Puchenauer Gespräche "Armut und Reichtum": Engerwitzdorferin Daniela Brodesser spricht aus der Sicht einer betroffenen Vierfach-Mama
PUCHENAU/ENGERWITZDORF. Auf Twitter spricht Daniela Brodesser aus Engerwitzdorf offen über die Armutssituation ihrer Familie. Dies macht sie nun auch persönlich bei den „Puchenauer Gesprächen“ am Donnerstag, 23. März, 19.30 Uhr, welche unter dem Motto „Armut und Reichtum“ stattfinden. Mit dabei als Referent ist auch der Direktor der Volkshilfe, Erich Fenninger. Als Moderatorin führt Beverley Allen-Stingeder, Vorsitzende der SP Puchenau, durch den Abend. Der Eintritt ist frei.
Die 47-jährige Engerwitzdorferin Daniela Brodesser ist Mutter von vier Kindern zwischen 14 und 25. Und sie ist vor allem eines: mutig. Denn die verheiratete Frau spricht ganz offen und ehrlich über Armut und wie sie diese selbst betrifft: „Ich war früher Bürokauffrau, dann neben den Kindern geringfügig in der Gastro tätig, bei Spielgruppen aktiv und im Büro.“
Dann wurde ihre jüngste Tochter plötzlich sehr krank: „Durch die schwere Erkrankung der Jüngsten ließen sich aber Job und Betreuung nicht mehr vereinbaren. Kein Anspruch auf Arbeitslosengeld, auch nicht auf Sozialhilfe. Somit war das der erste Schritt in die Armutsspirale“, berichtet die Mühlviertlerin. „Es kamen noch mehrere Faktoren hinzu“, ergänzt sie auf Tips-Anfrage.
Armut - viele Vorurteile
Weshalb Armut nichts mit „Faulheit“ zu tun hat, darüber spricht Brodesser bei den Puchenauer Gesprächen. Vor allem aber auch darüber, dass Armut ein Mangel an Chancen und Ressourcen ist, die Schere zwischen arm und reich immer weiter aufgeht und dass sich soziale Ungleichheit bereits im Kindesalter massiv auswirkt.
Gesprochen wird auch mit dem Direktor der Volkshilfe Österreich, Erich Fenninger, an diesem Abend etwa darüber was die Vorurteile bewirken und was jeder Einzelne von uns beitragen kann damit dieses Thema nicht mehr so schambehaftet ist. Fenninger selbst widmet sich mit ganzem Herz der Bekämpfung der Kinderarmut.
Moderatorin und SP-Politikerin aus Puchenau, Beverley Allen-Stingeder versucht nicht nur aktiv über Ungleichheit aufzuklären, sondern engagiert sich auch ehrenamtlich im Sozialmarkt des Roten Kreuzes in Ottensheim. Sie zollt Brodesser größten Respekt: „Daniela Brodesser schreibt seit 2019 auf Twitter über die Armutssituation ihrer Familie. Sie hofft, die Menschen aufzurütteln, um sie auf Armut aufmerksam zu machen. Anfangs wurde sie nicht ernst genommen, wurde oft beschimpft. Durch ihr Engagement trauen sich nun mehr Menschen zu sagen, dass sie arm sind und nicht wissen, wie sie bis zum Monatsende finanziell auskommen sollen. Vor allem in Zeiten der Teuerungen und hohen Inflation ist die Sensibilisierung für das Thema Armut besonders wichtig.“
Diskussion bei Puchenauer Gesprächen
Was ist Armut? Was ist Reichtum? Was brauchen wir für eine gerechtere Gesellschaft? Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen von Armut, Reichtum und Gerechtigkeit, und das ist ihr gutes Recht. Die derzeitige wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung lässt jeden Einzelnen seine persönliche Definition dieser Begriffe neu bewerten. Teuerungen in den Bereichen Energie, Lebensmittel, Miete oder Treibstoffe sind Armutstreiber, die eine soziale Teilhabe armutsbetroffener Menschen besonders erschweren.
Welche Maßnahmen können gesetzt werden, um den Abstand zwischen reichen und armutsbetroffenen Menschen zu verringern? Wie weit kann und darf der Staat eingreifen? All diese Fragen - und viele weitere - werden dabei thematisiert. Das Publikum hat auch die Möglichkeit mitzudiskutieren.
Die Veranstaltung findet am Donnerstag, 23. März um 19.30 Uhr im Seniorentreff, Wilheringer Straße 2, Puchenau statt. Einlass ab 19 Uhr, der Eintritt frei.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden