Donnerstag 22. August 2024
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STEYR. Der Stadtplatz hat über die letzten Jahre wirtschaftlich immer mehr zu kämpfen. Filialen schließen, Geschäfte wandern ab, Auslagen stehen leer. Tips hat mit Geschäftsbetreibern gesprochen.

Viele der Geschäfte am Stadtplatz schließen, wandern ab oder bauen um. (Foto: Tips)
Viele der Geschäfte am Stadtplatz schließen, wandern ab oder bauen um. (Foto: Tips)

Laut einer Studie des Handelsverbands vom März befindet sich Steyr österreichweit mit 11,6 Prozent auf dem ersten Platz bei den Leerständen. Besonders auf dem Stadtplatz macht sich dies bemerkbar. Als Ende April die Schließung der Billa-Filiale umgesetzt wurde, verlor der Stadtplatz nicht nur ein weiteres Zugpferd, sondern seinen Lebensmittel-Nahversorger. Andere Geschäfte könnten nun folgen.

Verwaiste Geschäfte

Wenn man über den Stadtplatz spaziert, springen leerstehende Auslagen und Plakate wie „Alles muss raus“ oder „Geschäft zu mieten“ ins Auge. Läden wie das Reisestudio „Reisewelt“, der Juwelier Ullrich oder das Alpaka-Textilwarengeschäft „Al's World“ haben geschlossen, die Parfümerie Douglas und Internetanbieter Drei sind in das Einkaufszentrum „Hey!“ am alten Kasernenareal übersiedelt. Andere Unternehmen fusionieren oder lassen ihre alte Filiale im Stadtplatzzentrum zurück und ziehen entweder in eines der leerstehenden Gebäude in der Enge oder gleich woanders hin.

Zu wenig Angebot

„Die Situation ist furchtbar für Steyr“, sagt Kleider-Bauer-Filialleiterin Claudia Erkner. „Die Stadt hätte so viel Potenzial, aber für die Menschen ist es untragbar, dass man am Stadtplatz nicht einmal mehr Lebensmittel bekommt.“ Statt Geschäften von A bis Z gebe es immer mehr Lokale, so Erkner. Das bringe aber wirtschaftlich nicht viel, wenn niemand mehr zum Einkaufen auf den Stadtplatz komme. Über Kleider Bauer selbst brodelte auch die Gerüchteküche. Die Filialleiterin verneint allerdings eine mögliche Schließung und erklärt, dass lediglich Umbauten stattfinden. Christoph Ennsthaler, Geschäftsführer des gleichnamigen Verlags, stimmt ihren Aussagen zu: „Man kann den Stadtplatz wie ein Geflecht sehen. Die Händler sind voneinander abhängig und das System kann nur mit einem guten Branchenmix funktionieren.“ Besonders Familien mit Kleinkindern bräuchten oft einen Grund, um in der Innenstadt einzukaufen. Dieser werde jedoch schon länger nicht mehr geboten.

Inflation als Auslöser

Ennsthaler selbst ist auch nicht immun gegen wirtschaftliche Probleme. Vater Gottfried Ennsthaler denkt über die Pension nach, Gerüchte wurden laut, dass die Buchhandlung möglicherweise gänzlich geschlossen werden könnte und nur der Verlag unter der Leitung von Sohn Christoph Ennsthaler bestehen bleibt. Das dementiert Letzterer allerdings. „Wir haben uns aufgrund der Situation natürlich schon Gedanken über die Zukunft gemacht. Allerdings hängen wir sehr an dem Standort und den Familienbetrieb will man schließlich nicht einfach aufgeben.“ Die Buchhandlung, deren Geschichte bis ins Jahr 1880 zurückreicht, leidet vor allem unter der Inflation. „Der Buchhandel ist gehörig unter Druck. Herstellungskosten werden immer mehr, wir mussten bei gleichbleibendem Sortiment schon unsere Verkaufsfläche verkleinern. Auch der Anpassungsdruck ist groß, durch die Pandemie mussten wir den Onlinehandel ausbauen, der sowieso mehr und mehr in den Vordergrund rückt.“ Auch die Besucherfrequenz leide. Andere Geschäftsinhaber wie etwa Markus Köck von der Stadtapotheke sind mit der Kundenanzahl auf dem Stadtplatz weiterhin sehr zufrieden. Er gehe sicher nirgendwohin, sagt Köck.

Blick in die Zukunft

Mehrheitlich ist man sich dennoch einig: Es muss etwas getan werden. Was fehlt, sei eine Vision. „Steyr ist eine wirklich schöne und historische Stadt mit großem Potenzial“, heißt es unisono. Man komme auch immer wieder zu guten Gesprächen, Zusammenhalt und ein positiver Blick in die Zukunft seien angesagt


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