat viel zu sagen.
Hirtler thematisiert seit Jahren immer wieder das Sozial- und Gesundheitswesen in unserem Land. Er beschwört das gute Miteinander, den Respekt füreinander und vor allem den Umgang mit alten Menschen in und außerhalb von Pflegeheimen. Zwischen den Zeilen kommen immer wieder Botschaften, die den Alltag in allen Lebenslagen behandeln. „Wenn Kinder früher ein Gedicht, ein Lied oder Musikstück oder sonst etwas vor Erwachsenen vortragen wollten, hat man ihnen gesagt, sie sollen es erst einmal üben, bis sie es können.“ Dann seien sie mit Anerkennung belobigt worden, so der Steirer. „Heute applaudieren die Erwachsenen den Kindern bei jedem Furz, behandeln sie wie Götter – auch wenn das Vorgetragene überhaupt nicht sitzt.“ Und das setze sich bis ins Berufsleben fort. Manche sogenannte Leistungsträger glauben, sie leisten Enormes, wofür sie auch viel Anerkennung in Form von Geld verlangten. „Rechtsanwälte, Ärzte, Notare sind Bestverdienende, aber ihre Angestellten bekommen in Österreich oft nur einen Nasenrammel für ihre Arbeit“, zitiert Hirtler Statistiken und Erfahrung. Das sei gerade in der Medizin oder in Pflegediensten, dort wo es auch um Leben und Gesundheit gehe, „zu einem Ärgernis geworden“. In Hochglanzbroschüren werde oft das Gegenteil behauptet, glaubt der Künstler.
„Der Mensch ist keine Melkkuh“
Es sei für ihn „eine Wohltat“, zu einem Arzt zu kommen, der auf einen eingeht, der aus Leidenschaft handelt. „Aber oft werden Patienten nur von Arzt zu Arzt geschickt, schnell abgeschasselt, jeder schneidet mit und manche sogenannte Mediziner bereichern sich ungebührlich durch Medikamentenhandel.“ Ein Übel sei die extrem auf Gewinn hinarbeitende Pharmaindustrie und „auf Operationstermine kann man sowieso monatelang warten, weil es zu wenig Ärzte gibt“. Egoismus und Gier seien hier die Wurzel allen Übels. Auch die Gewinnorientiertheit von Krankenanstalten sei ihm unverständlich. Viel zu oft werde gespart „auf Kosten der Menschen und das eingesparte Geld dann woanders hinausgeworfen“. Und überhaupt: „Ein Krankenhaus ist nicht dazu da, schwarze Zahlen zu schreiben, sondern die Leute gesund zu machen.“ Als ehemaliger Pflegeheimleiter beobachte er, dass manche Heime „regelrecht als Cashbetriebe fungieren und alte Menschen ausnehmen. Glücklicherweise gibt es aber auch wunderbare Heime, wo es nach Angenommenwerden und Nächstenliebe riecht.“ Im Interview präzisiert Hirtler, was er in seinem Kabarett als Ermi-Oma thematisiert: „Wer Menschen im Sozialwesen als Melkkuh sieht, statt ihnen empathisch zu begegnen, ist falsch am Platz.“
„Herzenshaltung erlernen“
Leider könne man „eine Herzenshaltung nicht verordnen“, aber man könne Emapthie, Achtung und Fürsorge lehren und erlernen. Und überhaupt: Man müsse den Menschen wieder beibringen, nicht dem Glück nachzujagen, sondern Dinge zu tun, die glücklich machen.
Was Hirtler über ELGA, Flüchtlinge, Journalisten und andere sagt, lesen Sie hier in Kürze.
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