Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Vorgestellt: der gut getarnte Waldbaumläufer

Leserartikel Julia Karner, 06.06.2018 09:44

REGION ENNS. „Tipsi“ präsentiert im Juni den dauerlaufenden Waldbaumläufer.

Der Waldbaumläufer
Foto: Florian Mayr
Der Waldbaumläufer Foto: Florian Mayr

Bei angenehmen Temperaturen sind viele Jogger unterwegs. Einige werden per App informiert, wie viele Kilometer sie gelaufen sind. Hätte der Waldbaumläufer eine solche App, dann wüsste er, dass er zwei bis drei Kilometer zu Fuß schafft, stets senkrecht bergauf, so 300 Baumstämme am Tag. Diese Mühe macht ihm nichts, dafür fliegt er weniger gern, nicht mal im Winter in den Süden, meist nur bis zum nächsten Baumstamm, wo er weit unten landet und dann spiralförmig und ruckartig bis nach fast ganz oben klettert, stets die Ritzen und Borken nach Fressbarem absuchend. Dort findet er seine Leibspeise, Spinnen und Insekten.

Gut getarnt

Noch keinen Waldbaumläufer gesehen? Das ist nicht verwunderlich, denn er ist auf der Rückenseite so gut rindenmäßig getarnt, dass er farblich förmlich mit dem Stamm verschmilzt. Die weiße Kehle dient ihm im Dunkeln als Spiegel, was ihm samt perfekt ­gebogenem, pinzettenartigen Schnabel und fürs Klettern bestens geeigneten Krallen bei der Nahrungssuche in Ritzen hilft. Seinen verhältnismäßig langen Schwanz benötigt er beim Klettern zum Abstützen. Auch beim Brüten besetzt er eine eigene Nische. Er hat keine Baumhöhle, auch kein Nest im Strauch, der Waldbaumläufer nistet am liebsten hinter abstehender Baumrinde oder in größeren Baumspalten.

Zwillingsart

Obwohl er so einzigartig scheint, er ist es nicht, denn er hat sogar eine Zwillingsart, den Gartenbaumläufer, der ihm fast auf die Feder gleicht. Selbst Ornithologen können sie nur schwer auseinander halten, am besten gelingt das mit dem Gesang. Interessant ist, wie es zu diesen Zwillingsarten gekommen sein soll. Angeblich haben sich die beiden Baumläufer während der Eiszeit auseinander entwickelt, bildeten zwei eigenständige Arten, die seit dem Rückzug des Eises in Mitteleuropa wieder nebeneinander vorkommen. Ob sie wieder zueinander finden werden? Gemeinsam laufen macht sicher mehr Spaß. In kalten Winternächten kuschelt sich immerhin schon mal ein Dutzend Waldbaumläufer wärmend aneinander. Als „Laufstrecke“ braucht ein Waldbaumläufer zehn Hektar Wald mit alten Bäumen samt Totholz.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden