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Bad Haller lebte ein Jahr in einer Flasche

Robert Hofer, 11.04.2023 08:58

BAD HALL. In der Römerstraße in Bad Hall führte Rudolf Schmid (1901-1979) mit seiner Frau Lotte ein ziemlich normales Leben. Weltweite Bekanntheit erreichte er als Fakir Rayo vor 70 Jahren.

  1 / 2   Ein Jahr lebte Rudolf Schmid in einer Glasflasche und will sich in dieser Zeit nur mit Vitamintabletten ernährt haben. (Foto: Forum Hall)

Als Fakir werden Angehörige asketischer Glaubensgemeinschaften in islamischen Ländern und in Indien bezeichnet, die ihren Körper durch besondere Konzentrationsübungen gegen Schmerzen unempfindlich machen. Der Bad Haller Rudolf Schmid war als solcher bekannt und verblüffte sein Publikum als Magier und Hellseher.

Schlangen als Begleiter

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Karriere von Fakir Rayo, wie sich Schmidt nannte, richtig Fahrt auf. Der Bad Haller ließ sich am 13. Dezember 1952 in Linz in eine Glasvitrine einschließen und sollte diese 53 Wochen lang nicht verlassen. Er nahm eine Luftmatratze, einen Campinghocker und zwei syrische Schlangen mit.

„Anscheinend in Selbsthypnose, bestieg er langsam die Stufen des Podiums. Dann wurde die Vitrine über Rayo gesenkt, der sich in seinem gläsernen Asyl minutenlang den zahlreich anwesenden Pressefotografen und den Wochenschaureportern stellte. Schließlich wurden die Enden der eisernen Längskanten der Flasche mit dem stahlumrandeten verstärkten Boden zusammengeschweißt. Nach der notariellen Beglaubigung des Einschlusses wurde Rayo mit einem Lieferwagen in seinen Ausstellungsraum befördert“, berichteten damals die OÖ Nachrichten.

30 Kilo verloren

Zwölf Monate später und 30 Kilo leichter stieg Rudolf Schmid unter großem Medieninteresse wieder aus der Flasche. Der mehrfach zum Fakir-Weltmeister gekürte Bad Haller hatte übrigens vieles im Repertoire: 80 Tage langes Annageln seiner Zunge an ein Brett, das Aussetzen lassen seines Herzschlages für eineinhalb Minuten oder echte blutige Tränen weinen.

Eine Dokumentation seines künstlerischen Lebens, persönliche Erinnerungsstücke, Bilder, Zeitungsberichte, einen Kurzfilm sowie eine nachgebaute Flasche zum Probesitzen gibt es im Stadtmuseum Forum Hall im Rahmen einer Sonderausstellung zu sehen.

Das Forum Hall (Ed.-Bach-Straße 4) widmet dem „Mann in der Flasche“ eine Sonderausstellung, die von 16. April bis 26. Oktober läuft. Jeweils Donnerstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr.

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