Testpflicht für Friseur, Kosmetik etc.: Hälfte der Kunden bleibt aus
REGION STEYR. Seit einem Monat haben körpernahe Dienstleister wieder offen, um zu frisieren, zu massieren oder kosmetische Korrekturen vorzunehmen. Für den Genuss dieser Angebote braucht es jedoch einen negativen Covid19-Test. Tips hat nachgefragt, wie es Betrieben damit geht.
Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen ist der Zutritt in körpernahe Dienstleistungsbetriebe derzeit nur mit negativem Corona-Test erlaubt. Wer sich also die Haarspitzen schneiden, die Nägel machen oder ein Tattoo stechen lassen will, muss erst zur Teststraße oder in eine der testenden Apotheken. Das von dort bescheinigte negative Ergebnis darf höchstens 48 Stunden alt sein, um bei Friseur und Co. Platz nehmen zu dürfen. Umstände, die für viele Kunden eine zu große Hürde darstellen.
Zu hoher Aufwand
Regionale Fachbetriebe beschreiben die aktuelle Situation nämlich alles andere als rosig. „Fast 50 Prozent der Kunden bleiben bei uns am Land aktuell durch die Testpflicht aus“, erklärt Christoph Kadir. Der Reichraminger führt Friseursalons in Steyr, Reichraming und Großraming. „Sich für einen Haarschnitt testen lassen, ist vielen schlicht zu viel Aufwand“, berichtet er. Vor allem ältere Kundinnen am Land seien dafür oft nicht mobil genug. So müssen Kunden aus Kadirs Heimatort etwa nach Losenstein oder Großraming gelangen, um sich testen zu lassen. „Dafür brauchen sie zuerst einen Termin und dann eine Mitfahrgelegenheit hin und retour.“ Das habe Auswirkungen: „Die Leute suchen sich privat jemanden, der ihnen die Haare schneidet.“ Die Covid-Maßnahmen hält Kadir grundsätzlich für sinnvoll. „Was wir aber gut brauchen könnten ist, dass wir vor Ort testen oder Heimtests akzeptieren dürfen.“
Verständnis gefragt
Das Thema Tests beeinträchtigt auch den Alltag im Kosmetikstudio La Jolie in Garsten. Ihrem Betrieb gehe es derzeit nicht gut, sagt Romana Slanic. „Meine vier Vollzeitkräfte und ich waren früher eigentlich immer einen Monat im Voraus ausgebucht.“ Und auch nach den ersten beiden Lockdowns sei alles wie am Schnürchen gelaufen: „Wir erlebten einen regelrechten Ansturm“, so Slanic. Nach dem jüngsten Lockdown sei nun aber alles anders. Die Termine haben sich mehr als halbiert: „Die Hälfte der Kunden sagt: „Wenn ich vorher testen gehen muss, verzichte ich lieber“.“ Die einen würden die Testungen aus Prinzip ablehnen, ältere Menschen seien hingegen oft überfordert: Wie komme ich zu einem Testtermin, wie läuft das dort ab und wird sich das mit den 48 Stunden ausgehen? „Manche erklären uns auch, es gäbe Studios, wo man den Test nicht braucht“, so Slanic.
Eine Herausforderung sei zudem, wenn Kunden erst knapp vor dem Termin testen gehen und noch auf das Ergebnis warten, wenn ihre Behandlung schon hätte beginnen sollen. „Es bringt uns in eine missliche Situation, wenn wir jemanden ohne Ergebnis nicht drannehmen können.“ Manche Kundschaft sei dann aufgebracht.
Von 100 auf null
Auch Gabriele Mayr hat ein Kosmetikstudio, bietet Permanent Make-up und Sugaring in Wolfern an. „Das Geschäft ist bei mir von 100 auf praktisch null Prozent eingebrochen“, berichtet sie. Die Menschen würden in der Pandemie wenig außer Haus gehen und entsprechend Termine für die Schönheit hintanstellen. Vor allem aber der Test mache den Besuch beim Dienstleister madig. „Wenn die Leute hören, dass sie einen negativen Corona-Test brauchen, winken sie ab und wollen lieber abwarten“, sagt Mayr. Für ihren Ein-Frau-Betrieb eine schwierige Situation. Auch nach den ersten Lockdowns sei das Interesse der Kunden nur zaghaft zurückgekehrt. „Zum Glück arbeite ich alleine und habe das Geschäft im eigenen Haus. Sonst ginge es nicht.“
Was Mayr derzeit feststellt, sind extreme Meinungsunterschiede in der Bevölkerung: „Die einen pochen auf Abstand, die anderen legen auf die Maske kaum einen Wert.“ Stehen Termine an, lässt sich Mayr jedenfalls testen. „Das war soweit ganz unkompliziert, in zwei Minuten war ich fertig.“
„Wollen verwöhnen“
Bei La Jolie in Garsten sind die Mitarbeiter derzeit in Kurzarbeit, kommen stundenweise in die Firma. „Ich möchte gerade wirklich nicht in der Haut der Regierung stecken“, sagt Chefin Slanic. „Ich hoffe jedoch auf Hilfspakete und, dass die Option auf Kurzarbeit das ganze Jahr bleibt, sofern sich die Lage nicht verbessert.“ Sie wünscht sich zudem, dass die Kunden wissen, dass die Betriebe genauso an der Situation leiden. „Es wäre uns eine große Unterstützung, wenn die Menschen das Testen in Kauf nehmen. Wir wollen die Kunden verwöhnen, pflegen und hübsch machen. Zu kontrollieren ist ja eigentlich auch nicht Teil unserer Arbeit“, so Slanic.
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