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96 Einsatzkräfte bei Gefahrgutaustritt in Taufkirchen an der Pram gefordert

Elena Auinger, 28.08.2018 06:45

TAUFKIRCHEN AN DER PRAM. Zu einem LKW-Brand wurden die Feuerwehren Taufkirchen und Laufenbach am 27. August um 11.53 Uhr alarmiert – dass sich daraus ein mehr als 5stündiger Gefahrguteinsatz entwickeln wird, ahnte dabei noch niemand.

Gefahrenguteinsatz Foto: BFKDO Schärding
  1 / 3   Gefahrenguteinsatz Foto: BFKDO Schärding

Ein 48-jähriger Kraftfahrer aus Wels lenkte laut Presseaussendung der Landespolizeidirektion OÖ seinen Lkw samt Anhänger am 27. August gegen 11.30 Uhr auf der Eferdinger Straße, B129, Richtung Schärding. Aus bislang unbekannter Ursache kam er in der Ortschaft Haberedt, Gemeinde Taufkirchen an der Pram, links von der Fahrbahn ab. Dabei beschädigte er einen Leitpflock, einen Metallsteher mit einigen Hinweisschildern, streifte einen Telefonmast und kam auf der Kreuzung mit dem Güterweg Haberedt zum Stillstand. Der 48-Jährige wurde unbestimmten Grades verletzt und nach notärztlicher Behandlung von der Rettung in das Landeskrankenhaus Schärding eingeliefert. Bei dem Unfall wurden drei Kanister Ladungs- bzw. Gefahrengut (etwa 7000 Liter Eisen-III-Chlorid-Lösung und Wasserstoffperoxid) beschädigt und in eine Böschung geschleudert. Aufgrund dessen wurde auch der Journaldienst der Bezirkshauptmannschaft Schärding informiert. Dieser führte zusammen mit einem Sachverständigen der Landesregierung die weiteren Veranlassungen durch.

Gefahrengut verloren

Als die Feuerwehr am Einsatzort angekommen war, wurde vom Einsatzleiter der FF Taufkirchen, Alois Steinmann, festgestellt, dass der aufsteigende Rauch nicht von einem Brand kam, sondern von verlorenem Ladegut, das als Gefahrgut deklariert war. Drei Container mit je 1.000 Litern Flüssigkeit lagen verbeult neben dem LKW in einem Graben, offensichtlich trat dabei auch Gefahrgut aus. Sofort wurde der Absperrradius auf 50 Meter erhöht und eine weitere Lageerkundung unter schwerem Atemschutz vorgenommen. Die Straße war bereits für den Verkehr durch Lotsen gesperrt, weil sich jedoch ein längerer Einsatz abzeichnete wurde eine Umleitung eingerichtet. Um für die Einsatzkräfte ausreichend Sicherheit zu bieten, wurde auch ein Sanitätsdienst des Roten Kreuzes alarmiert.

Einsatz unter Atemschutz und Schutzanzug

Zusätzlich wurden die Feuerwehren Pramau, Höbmannsbach und Brauchsdorf mit Atemschutzträgern, die Feuerwehr St. Marienkirchen mit dem Gefährliche-Stoffe-Fahrzeug, die FF Schärding mit dem Atemschutzfahrzeug und dem Schweren Rüstfahrzeug sowie die Feuerwehr St. Florian am Inn mit einem weiteren Tanklöschfahrzeug alarmiert. Die Lageerkundung mit Hilfe der Fahrzeugpapiere ergab, dass außer den drei Containern – welche mit 2.000 Liter Wasserstoffperoxid und 1.000 Liter Eisenchlorid gefüllt waren – kein Gefahrgut geladen war. Die Erstauskunft aus der Gefahrgutdatenbank war eindeutig, dass nur unter Atemschutz und mit einem speziellen Schutzanzug (für FF Kräfte: mindestens Schutzstufe II) ein Vorgehen zum Unfallort möglich war.

Alarmierung eines Chemikers

In weiterer Folge wurde auch die Wasserrechtsbehörde verständigt, die anschließend auch den zuständigen Chemiker der Oö. Landesregierung alarmieren ließ. Bürgermeister Paul Freund war auch bereits am Einsatzort und unterstützte die Einsatzleitung. Die alarmierten Atemschutzträger wurden bei der Atemschutzsammelstelle registriert und eingeteilt, das Atemschutzfahrzeug baute einen Dekontaminationsplatz auf und die ersten Schutzanzugträger wurden zur genaueren Lageerkundung mit Messung auf eventuelle explosive Dämpfe vorgeschickt. Ein entsprechender Brandschutz war zu diesem Zeitpunkt bereits aufgebaut.

Rasche Bergung der Container erforderlich

Da ein Abdichten der stark verformten Container nicht möglich war, musste eine rasche Bergung vorgenommen werden. Dazu rüstete sich auch die Mannschaft des Schweren Rüstfahrzeugs mit Atemschutz aus und mit dem Kran dieses Fahrzeugs gelang es die drei Container zu bergen. Gerade das Anschlagen der Bergegurte und die Bedienung des Krans unter Atemschutz stellte sich für die Schutzanzugträger als sehr schwierig heraus. Parallel dazu wurde der Abfluss aus dem Graben mit einem Kanaldichtkissen versperrt, um bei einem eventuellen raschen Austritt (z.B. Bruch eines Containers) keine weitere Gewässerverunreinigung zu verursachen.

Kontaminiertes Erdreich abgegraben

Die geborgenen Behälter wurden auf einer Spezialplane abgestellt und waren nur auf der Oberseite undicht, weshalb weiteres Gefahrgut nicht mehr austrat. Nach einer kurzen Beratschlagung mit den Experten vor Ort wurden Ersatzgebinde an die Einsatzstelle beordert, in welche die Flüssigkeiten umgepumpt wurden. Mehrere hundert Liter waren jedoch ausgetreten. Das offensichtlich kontaminierte Erdreich wurde händisch abgegraben und in Fässer gefüllt. Während eine Fremdfirma die Bergung des Anhängers und des LKW vornahm, wurde begonnen die verunreinigten Einsatzkräfte (Schutzanzugträger) und Einsatzmittel zu dekontaminieren. Die gesperrte Straße konnte um 16.45 Uhr wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Acht Feuerwehren im Einsatz

Insgesamt waren acht Feuerwehren (Brauchsdorf, Höbmannsbach, Laufenbach, Pramau, St. Florian am Inn, St. Marienkirchen bei Schärding, Schärding und Taufkirchen an der Pram) mit 17 Fahrzeugen und 96 Einsatzkräften eingesetzt. 22 Atemschutzträger – teilweise unter spezieller Schutzstufe – mussten bei den Bergearbeiten eingesetzt werden.


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