Stillen in der Corona-Zeit: Steyrer Expertinnen geben Tipps
STEYR. Über 90 Prozent der jungen Mütter wollen ihr Neugeborenes stillen. Warum das gerade in der Pandemie besonders wertvoll ist und was frischgebackene Mamas beachten sollten, erklären Expertinnen des Pyhrn-Eisenwurzen Klinikums (PEK) Steyr.
Stillen gibt in der Krise Sicherheit. Muttermilch ist jederzeit sauber, kostenlos und in der optimalen Temperatur verfügbar, zudem stärken die enthaltenen Immunstoffe die Abwehrkräfte des Neugeborenen. Doch Stillen kann gerade jetzt zur Herausforderung werden, weiß Maria Großauer, Leiterin der Stillambulanz im Steyrer Krankenhaus: „Speziell die ersten Tage nach der Geburt sind ungewohnt und manchmal mit Unsicherheit verbunden. Respekt, Wohlwollen, Ermutigung und Bestärkung sind für junge Mütter in Krisenzeiten daher besonders wichtig“, sagt sie.
Was tun bei Covid-Verdacht
Das Pflegeteam der Geburtenstation berät individuell und hilft bei der Umsetzung. Pflegeleiterin Marion Kühberger beantwortet die oft gestellte Frage, ob Mütter mit Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion stillen dürfen: „Nach derzeitigem Wissen ist das Virus nicht über die Muttermilch übertragbar. Nationale Stillkommission und WHO empfehlen Corona-positiven Müttern das Stillen, weil Neugeborene von den immunologischen Eigenschaften der Muttermilch profitieren. Laut Studien kann es durch entsprechende Antikörper in der Muttermilch sogar zu einem passiven Schutz kommen.“
Wurde bei der Mutter eine SARS-CoV-2-Infektion festgestellt oder besteht der Verdacht, sollte sie beim Stillen, Fläschchengeben, Kuscheln und Wickeln eine FFP2-Maske tragen. Die Brust sollte sie vor dem Anlegen des Babys mit Wasser waschen. Bei abgepumpter Mutter- oder Säuglingsmilch müssen Pumpe und Fläschchen vor und nach Gebrauch sterilisiert werden. Auch kontaminierte Oberflächen sollten regelmäßig gereinigt werden. Für das Tragen der FFP2-Maske hat die Expertin einen Tipp: „Malen Sie Mund und Nasenlöcher auf, damit das Baby das Gesichts-Schema trotz Maske erkennen kann.“ Grundsätzlich sollten alle Personen, die Krankheitssymptome haben und engen Kontakt mit dem Kind pflegen, auf strikte Hygieneregeln wie gründliches Händewaschen mit Wasser und Seife und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes achten.
Impfen - ja, nein?
Eine häufige Frage von werdenden oder frischgebackenen Müttern ist auch, ob sie sich während der Stillzeit gegen Corona impfen lassen können oder sollten. Laut aktuellem Wissensstand birgt eine Verabreichung von Nicht-Lebend-Impfstoffen kein erhöhtes Risiko für Stillende oder Säuglinge. „Besprechen Sie das am besten mit dem Arzt ihres Vertrauens“, so Oberärztin Anita Wachter, interimistische Leiterin der Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am PEK Steyr. „Liegen bei der Mutter Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen oder ein geschwächtes Immunsystem vor, sollte sie eine Impfung aber jedenfalls in Erwägung ziehen.“
Weitere Tipps gibt die Beratung der Stillambulanz (Mo., Mi., Fr., 8 bis 15 Uhr, Tel. 05/055466-23757).
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