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Erinnerung an den 5. Mai 1945 in Steyr: "Hitler kaputt"

Robert Hofer, 04.05.2025 19:09

STEYR. In einem Brief an Karl Ramsmaier vom Mauthausen Komitee Steyr schilderte der russische KZ-Häftling Wladimir Berimez im Jahr 2002 die Wochen ab März 1945 bis zur Befreiung am 5. Mai im KZ Steyr.

Vladimir Maximowitsch Berimez, Foto aus dem Jahr 2002 (Foto: Mauthausen Komitee Steyr)
Vladimir Maximowitsch Berimez, Foto aus dem Jahr 2002 (Foto: Mauthausen Komitee Steyr)

Auszug aus dem Brief von Vladimir Maximowitsch Berimez an Karl Ramsmaier vom 25. Dezember 2002:

„Allmählich ging der Krieg zu Ende. Immer öfter konnte man diese Worte hören: 'Hitler kaputt.' Irgendwie schaffte ich es, bis zum Tag der Befreiung, dem 5. Mai 1945, durchzuhalten. Die amerikanischen Truppen marschierten in Steyr ein, ohne dass es dabei zu Kampfhandlungen kam. Durch das Fenster der Baracke beobachteten wir, wie die Lagerwache in aller Eile Zivilkleidung anzog und ihre Posten auf den Wachtürmen verließ.

Das war das Ende unseres lange erduldeten Leidens. Auf dem Lagermast wurde eine weiße Fahne gehisst. Alle Häftlinge rannten zum Tor, öffneten es, stürzten sich auf die Baracken der SS und fielen über die Depots mit Lebensmitteln und Kriegsmaterial her. Außer Brot war dort nichts Essbares zu finden. Jeder von uns nahm, so viel er nur nehmen konnte, und trug es zu seiner Pritsche. Außerdem bewaffneten wir uns mit Gewehren und Maschinenpistolen.

In der Zeit zwischen dem 5. und dem 10. Mai herrschte im Lager Willkür. Alle ehemaligen Häftlinge verpflegten sich mit dem, was sie bei der ortsansässigen Bevölkerung finden konnten. Dann rasselte ein Panzer der US-amerikanischen Armee ins Lager, gefolgt von ein paar Jeeps. Ein Offizier forderte uns auf, in der amerikanischen Zone zu bleiben. Wir dürften, versprach er, in Zukunft in westlichen Ländern arbeiten. Ich persönlich wollte dieses Angebot nicht annehmen, und ich war mit meiner Haltung nicht allein. Unterdessen marschierten viele deutsche Wehrmachtssoldaten in voller Ausrüstung am Lager vorbei nach Westen, um bei den Amerikanern in Gefangenschaft zu geraten.

Einige Tage später traf die Rote Armee in Steyr ein. Es kam zu einem Treffen, bei dem die sowjetischen Offiziere dazu aufriefen, der herrschenden Willkür ein Ende zu machen. Die Stimmung war bei allen fröhlich. Viele weinten, vor Freude. Im Lager blieben nur die russischen Häftlinge zurück. Es wurde gutes Essen organisiert, wodurch wir wieder zu Kräften kamen. Auf Geheiß der sowjetischen Kommandanten wurden alle ehemaligen Häftlinge, die sich noch im Lager befanden, ungefähr 200 Personen, zur Demontage Steyrer Fabriksanlagen herangezogen. Die Maschinen wurden auf die Eisenbahn verladen und in die Sowjetunion verschickt.“


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