NEUZEUG. Seit gut zwei Jahren investieren Michaela Huber und Markus Bügler (32, 33) all ihr Herzblut und viel Lebenszeit, um verletzte oder verwaiste Wildtiere zu retten.
In ihrem Bett schlief schon ein Baby-Schwan. Und wenn ein Hase genüsslich an ihren Haaren knabbert, sind sie keine Sekunde lang böse: Michaela Huber und Markus Bügler aus Neuzeug sind Tierretter aus Leidenschaft. 2015 brachte die beiden Hundebesitzer nicht zuletzt die Liebe zu Vierbeinern zusammen. Nachdem sie ein Jahr intensiv für die Tierrettung OÖ tätig waren, ist das Neuzeuger Paar mittlerweile privat Anlaufstelle für verletzte oder verwaiste Wildtiere. „Die Tierrettung gibt in solchen Fällen oft gleich unseren Kontakt weiter. Aber auch durch Mundpropaganda haben wir Anfragen“, erzählen die beiden.
Drei Wirbelwinde
Seit 1. Mai quietschen im 500-m2-Garten der Verkäuferin und des Elektrotechnikers drei junge Marder. Eine Herausforderung wie bisher kaum eine. Gerade ein paar Tage waren die Findlinge alt, als sie in einem Bauernhof aus einer Zwischendecke purzelten. Seither halten die possierlichen wie temperamentvollen Geschwister ihre Betreuer gehörig auf Trab. „Unser Tagesablauf richtet sich total nach ihnen. Als Babys mussten sie stündlich mit Spezialmilch gefüttert werden, auch nachts“, erzählt Huber. Wegen Verdauungsproblemen habe es eine Zeitlang sehr schlecht um die Marder gestanden. Einer der Jungspunde musste sogar operiert werden. Heute sind Huber und Bügler glücklich, dass es alle drei – sie heißen Kalea, Feye und Hope – geschafft haben. Ihr Hunger ist mittlerweile kaum zu bremsen: Äpfel, Beeren, Eier, Küken und Mäuse stehen auf dem täglichen Speiseplan, den die Retter aus eigener Tasche berappen. Für ihre Schützlinge tun sie es wie selbstverständlich.
Zurück in die Natur
Der tierliebe Einsatz der Neuzeuger ist eine kostspielige, aber auch organisatorisch aufwendige Aufgabe. Zumal das Paar noch andere Findlinge pflegt. Einander in der Natur feindlich gesinnte Arten sollen sich gut voneinander getrennt erholen können. Derzeit kümmern sich Huber und Bügler auch um einen Raben, der in Dietach angeschossen wurde, um mehrere Feldhasen und Igel-Kinder. Im Garten bietet ein großer Freiluftkäfig den Mardern Unterschlupf, im Haus gibt es ein Wildtierzimmer. Die Neuzeuger haben auch eine Ausbildung zum Tierrettungshelfer absolviert. Dass möglichst alle ihre Schützlinge einmal gut vorbereitet in die freie Wildbahn zurückkehren können, ist den beiden wichtig. „Unser Ziel ist es, jedes Tier der Natur zurückzugeben.“
Ihr erster aufgepeppelter Hase „Klopfer“ schaut noch heute öfter beim Haus vorbei. „Auf ihn sind wir sehr stolz. Er hat sicher schon eine neue Generation gegründet.“
Rund 70 Tiere
Gepflegt haben Huber und Bügler insgesamt schon an die 70 Tiere. „Einige Leute meinen, wir seien verrückt, dass wir das alles tun. Gerade bei Feldhasen heißt es oft: Die gibt es doch eh genug. Tatsächlich sind sie bereits fast vom Aussterben bedroht.“
Wer verwundete Wildtiere findet, kann sich bei den Neuzeugern melden, z.B. über Facebook (“Wir für Tier“). Die beiden stellen sicher, dass Findlinge in die jeweils richtige Auffangstation bzw. zu einer artgerechten Pflege kommen. Für die Marder Kalea, Feye und Hope suchen Huber und Bügler derzeit einen entlegenen Stadel, wo sie die Tiere einmal auswildern dürfen. „In der ersten Zeit sollten wir sie noch besuchen und füttern können“, so Bügler. Die beiden freuen sich, wenn ein Grundbesitzer weiterhelfen möchte. Wer das ehrenamtlich engagierte Paar mit Tierfutter-Spenden unterstützen möchte, ruft Tel. 0677/62392331.
Gut zu wissen...
- Nicht jedes gefundene Wildtier braucht Hilfe. Ist man sich nicht sicher, sollte man vorher unbedingt den Jäger des Gebietes oder die Tierrettung OÖ kontaktieren. “Viele wissen z.B. nicht, dass Hasen mit Fell und offenen Augen geboren werden. Sie sitzen in keinem Nest, sondern in einer Mulde (Sasse). Die Mutter kommt nur bei Dämmerung ein- bis zweimal zum Säugen“, so Bügler.
- Die Entnahme eines Wildtieres aus der Natur ist jedenfalls ein Eingriff in fremdes Jagdrecht und daher strafbar. Es braucht dafür vorab immer das Einverständnis des zuständigen Jägers.
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