Rettungshunde Innviertel: Mit Disziplin und Engagement zum Lebensretter auf vier Pfoten
TAUFKIRCHEN AN DER PRAM. Mit ihren feinen Näschen und ihrem ausgeprägten Geruchssinn sind sie bei der Suche nach Vermissten unersetzlich: Rettungshunde. Florian Kurz aus Taufkirchen an der Pram und seine Freundin Nina Eichlberger absolvieren mit zwei ihrer Vierbeiner die Rettungshunde-Ausbildung beim Verein Rettungshunde Innviertel. Im Tips-Interview erzählt er, wie er seine Angst vor Hunden überwunden hat und wieviel Disziplin die Rettungshundeausbildung sowohl für Mensch als auch für Tier erfordert.
Tips: Seit wann sind Sie Hundebesitzer?
Florian Kurz: Ich wollte eigentlich immer schon einen Hund, hatte aber nie wirklich die Zeit dazu, weil ich in meinem früheren Job oft wochenlang nicht daheim war. Der zweite etwas absurde Punkt war, dass obwohl ich einen Hund wollte, ich gehörigen Respekt vor Hunden und sogar etwas Angst vor ihnen hatte. Genau deshalb hat mich eine Freundin eingeladen, zu einem Training der Rettungshunde Innviertel zu kommen, damit ich mich etwas mit den Hunden anfreunden kann, um meine Angst zu verlieren. Zwei Trainings später habe ich schon den Entschluss gefasst, dass ich mir einen Hund zulegen werde. Auch beruflich war es jetzt einfacher, da ich zwar auch jetzt viel arbeite, aber nur selten am Abend nicht heimkomme. Auch meine Mutter wollte immer einen Hund und somit waren zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Wenn ich nicht daheim bin, dann erfüllt sich auch ihr Traum. Kurz darauf habe ich mir dann Labrador Retriever Welpen angesehen und da habe ich mich sofort in meine Stella verliebt. Den zweiten Hund Carlo, ein Chihuahua-Mix, hat meine Freundin Nina in mein Leben gebracht. Carlo ist kein kleiner „Handtaschenhund“, wie man optisch vielleicht meinen würde. Er hat lange Zeit Hundesport im Obedience gemacht. Seine Lieblingsbeschäftigung ist Wandern und auch den ein oder anderen Gipfel hat er mit seinem Frauli und mir schon bestiegen. Vor ein paar Monaten haben wir uns dann dazu entschieden, dass wir uns einen dritten gemeinsamen Hund zulegen und da ist die Wahl auf einen Border-Collie Welpen gefallen. Passend haben wir ihn Shorty getauft.
Tips: Welche Bedeutung haben Hunde für Sie?
Kurz: Es gibt einen schönen Spruch: „Ein Hund ist vielleicht nur ein Teil deines Lebens, für ihn bist du aber sein ganzes Leben!“ Und genau das spürt man bei einem Hund auch. Nicht umsonst werden Hunde als die treusten Begleiter des Menschen bezeichnet. Man muss viel Zeit investieren, aber man bekommt auch genauso viel Liebe und Freude zurück. Es ist einfach schön zu sehen, wenn der Hund Freude am Leben verspürt. Unsere Hunde sind für mich Familienmitglieder und nicht mehr wegzudenken.
Tips: Warum haben Sie sich dazu entschlossen, die Rettungshundeausbildung zu absolvieren?
Kurz: Der Entschluss war für mich sehr schnell klar. Dadurch, dass ich mich unter den Mitgliedern der Rettungshunde Innviertel sehr wohlgefühlt habe, wollte ich von vornherein mitmachen. Außerdem finde ich die Rettungshundearbeit eine sehr fordernde Arbeit für den Hund, mit der man ihn gut auslasten kann, was für mich sehr wichtig ist. Gerade ein arbeitswilliger Hund, wie es meine Stella ist, muss beschäftigt werden und wäre arm, wenn sie nur zuhause hocken müsste und nicht gefordert wird.
Tips: Welche Voraussetzungen muss man mitbringen, um Rettungshundeführer zu werden?
Kurz: Die Rettungshundearbeit setzt viel Engagement voraus. Der Hundeführer muss einen hohen Zeitaufwand investieren. Ansonsten ist es natürlich wichtig, ein gewisses Grundwissen über Hundeerziehung zu haben, da wir uns hauptsächlich mit der Rettungshundearbeit beschäftigen, der Grundgehorsam aber genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger ist.
Tips: Welche Eigenschaften muss ein Hund mitbringen?
Kurz: Also eigentlich ist es möglich, fast jeden Hund zum Rettungshund auszubilden. Bei konsequenter Erziehung sind Rasse fast nicht relevant. Idealerweise beginnt die Ausbildung schon im Welpenalter. Eine hohe Arbeitsfreude und Motivation, gute soziale Verträglichkeit zum Menschen, sowie eine gute Kondition und körperliche Gesundheit sind wichtige Faktoren für den Hund. Wichtig ist auch ein guter Geruchssinn.
Tips: Können Sie mir Genaueres über die Rettungshundeausbildung sagen: Wie läuft sie generell ab?
Kurz: Für den Hund ist die Rettungshundearbeit ein tolles, lustiges Spiel, bei dem man, wenn man richtig mitmacht, eine Belohnung bekommt. Als Erstes muss der Hund lernen, dass es sich für ihn lohnt, beim Arbeiten zu sitzenden und liegenden Personen zu laufen. Ein Rettungshund muss, wenn er jemanden gefunden hat, seinem Hundeführer anzeigen, dass und wo er jemanden gefunden hat. Da gibt es je nachdem, was der Hund bevorzugt verschiedene Arten: Beim Verbellen legt sich der Hund neben das gesuchte Opfer und bellt solange, bis sein Hundeführer kommt. Beim Bringsel hat der Hund ein „Bringsel“ (eine Art kleine Beisswurst) am Halsband hängen. Findet er jemanden, nimmt er dieses Bringsel ins Maul und kehrt zum Hundeführer zurück. Auf Kommando „zeig“ bringt der Hund den Hundeführer dann zum Opfer. Aber auch andere Punkte wie Gehorsam, Lenkbarkeit, Geschicklichkeit und Vertrautheit mit verschiedensten Dingen sind Themen, die man in der Rettungshundearbeit trainiert.
Tips: Wie viel Disziplin erfordert die Ausbildung, sowohl von Mensch als auch von Tier?
Kurz: Disziplin und Konsequenz sind die Hauptkriterien für jede Hundeerziehung. Ist man nicht konsequent und zeigt man dem Hund keine klaren Regeln, weiß er nicht, was man von ihm will. Es darf keine Ausnahmen geben. Es ist auch sehr wichtig, dass die ganze Familie an einem Strang zieht und keiner nachgibt. Was der Hund bei dem einen nicht darf, sollte auch bei allen anderen Familienmitgliedern gelten. In dem Zuge möchte ich auch Danke an meine Mutter und meine Freundin Nina aussprechen, die sich mindestens genauso viel mit unseren Hunden beschäftigen, wie ich selbst.
Tips: Wie oft, wie lange, wo und wie wird trainiert?
Kurz: Im Schnitt trainieren wir einmal pro Woche – eine Woche Nasenarbeit, also Flächen oder Trümmersuche und eine Woche am Abrichteplatz für Geräte und Grundlagen. Außerdem fahren wir mehrmals pro Jahr auf mehrtägige Trainingslager. Heuer waren wir schon in Kaprun zum Flächen- und Trümmertraining, in Spaleniste (Tschechien) zum Flächentraining und im Pitztal zum Lawinentraining.
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