Drohende Werksschließung: Erneute Protestaktion bei Freudenberg in Losenstein
LOSENSTEIN. Nach einer ersten Protestaktion im Jänner versammelten sich jetzt erneut Beschäftigte des Freudenberg-Werks rund um das Betriebsgelände in Losenstein.

Anlass war das Treffen des Europäischen Betriebsrats (EBR) mit Vertretern des Managements im Rahmen des laufenden Konsultationsverfahrens über die Zukunft des Standorts. Während der Sitzung präsentierten die Protestierenden ein mehrere Meter langes Transparent mit der Botschaft „Wir sind bereit! Sie auch? Für Konzern oder Kampf!“ vor der Fensterfront des Tagungsraums.
Der EBR kommunizierte sein abschließendes Statement an den Vorstand – mit einem Appell an die Konzernführung: Der Standort Losenstein müsse erhalten bleiben. Die Entscheidung, das Werk zu schließen, sei nicht nachvollziehbar, so die Mitglieder des EBR, zumal es in technischer Hinsicht auf dem neuesten Stand sei. Jener in Losenstein sei einer von wenigen Freudenberg-Standorten, die bereits CO₂-neutral sind.
Hoch qualifizierte Belegschaft
Marco Plöchl, Vorsitzender des gemeinsamen Betriebsrats von Arbeiter:innen und Angestellten, betont: „Die Belegschaft ist hoch qualifiziert und nach wie vor motiviert. Es ist völlig unverständlich, warum der Konzern ausgerechnet diesen zukunftsfähigen Standort schließen will. Jetzt, nach Abschluss des EBR-Konsultationsverfahrens, nehmen wir unser örtliches Mandat in die Hand und werden gemeinsam mit der Belegschaft um unseren Standort weiterkämpfen. Ein Wirtschaftskonzept wurde seitens der Arbeitnehmervertreter ausgearbeitet und vorgelegt, das von Konzernverantwortlichen und Vorstand aber nur teilweise für gut befunden wurde.“
Plöchl: „Es ist schon bemerkenswert, dass selbst innerhalb des Konzerns viele den Kopf schütteln, aber manche Entscheidungsträger offenbar nicht den Mut haben, sich einzugestehen, dass hier ein Fehler gemacht wurde. Es scheint, als sollten wir als Bauernopfer für frühere Strategie- und Managementfehler herhalten – und das lassen wir uns sicher nicht einfach so gefallen“.
Die Gewerkschaften GPA und PRO-GE unterstützen die Forderungen mit Nachdruck. GPA-Landesgeschäftsführer Wolfgang Gerstmayer warnt vor den Folgen: „Von einer Schließung wären 106 Beschäftigte betroffen – das wäre nicht nur ein massiver Einschnitt für jede einzelne Familie, sondern auch ein herber Verlust für die gesamte Region. Hinzu kommt, dass sich die Branche mittelfristig erholen dürfte – eine Stilllegung wäre also auch wirtschaftlich kurzsichtig.“
Die Gewerkschaften fordern die Konzernleitung von Freudenberg erneut auf, die Schließungspläne zurückzunehmen und stattdessen in den nachhaltigen Ausbau des Standorts Losenstein zu investieren.
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