IV-Familie lud Experten zu Impulsvorträgen über die NÖ Familienpolitik
ST. PÖLTEN. Die IV-Familie (Interessensvertretung NÖ Familien) lud gestern ins Landhaus zu Impulsvorträgen zum Thema „NÖ Familienpolitik – Quo vadis?“ ein. Zur Begrüßung sprachen IV-Familie-Präsident Josef Grubner, Waltraud Rigler, Vorsitzende des Kuratoriums der IV-Familie, sowie Barbara Schwarz, Landesrätin für Arbeit, Familie und Soziales (ÖVP).
„Elternsein bedeutet nicht, dass wir den Kindern jeden Wunsch von den Lippen ablesen“, sagte Barbara Schwarz in ihrer Rede. Kinder müssten spüren, dass die Eltern hinter ihnen stehen, diese müssten aber nicht zwangsweise auch die besten Freunde ihrer Kinder sein. Eltern müssten ihren Kindern Grenzen setzen, damit sich diese im späteren Leben zurechtfinden. Ein Dilemma sei früher die Einstellung zur „gesunden Watschn“ gewesen, aber auch die antiautoritäre Erziehung der 70er Jahre sei gescheitert, weil die Kinder nicht wussten, was gut oder schlecht für sie ist. Die Eltern müssten den Kindern ein Vorbild sein. „Kindergarten und Schule können das nicht ersetzen“, meinte Schwarz.
Elternbildung als Prävention
Den ersten Impulsvortrag des Abends hielt Landesgeschäftsführerin Irene Bamberger vom NÖ Familienbund zum Thema „Ist Elternbildung als familienpolitische Maßnahme noch zeitgemäß?“. Elternbildung brauche es als Prävention und nicht erst später. Sie solle die Familien in ihrer Lebensplanung unterstützen und ihren Alltag prägen. Für die Zukunft wünscht sich Bamberger, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen und auch die sozialen Netzwerke Information zur Elternbildung anbieten und Eltern-Kind-Zentren besser unterstützt werden.
Eltern und Kinder sollen über die Schulform entscheiden
Bernhard Wieland, Landessekretär der Kinderfreunde NÖ, kritisierte, dass Tagesmütter in Scheinselbstständigkeit gedrängt würden, damit sie die nicht vorhandenen Plätze in Kindergärten auffüllen. Früher seien die Volks- und Hauptschule noch wie eine Gesamtschule für alle gewesen, was aber kein Nachteil für das Übertreten in die Erwachsenenwelt gewesen sei. Kinder würden durch das Pendeln ins Gymnasium den Anschluss an das soziale Umfeld verlieren, die Familie des Kindes würde die Lasten dafür tragen. Wieland begründete dies damit, dass die Gymnasiasten sich ja treffen wollen, obwohl sie weit voneinander weg wohnen, was zu einem großen Aufwand für die Familien führe. „Die Politik soll endlich begreifen, praktische Lösungen in der Familienpolitik zu finden. Die Kinder sind jetzt Kinder und nicht erst später“, sagte Wieland. Die Politik solle auch den Mut haben, die Problemlösungen erreichbar für die Familien zu machen. Eltern und Kinder sollten entscheiden, welche Schulform sie haben wollen, nicht die Politik. Wieland kritisierte auch, dass es Gratis-Kindergärten nur am Vormittag gäbe. Für die Tagesschule wünscht er sich eine Wahlfreiheit für die Familien. Das Verdrängen von Tagesmüttern sei eine Sackgasse. „Wir brauchen bessere Betreuungsschlüssel, wo die sozialökonomische Betreuung nicht gut ist“, so Wieland. In punkto Integrationspolitik kritisierte er, dass junge Menschen ohne Schulabschluss herangezüchtet werden würden. Diese sollen aber nicht in der Mindestsicherung versauern, sondern in Hinblick auf den Facharbeitermangel lieber eine Lehre machen.
Das Berndorfer Modell
Günter Danhel vom Katholischen Familienverband referierte zum Thema Familien und Generationengerechtigkeit. Familienpolitik müsse Familienfreundlichkeit und Wahlfreiheit schaffen. Als Beispiel einer gelungenen Initiative zur Generationengerechtigkeit erwähnte Danhel das Berndorfer Modell. Bürgermeister Josef Guggenberger erreichte in der Salzburger Gemeinde, dass Eltern durch finanzielle Unterstützung ihre Kinder in den ersten drei Lebensjahren im familiären Umfeld betreuen können. Danhel fordert die Umsetzung dieses Modells als Beitrag zur Generationengerechtigkeit und insbesondere zur verbesserten Wahlmöglichkeit zwischen Kleinkindbetreuung und Erwerbsarbeit.
Ausgleich der Lasten und Leistungen der Eltern
Gernot Schandl, Obmann des Freiheitlichen Familienverbands NÖ, sprach zum Thema „Landesmaterien mit Familienrelevanz: Ein Gestaltungsvorschlag“. Beim Stichwort „Familienpolitik“ denke wohl jeder zuerst an die Familienbeihilfe und ans Kinderbetreuungsgeld, die in klarer Bundeszuständigkeit liegen, und an den zuletzt stark forcierten Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen, der mit einer 15a-Vereinbarung zwischen Bund und Ländern geregelt ist. Der Ausgleich der Lasten, die Eltern tragen, und der Leistungen, die sie erbringen, ist die zentrale familienpolitische Frontlinie. Die Positionen in diesen Fragen würden wesentlich vom ideologischen Standpunkt bestimmt werden, in der Bundespolitik stehe daher das Aushandeln von Kompromissen im Vordergrund. Neben dieser Frontlinie gäbe es aber noch ganz viele andere Schauplätze, an denen sich Familienpolitik abspiele, und in denen die Interessen der Familien ohne ideologische Konfrontation berücksichtigt werden können. In diesen Politikfeldern bestehe die Möglichkeit, über den Kompromiss hinaus zu einem echten Konsens zu kommen.
Landeswettbewerb 2017
Die IV-Familie veranstaltet in Kooperation mit der Initiative „Taten statt Worte“ den Wettbewerb „Familienfreundlichster Betrieb 2017“. Die Einreichfrist endet am 31. Juli. Nähere Infos dazu gibt es hier.
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