Am Stöcklhof ist Angus-Stier Williams der Star
ST. ULRICH. Gemächlich und lammfromm trottet Stier Williams hinter Bauer Fritz Breuer her. „Der hat a starke Nacht g“habt. Zwei Kühe sind stierisch“, lacht der Bauer augenzwinkernd und spielt auf Williams“ große Aufgabe an: Kühe beglücken, Angus-Kühe um genauer zu sein. Der Hof in St. Ulrich ist nämlich der einzige im Bezirk, an dem Angus-Reinzucht betrieben wird.
Am Stöcklhof von Gerti und Fritz Breuer dürfen die Angusrinder stressfrei und – wie man so schön sagt, „glücklich“ – aufwachsen. Für Nachwuchs auf dem einzigen Angus-Reinzuchtbetrieb im Bezirk sorgt aber nicht nur Williams. Das wäre bei 35 Kühen auch etwas viel verlangt. Sein Kollege Thor darf ebenfalls via Natursprung die holde Kuh-Weiblichkeit beglücken. Ihm wird es auch ziemlich egal sein, dass sein Kumpane noch bis ins nächste Jahr hinein den Titel „Landes- und Bundessieger“ tragen darf. Williams überzeugte 2016 bei der Bundesfleischrinderschau in der Kategorie der männlichen Angusrinder die Jury mit exzellenter Bemuskelung, gutem Charakter, hervorragendem Gangbild und die Papiere passten auch. Seither ist der sechs Jahre alte und gut 1,4 Tonnen schwere Stier das Aushängeschild des Hofes.
Gutmütig und brav
Seit 2006 tummeln sich die von Natur aus hornlosen Aberdeen-Angusrinder, die ihre Wurzeln in Schottland haben, am Stöcklhof zwischen Neufelden und St. Ulrich – erst gemeinsam mit Milchkühen, seit 2010 alleine. Auf ausgedehnten Weiden verbringen die derzeit 99 Rinder rund zehn Monate im Jahr. „Sie sind so gutmütig und brav“, strahlen Gerti Breuers Augen, wenn sie über ihre Tiere spricht. Die Bäuerin hat seit Jahrzehnten mit Diabetes zu kämpfen, was auch der Grund für die Betriebsumstellung war. „Die Arbeit ist zwar damit nicht weniger geworden, aber nicht mehr so intensiv. Das Füttern und Nachschauen ist geblieben aber ich muss nicht mehr auf die Minute in den Stall und auch nicht mehr melken“, erklärt sie, denn die Kälber dürfen zehn Monate lang bei ihren Müttern bleiben und trinken. Das Besondere an der Reinzucht: Für jedes Tier gibt es eigene Papiere.
Die weiblichen Jungtiere kann Familie Breuer bisher alle an andere Betriebe weiterverkaufen. Der männliche Nachwuchs wird geschlachtet.
Gourmetfleisch ab Hof
Ungefähr einmal im Monat gibt es am Stöcklhof direkt ab Hof das auch in der Gourmetküche gefragte Angus-Rindfleisch. Weil sich das Fett gleichmäßig im Muskelfleisch verteilt, ist es besonders geschmackvoll, zart und saftig, dazu noch sehr Eisenhaltig. Das wissen auch die Haubenköche im Mühltalhof, die zu den vielen Abnehmern der Familie Breuer gehören. „Die meisten sind aber Private von Wien bis Passau, die die weite Anreise für unser Fleisch nicht scheuen“, erzählt Gerti Breuer.
Und Williams? Der landet natürlich nicht im Kochtopf. Eine Weile noch wird er auf Messen anderen Stieren die Show stehlen. Dann darf er sich voll und ganz dem Leben auf den St. Ulricher Weiden und seiner Damenschar widmen.
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