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STEYR. Neues Bildmaterial belegt seltenes Huchen-Vorkommen in der Enns. Die vom Aussterben bedrohten Fische profitieren dabei vom verhinderten Kraftwerk bei der Rederinsel.

Huchenpärchen beim Schlagen einer Laichgrube  Symbolfoto: Ratschan
  1 / 3   Huchenpärchen beim Schlagen einer Laichgrube Symbolfoto: Ratschan

Um das letzte freifließende Stück der oberösterreichischen Enns zu erhalten, erwarb die Umweltschutzorganisation WWF Österreich im Jahr 2012 ein Stück der Rederinsel in Steyr. Es war eine Aktion in letzter Sekunde, um die Kraftwerkspläne der Ennskraft AG zu durchkreuzen. Wie sich heute zeigt, machte sich der Schutzkauf bezahlt: An der Stelle des einst geplanten Kraftwerks ist die Enns zum Lebensraum für stark bedrohte Arten geworden.

Huchen-Pärchen fühlt sich wohl

Ein kürzlich dem WWF zugesandtes Video eines Spaziergängers zeigt, wie sich ein seltenes Huchen-Paar hier ihren Laichplatz einrichtet. „Der Donaulachs ist vom Aussterben bedroht, daher ist jeder noch intakte Flusskilometer überlebensnotwendig. Dass dieses Huchen-Pärchen ausgerechnet im WWF-Gebiet laicht, ist eine schöne Bestätigung für unser Engagement im Gewässerschutz“, sagt WWF-Flussexperte Gerhard Egger.

Seltenes Schauspiel

Das eindrucksvolle Laichschauspiel des Huchens, bei dem die Weibchen Schotter für ihre Laichgruben ausheben, wird jedoch immer seltener. Denn der Lebensraum der in Österreich stark bedrohten Art hat sich enorm verkleinert. Alleine über 5.200 Wasserkraftwerke durchschneiden Österreichs Gewässer. Dabei verfehlen acht von zehn Anlagen die ökologischen Mindeststandards. „Damit der Huchen nicht gänzlich aus Österreichs Flüssen verschwindet, muss die Politik die letzten freifließenden Flüsse vor der Verbauung schützen und schärfere Kriterien bei der Subventionsvergabe verankern“, fordert Egger.

Bis zu 50 Kilo schwer

Der Huchen ist mit bis zu 1,5 Metern und 50 Kilogramm der größte lachsartige Fisch Europas und in Österreich eine stark gefährdete Art. Rund 80 Prozent der ursprünglichen Laichplätze des Huchens sind heute nicht mehr vorhanden. „Leider werden ökologische Bedenken im Zusammenhang mit Wasserkraftprojekten viel zu oft ignoriert und im Verfahren kleingeredet. Auch beim Ennskraftwerk in Steyr mussten erst neue Eigentumsverhältnisse geschaffen werden, um den Schutz dieses wichtigen Lebensraums zu sichern“, erinnert Egger.

Erfolgreiche Bürgerinitiative

Mehrere Umweltschutzorganisationen sowie die Bürgerinitiative „Rettet die fließende Enns“ machten jahrelang gegen die Kraftwerkspläne in Steyr mobil. Es war schließlich der Ankauf der Insel durch den WWF Österreich, der den Erhalt der vier Kilometer langen Enns-Strecke mitsamt ihren wertvollen Ufer- und Auwäldern sicherte. „Wir freuen uns ganz besonders, dass nach den erfolgreichen Schutzbemühungen nun auch die Früchte dieser Arbeit eingeholt werden können. Denn das Laichgeschehen, das hier dokumentiert wurde, fand haargenau an dem Platz statt, wo die Staumauer des verhinderten Kraftwerks Rederbrücke stünde und wäre nach Finalisierung des unsinnigen Projektes nicht möglich gewesen“, sagt Peter Prack von der Bürgerinitiative Rettet die fließende Enns.

Neue Forderungen

Die Bemühungen für den Erhalt des geretteten Flussabschnitts müssen laut Prack weitergehen. „Nur zwei Kilometer oberhalb der einmündenden Steyr wird dem Fluss Geschiebe entnommen. Wir fordern daher die Entwicklung eines umfassenden Plans, um der Enns dieses Material wieder zurückzugeben. Das könnte die letzte freie Fließstrecke weiter aufwerten und ihre wichtige, durch den Huchen eindrucksvoll belegte Funktion als Lebensraum weiter stärken“, so Prack.

WWF warnt

Stabile Huchen-Populationen sind nur noch auf etwa 250 Flusskilometern zu finden. Bevorzugte Laichplätze findet der Fisch vor allem in den Donauzuflüssen. Während das Ennskraftwerk in Steyr 2012 durch den WWF-Schutzkauf der Rederinsel verhindert werden konnte, bedrohen neue Kraftwerksprojekte, wie an der Ybbs oder der Oberen Mur, überlebenswichtige Zufluchtsorte des Huchens. Der WWF Österreich fordert daher von der Bundesregierung konkrete Naturschutzkriterien bei der Subventionsvergabe für den Kraftwerksbau und setzt sich für den Abbau veralteter Flussverbauungen ein.


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