
ST. PÖLTEN. Im Rathaus findet jeden Samstag das Diversity Café statt, bei dem Migranten aus verschiedenen Ländern Einheimische in gemütlicher Runde kennenlernen und ihre Deutschkenntnisse verbessern können.
„Ich komme müde her und gehe gut aufgelegt wieder nach Hause. Es sind lauter liebe, freundliche Leute, auch wenn man sich teilweise mit Händen und Füßen verständigen muss“, sagt Karl Tanzberger von der Caritas Wien, der Großteils ehrenamtlich beim Diversity Café mitarbeitet.
Messer zur Selbstverteidigung
Aus dem gegenseitigen Austausch im Café, das vermehrt von Afghanen, Syrern und Irakern besucht wird, entwickelten sich Ideen wie das Schattentheater. In diesem werden die Fluchterfahrungen zweier Café-Besucher mit ausgeschnittenen Figuren und Schauspielern, die Schatten auf eine Leinwand werfen, nachgestellt. „Seit über einem Jahr besuchen wir auch Schulen und sprechen mit Burschen und Mädchen mit Fluchterfahrung über das Thema Gewalt und den Umgang damit“, sagt Tanzberger. Den Schülern soll beigebracht werden, wie man auf Gewalterfahrungen reagieren kann ohne selbst gewalttätig zu werden. Das sei besonders deshalb wichtig, weil viele der Migranten mit Gewalt aufwuchsen und selbst Opfer von Gewalt wurden. „Mir haben Afghanen erzählt, dass man bei ihnen zuhause ein Messer haben muss und Väter ihre Töchter selbst verteidigen müssen. Eine Polizei wie bei uns gibt es nicht“, erzählt Tanzberger. Im Café sei einmal ein Gast in Tränen ausgebrochen, weil einer seiner Freunde von der IS entführt wurde.
Frauen als Freiwild betrachtet
Dass man in Medien oft von Übergriffen von Asylwerbern hört, liegt für Tanzberger ganz einfach an den krassen kulturellen Unterschieden. „Die Frauen gehen bei ihnen nicht alleine aus dem Haus, sondern werden von ihrem Bruder oder Mann begleitet. Bei uns in Österreich sehen die Migranten auf einmal leicht bekleidete Frauen im Caféhaus sitzen, die mit Burschen blödeln“, erzählt Tanzberger. Daraus entstehe für sie der Eindruck, es mit leichten, willigen Mädchen zu tun zu haben. In den Schulen wolle man deshalb vermitteln, dass Mädchen im Sommer kein Freiwild sind, erklärt der Caritas-Mitarbeiter.
Alkohol statt Haschisch
Man solle aber nur denjenigen die Hand entgegenstrecken, die offen und bereit sind, sich auf die neue Kultur einzulassen. „Es gibt leider Menschen, die nicht verstehen, warum bei uns Alkohol erlaubt ist und Haschisch nicht, oder warum man kein Messer bei sich tragen darf, um sich zu wehren. Wer nicht begreift, dass hier andere Gesetze gelten und dass man sich an die fremde Kultur anpassen muss, muss eben wieder gehen“, so Tanzberger, der davon überzeugt ist, dass Polizei- und Sozialarbeit parallel notwendig sind, gleichzeitig aber betont, dass die Mehrheit froh ist, hier zu sein und sich einfügen wolle.