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Zwei Ennstaler setzen Extreme filmisch in Szene

Angelika Hollnbuchner, 20.01.2015 09:00

LAUSSA/LOSENSTEIN. Kurz vor Kinostart seiner Dokumentation „Attention – A Life in Extremes“ vergangenen Herbst ist der Laussinger Sascha Köllnreitner als bester Nachwuchs-Regisseur Österreichs ausgezeichnet worden. Die unter Günther Göberls Kameraführung entstandene Extremsport-Doku „Streif“ läuft seit Dezember in Lichtspielhäusern.

  1 / 3   Wie Wingsuit-Flieger Halvor Angvik und andere Extremsportler mentale und physische Grenzen überschreiten, zeigt Köllnreitners Film
Sascha Köllnreitner, in Laussa aufgewachsen, wusste nach dem Zivildienst in Steyr recht schnell, wohin es ihn zieht: Mit der festen Absicht Regisseur zu werden, ging er 2004 nach Wien und klopfte ohne Umschweife an jede Tür, die ihm den Weg dahin öffnen könnte. Zunächst fing er als Kulissenbauer an. „Irgendwann landete ich beim Schnitt, arbeitete an Dokumentationen und Werbespots“, erzählt der heute 30-Jährige. In der Werbefilm-Branche bekam er dann auch seine erste Chance als Regisseur: Der Pearle-Spot mit Ex-Miss Austria Christine Reiler, eine Arbeit für Manner mit Skispringer Andi Kofler oder der berührende Hospiz Rennweg-Spot mit „Das Boot“-Schauspieler Erwin Leder gehören zu den vielen Vorzeigearbeiten Köllnreitners. „Regie bedeutet für mich, meinen vielen Interessen nachzugehen“, erklärt er. Vor ca. vier Jahren wurde so das Genre Dokumentation für ihn zum Thema. „Attention – A Life in Extremes“ heißt das erste Kinoprojekt Köllnreitners und behandelt den Leistungsgedanken in der Gesellschaft anhand physischer und mentaler Höchstleistungen von Sportlern. Begleitet haben er und sein Team dafür einen Wingsuit-Flyer beim Fliegen entlang von schroffen Felsklippen, einen Apnoetaucher (Tauchen ohne Sauerstoff) in unheimlichen Meerestiefen und den Extremradfahrer Gerhard Gulewicz als Race Across America-Favorit – allesamt Ausnahme-Erscheinungen der sportlichen Weltspitze. „Es ging mir nie um einen klassischen Extremsportfilm, sondern darum, zu erörtern, was den Menschen immer wieder zu einem „Höher-Schneller-Weiter“ antreibt. Im Extremsport ist der Grat zwischen Sieg und Scheitern sehr schmal und der Ausgang des Tuns folgenreich.“ Mit Prominenten wie Philosoph Konrad Paul Liessmann und Neurologe Manfred Spitzer holte sich Köllnreitner spannende Zugänge abseits des Sportes für seinen Independentfilm. Leidenschaft in Bildern Als Kernaussage der Doku lässt sich die Leidenschaft benennen, die die sportlichen Protagonisten eint: „Für mich persönlich ist die Quintessenz des Films, dass es wichtig ist, eine Leidenschaft zu finden und dieser ohne Ausreden im Leben nachzugehen.“ Das tut Köllnreitner selbst offenkundig mit Erfolg: Nicht nur, dass er für den im Herbst in den heimischen Kinos angelaufenen Streifen den Nachwuchspreis beim Kitzbüheler Filmfestival abräumte. „Wir sind auch für den Max-Ophüls-Preis nominiert, einer der wichtigsten deutschen Nachwuchsfilmpreise, und wir waren beim größten kanadischen Outdoor-Filmfestival in Banff dabei.“ Sein Film kommt auch international in die Kinos. Nächstes Ziel Köllnreitners ist sein Spielfilm-Debüt, ein Psychothriller befindet sich bereits in Vorarbeit. „Die größte Hürde ist, Investoren zu finden. Darum bemühen wir uns gerade.“ Der Werbung und dem Dokumentarfilm will der Wahlwiener, der zur Familie im Ennstal regen Kontakt pflegt, aber nicht den Rücken kehren – Ideen hat er genug. Seinen Erstling kann man übrigens nach wie vor in Spezial-Screenings auch in Oberösterreich sehen, die Termine gibts auf der Facebook-Seite zum Film. Die DVD erscheint im Sommer. Film zum Mythos „Streif“ Was im Bereich Extremsport filmisch alles machbar ist, bedeutet für Günther Göberl seit rund zehn Jahren das täglich Brot. Der renommierte Bergfilm-Kameramann aus Losenstein hat so manchen mons- trös-herausfordernden Dokumentar-Abenteuerfilm verwirklicht, darunter „Mount St. Elias“ zusammen mit Regisseur Gerald Salmina und Extrem-Skifahrer Axel Naglich. Von 2013 bis Mitte 2014 hat sich das eingespielte Team der härtesten Skirennstrecke der Welt – der Streif in Kitzbühel – gewidmet. Titel des Kinofilms, der Ende Dezember in Österreich und in Deutschland am 15. Januar angelaufen ist: „Streif – One Hell of a Ride“. Über zwölf Monate verfolgte das Filmteam fünf Athleten und ihre Vorbereitung auf das Großereignis, das dem Sieger Ruhm auf Lebenszeit beschert. Unter größtem Aufwand zustandegebrachte Filmbilder zeigen, welche körperlichen und psychischen Kunststücke die Sportler für den so ungewissen Jubel im Ziel vollbringen müssen. Und was passiert, wenn sie scheitern. „Wir haben unter anderem Gespräche mit dem Schweizer Daniel Albrecht und Hans Grugger geführt, beide erlitten Horrorstürze auf der Streif. Ihre Beispiele zeigen auf, was passieren kann, wenn nur eine Kleinigkeit nicht passt“, erzählt Göberl. Fachlich das Schwierigste sei es gewesen, die Geschwindigkeit und Steilheit adäquat einzufangen. „Wenn man sich das Rennen im Fernsehen anschaut, wirkt das schon schnell, live ist es aber noch viel brutaler. Es ist unvorstellbar, mit welcher Geschwindigkeit die Fahrer in der Traverse Richtung Zielhang daherschießen. Um diese enorme Leistung abzulichten, haben wir versucht zu zeigen, wie die Muskeln arbeiten und wie oft der Ski eigentlich in der Luft ist. Teilweise kommen die nur alle zehn Meter auf dem Schnee auf.“ Außerdem beschäftigt sich die Dokumentation mit der riesigen organisatorischen Maschinerie hinter dem Ausnahme-Spektakel. Aus über 100 Drehtage resultierten 1000 Stunden Filmmaterial. Danach gefragt, was man persönlich aus so einem Projekt mitnimmt, lacht Göberl: „Ich glaube nicht, dass ich möchte, dass meine Kinder Skirennläufer werden.“ Solange seine beiden Kinder noch klein seien, mache er selbst auch keine längeren Expeditionen wie 2010 die knapp zehnwöchige auf den Everest. „Das kann ich ja wieder machen, wenn ich älter bin, falls mich das dann noch interessiert.“ Die legendärste Abfahrt der Welt steigt übrigens am 24. Jänner zum 75. Mal.

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