Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

STEYR. Der Vorstand des deutschen Lkw-Herstellers MAN hat den Streit betreffend Jobabbau mit dem Gesamtbetriebsrat beendet. Für die 2.200 Mitarbeiter in Steyr heißt es jedoch weiter zittern.

Demo gegen drohende Werksschließung vergangenen Oktober Foto: vowe
Demo gegen drohende Werksschließung vergangenen Oktober Foto: vowe

Vorstand und Gesamtbetriebsrat haben sich auf ein Eckpunktepapier zur Neuausrichtung des Unternehmens geeinigt. Demnach sollen in Deutschland 3.500 Stellen abgebaut werden, also weniger als geplant. Der Standort Steyr stehe allerdings nach wie vor zur Disposition. „Hier prüft der Vorstand alle Optionen, inklusive die eines Verkaufs oder einer Schließung“, heißt es seitens MAN.

„Immer Gewinne geschrieben“

„Der MAN-Konzern hat heute bekanntgegeben, dass das Werk Wittlich in Rheinland-Pfalz entgegen der ursprünglichen Planungen nicht geschlossen wird. Vielmehr gibt es ein Zukunftskonzept und keine betriebsbedingten Kündigungen für diesen Standort. Diese MAN-Entscheidung in Deutschland muss auch für das MAN-Werk Steyr gelten, immerhin hat der Standort immer Gewinne geschrieben“, sagt Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner (VP). Der Standort Steyr könne und solle bei der angestrebten Neuausrichtung des Konzerns in Richtung Zukunftstechnologien eine wichtige Rolle spielen.

Seit im September des Vorjahres der MAN-Konzern die Schließung des Werkes in Steyr angekündigt hat, hat sich die oö. Landesregierung mit der MAN-Belegschaftsvertretung und der Stadt Steyr für den Erhalt des Standorts eingesetzt. „Es ist klar, dass angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage ein Unternehmen wie MAN auch Maßnahmen setzen muss. Aber der Standort Steyr ist immer ein Gewinnbringer für den MAN-Konzern gewesen, mit hochqualifizierten Mitarbeitern und millionenschweren Investitionen in jüngster Vergangenheit. Daher sollte der Konzern das Potenzial des Werks in Steyr nutzen“, so Achleitner.

Fall für Wirtschaftskommission

Die Infragestellung des Standorts Steyr ist mittlerweile auch ein Fall für die Staatliche Wirtschaftskommission, einer auf Bundesebene verankerten Schlichtungsstelle, die bei übergeordneten Wirtschaftsinteressen zum Einsatz kommt, wenn zwischen Firmenleitung und Belegschaft keine Einigung erzielt werden kann. Das Gremium ist von Gewerkschaft und Wirtschaftskammer paritätisch besetzt. „Das MAN-Management muss vor der Staatlichen Wirtschaftskommission darlegen, welche Restrukturierungsschritte für eine positive Zukunft des Standorts Steyr vorgesehen sind. Bei Personalkosten von 14 % kann ein reines Kosten-Cutting und Verlagerung ins Ausland kein erfolgsversprechender Weg sein“, sagt Achleitner. Die nächste Sitzung finde am 3. Februar in Linz statt.

Schwarz: „Sehe Verhandlungen positiv“

„Ich sehe die Verhandlungen in Deutschland positiv, der Vorstand hat nach massiven Protesten des Betriebsrates und der Belegschaft eingelenkt und einen für die Belegschaftsvertretung und die IG Metall gangbaren Weg eingeschlagen. Jetzt werden wir intensiv die Verhandlungen über einen Weiterverbleib des Standortes Steyr im Produktionsverbund der MAN führen. Was für die Kollegen in Deutschland möglich ist, muss auch für Österreich möglich sein. Wir sind ein Konzern, eine Belegschaft und eine einheitliche Stimme über den Gesamtbetriebsrat“, erklärt MAN-Betriebsratsvorsitzender Erich Schwarz in Steyr.

Kritik und Appell

Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner (FP) kritisiert indes die Bundesregierung scharf: “Welche Maßnahmen, Vorschläge und Konzepte wurden der Geschäftsführung von MAN vorgelegt, um die drohende Kündigungswelle zulasten der oberösterreichischen Leistungsträger zu verhindern? Die wirtschaftliche Lage nur auszusitzen oder gar schönzureden und keine geeigneten Gegenmaßnahmen zu treffen, wird nicht reichen, denn dann wird MAN Steyr nur ein Dominostein in einer langen Reihe sein.“

SPÖ-OÖ Vorsitzende Birgit Gerstorfer appelliert erneut an Land und Bund, sich für eine Jobgarantie und den Erhalt der Arbeitsplätze einzusetzen. „Firmen nehmen Staatshilfen aus Steuergeldern, zahlen Manager-Boni und Dividenden und bauen dann hunderte Jobs ab. So geht es nicht weiter“, drängt die langjährige Arbeitsmarktexpertin auf ein Umdenken der Unternehmen.

„Dass MAN sich neu ausrichtet und auf Zukunftstechnologien setzt, ist grundsätzlich der richtige Weg. Warum dafür aber nicht auf die unbestrittene Kompetenz am Standort Steyr gesetzt wird, ist völlig unverständlich. Das Know-how gerade in diesem Sektor ist in Steyr sehr groß. Den Standort zu schließen, wäre eine komplett kurzsichtige Entscheidung, die nicht nachvollziehbar ist“, ergänzt die Grüne Wirtschaftssprecherin LAbg. Ulrike Schwarz.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden