Archäologische Grabungen am Domplatz sollen Touristen anlocken
ST. PÖLTEN. Die Grabungen am Domplatz werden voraussichtlich 2018 beendet sein. Die Pläne für die Neugestaltung des Domplatzes sollen im Laufe des nächsten Jahres präsentiert werden. Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) will den Platz sieben Tage in der Woche das ganze Jahr über attraktiv nutzen, wobei die archäologischen Funde zumindest teilweise für Touristen und Einheimische sichtbar sein sollen.
„Der Domplatz ist ein zentrales Thema unserers Masterplans und beschäftigt uns sehr intensiv. Es handelt sich um die größte innerstädtische Grabung in Österreich. Das Interesse reicht über die Grenzen Österreichs hinaus und bietet Generationen von Dissertanten Forschungsräume“, sagte Stadler.
Heuer wurden bereits drei Teilflächen und zirka 654 Quadratmeter des Platzes geöffnet. Insgesamt 11.900 Skelette wurden bisher gefunden. Im März wurde die unmittelbar vor dem Domturm gelegene Fläche in einer Tiefe von einem Meter abgeschlossen, wo man im Gegensatz zur Mitte des Domplatzes auf die Schotterung eines Nord-Süd-laufenden innerstädtischen Straßenzuges von Aelium Cetium stieß. Das römische Municipium wurde im zweiten Jahrhundert im Zuge eines politischen Konzepts, bei dem die Verwaltung im Hinterland des Limes angesiedelt wurde, errichtet. Anschließend brachte man im Süden des Platzes unter anderem den bereits bekannten spätmittelalterlichen Entwässerungsgraben, Überreste einer römischen Mauer und mehrere Hypokaustpfeiler zu Tage. Hier stand ein großes römisches Gebäude mit zumindest drei mit Fußbodenheizung ausgestatteten Räumen, von denen mindestens einer eine Apside aufwies.
Knochen in der Kapelle
Die 523 Quadratmeter große Grabungsfläche, die jetzt noch offen ist, wurde bereits zu Ostern geöffnet, um die aus historischen Quellen bekannte Doppelkapelle freizulegen und zu untersuchen. Erstmals erwähnt wurde die Andreaskapelle im Jahr 1179. Die wenigen Schriftquellen sprechen von zwei übereinander gelegenen Kapellen, von denen die untere dem heiligen Leonhard und die obere dem heiligen Andreas geweiht war. Der archäologische Befund zeigt jedoch ein anderes Bild: Die eigentliche Mauer der romanischen Kapelle wurde bis tief ins Fundament abgetragen, das gewonnene Steinmaterial anderweitig verwendet. Sichtbar ist nur die polygonale (vieleckige) Ummauerung, die wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert stammt. Von der unteren Kapelle konnten bisher keine Spuren nachgewiesen werden. Sicher ist, dass die im Kapelleninneren vorgefundenen Knochenschüttungen sekundär eingebracht wurden und nicht die ursprüngliche Karnersituation widerspiegeln. Laut Stadtarchäologe Ronald Risy sollen noch rund 1200 Quadratmeter untersucht werden.
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