Greifvögel fliegen durchs Brunnental: hautnah bei Falke, Bussard und Adler
STEYRLING. Respektvoll, faszinierend und beeindruckend, so lässt sich die Begegnung mit einem Greifvogel beschreiben. Wenn sie ihre Flügel ausbreiten und durch das Brunnental fliegen, wird die Freiheit und Kraft der mächtigen Vögel spürbar. Ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst.
Vor vier Wochen gründete Obmann Christian Kerbl den Verein „Greifvogel-Erlebnis-Brunnental“. Nun fliegen fünf Greifvögel von Falkner Mike Etzelsdorfer unter diesem Verein. Seit er ein Kind ist, arbeitet der Leonsteiner mit diesen Tieren. Aktuell besitzt er die beiden Wüstenbussarde Morgaine und Ina, den Gerfalken Krimhild, den Turmfalken Gulliver und den Steinadler Shuruga. Den Sommer über sind sie im Brunnental in Steyrling untergebracht. Jeder Vogel lebt in einem eigenen Voliere, einem großen Vogelkäfig. Die Tierschutzvorschriften sind streng und die Einhaltung wird von der Bezirkshauptmannschaft geprüft.
Besondere Hege und Pflege
Seit 2010 ist die österreichische Falknerei als immaterielles nationales UNESCO Kulturerbe anerkannt. Aufgabe eines Falkners ist es, kranke und vom Aussterben bedrohte Tiere durch Zucht und Aufzucht wieder in die Natur einzugliedern. Seine fünf Greifvögel behält Falkner Mike Etzelsdorfer. Verletzte Tiere werden jedoch nur vorübergehend gepflegt und dann wieder frei gelassen. “Wenn die jungen unerfahrenen Turmfalken das erste Mal ausfliegen, sitzen sie meistens am Boden. Die Leute nehmen sie dann mit nach Hause oder bringen sie zu uns, obwohl sich die Mutter noch kümmern würde. Diese ziehen wir mit so wenig menschlichem Kontakt wie möglich groß und wildern sie wieder aus“, erzählt der 46-Jährige. Die Pflege nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. „Man muss sich täglich um die Greifvögel kümmern und ihnen die Nahrung geben, die sie in der Natur finden würden“, erklärt Mike Etzelsdorfer und erzählt weiter, „einmal hat jemand meine Vögel mit Kotelett und Würstel gefüttert, daran wären sie fast gestorben, da sie die Enzyme im Schweinefleisch nicht vertragen.“
Flugübung und Jagdtraining
Besonders beliebt ist die Flugübung „Freie Folge“. Dabei geht der Falkner spazieren und der Vogel soll ihm folgen. Falken mögen das Federspiel sehr gerne. Mit einem Lederbeutel samt Federn wird eine fliegende Beute simuliert. Diese Jagdflüge trainieren die Kraft und Wendigkeit. Bussarde, Adler und Habichte jagen lieber Bodentiere wie Hase und Fuchs. Mit ihnen wird ein Schleppentraining mit Hasen- oder Fuchsfell durchgeführt. Von 15. Oktober bis 1. Jänner ist die Zeit der Niederwildjagd (Beizjagd). Dabei lässt man den Greifvogel unter Aufsicht jagen.
Das Ziel eines Falkners ist es, den Vogel in höchster Kondition zu fliegen. Das heißt mit dem höchsten Gewicht, ab einem gewissen Gewicht fliegen sie nicht mehr, denn sie sind Energiesparmeister. Die Menge des Futters ist darauf abgestimmt. „Wenn sie im Frühjahr mausern, also ihr Federkleid wechseln, werden sie stinkfaul“, fügt Etzelsdorfer erklärend hinzu.
Faszination Greifvogel
Aus Interesse und Faszination am Tier hat Mike Etzelsdorfer die Jagd- und Falknerprüfung absolviert: „Das Faszinierende am Greifvogel ist seine Unabhängigkeit. Er ist ein Freigeist. Bei jeder Vorführung beweise ich, dass sein Verhalten nicht von einer Futter-Belohnung, sondern von der Vertrauensbasis zwischen Falkner und Vogel abhängig ist.“ Das fange bereits an, wenn der Vogel klein ist. 15 Wochen nach dem Schlüpfen übernimmt der Falkner das Jungtier von den Altvögeln. Greifvögel werden jedoch nie richtig zutraulich. „Bei falschem Verhalten, muss man immer damit rechnen, dass sie ihren Unmut ausdrücken. Jeder Greifvogel hat seine Eigenarten. Morgaine hasst beispielsweise Luftballone. Oft bleiben sie im Baum sitzen und reagieren nicht mehr. Darum habe ich graue Haare“, lacht Etzelsdorfer, „wenn dich der Vogel nicht mag, hast du Pech gehabt, dann muss ein anderer mit ihm arbeiten.“ Auch Vereins-Obmann Christian Kerbl ist von den Tieren begeistert: „Greifvögel verkörpern den Menscheitstraum vom Fliegen und Frei sein.“
Der Falkner weiß, dass die Anschaffung eines Greifvogels gut überlegt sein muss. Der Besitzer muss einen optimalen Lebensraum bieten können. Das heißt der Greifvogel muss die Möglichkeit haben, jeden Tag zu fliegen. Man brauche Erfahrung im Umgang mit diesen Tieren. „Das medizinische Wissen muss umfangreich sein. Beispielsweise ist es sehr schwer zu erkennen, wie es dem Vogel geht, da er keine Mimik zeigt. Nur an seinem Verhalten merkt man, dass etwas nicht stimmt.“ Deshalb sei es wichtig, viel Zeit mit ihnen zu verbringen, damit eine Bindung entstehen könne. „Man muss mit viel Geduld, Herzblut und Liebe zum Vogel dabei sein“, sind sich Kerbl und Etzelsdorfer einig. „Man braucht selbst einen gewissen Vogel, um mit den Vögeln zu arbeiten“, fügt Etzelsdorfer schmunzelnd hinzu.
Erlebnisreiche Vorführungen
Voriges Jahr begann Mike Etzelsdorfer für die Landpartie Steyrling mit Vorführungen und erhielt das Angebot, diese weiterzuführen. In der 45-minütigen Flugschau werden Jagdflüge simuliert. „Ich möchte vor allem den Kindern zeigen, was es in der Natur noch so gibt, denn sie entfremden sich immer mehr davon“, so der 46-Jährige. Das zeige sich auch schon bei den Eltern: „Zum Beispiel hat eine Mutter einmal zum Adler ,Geier“ gesagt. Oft werden Fragen wie: „Ist der Vogel echt?“ gestellt.“ Dem siebenköpfigen Team ist es wichtig, Nähe zu den Greifvögeln zu ermöglichen. Wer will, darf sie sogar auf die Hand nehmen. Das ließ sich auch Tips-Redakteurin Susanne Egelseder nicht entgehen. Fazit: Eindeutig einen Ausflug wert.
Weitere Infos
Greifvogelarten, die im Bezirk Kirchdorf vorkommen: Turmfalke, Mäusebussard, Sperber, Habicht, Wanderfalke und Vögel, die im Frühjahr durchziehen: Kaiseradler, Wespenbussard und Baumfalke
Greifvogel-Vorführungen
Mai bis Oktober, jeweils Samstag und Sonntag (Juli und August auch Dienstag und Donnerstag) um 15 Uhr
Eintritt: Kinder bis 12 Jahre: € 2,50, Jugendliche bis 18 Jahre: € 3,– Erwachsene: € 6,–, gratis Eintritt mit der Pyhrn-Priel-Card
Tel.: 0680/3002575
E-Mail: mike@birdsofprey.co.at
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