Filmemacher aus Feldkirchen setzt sich für die Rettung von Meeren und Seen ein
FELDKIRCHEN.- Höhlentauchen ist die große Leidenschaft von Michael Westreicher aus Feldkirchen. Doch dem gebürtigen Tiroler ist auch die Umwelt ein Anliegen. Dieses Engagement hat ihm jetzt eine Auszeichnung beim Cannes-World-Film-Festival eingebracht.
Tips: Wie sind Sie zum Tauchsport gekommen?
Westreicher: Im Jahr 2011 habe ich aus Langeweile auf den Malediven den Tauchschein gemacht. Zurück in Österreich begann die Weiterbildung und mir wurde sehr schnell klar, dass meine Leidenschaft die Videographie unter Wasser ist. Nach unzähligen Kursen im Technischen- und Höhlentauchen in Kroatien, Frankreich, Griechenland und Mexiko wurden dazwischen immer wieder kurze Filmchen mit einer Actioncam gedreht, die in den sozialen Medien viel Zuspruch erhielten. Im Jahr 2019 wurde dann aus der Actioncam ein professionelles Foto-/Video-Equipment.
Tips:Wie kam es zu dem Filmprojekt für Cannes?
Westreicher: Im Jahr 2012 wurde auf der griechischen Insel Ithaka eine Fischfarm aufgegeben, wodurch die Umwelt geschädigt wurde. Im September 2020 führte dort der Orkan „Ianos“ dazu, dass Tonnen von Kunststoffrohren, Fischernetzen, Nylonseilen, Betonblöcken, Plastikbojen, großen rostigen Metallteilen und allen möglichen Abfällen weggeschwemmt wurden, die später auf der Meeresoberfläche, auf dem Meeresboden und an den Stränden zu finden waren. Die Verschmutzung des Gebiets hatte unermessliche Folgen für das marine Ökosystem und die örtliche Bevölkerung. Als „Healthy Seas“ von der Verwüstung erfuhren, beschlossen sie, alle ihre Kräfte zu mobilisieren, Umweltschützer, lokale Behörden und Sponsoren zusammenzubringen. Mit Unterstützung von „Hyundai Motor Europe“ organisierten sie die bisher größte Aufräumaktion, um die schöne Insel wiederherzustellen und den Einheimischen zu helfen. Und ich wurde eingeladen, darüber einen Film zu drehen. Schließlich entstanden die Videos „Beach Clean-up“, „The Vessels“ und „The Diver“.
Tips:Was ist in den Filmen zu sehen?
Westreicher:Die unglaublichen Leistungen der Helfer: In Summe wurden in acht Tagen mehr als 76.000 Kilo Müll aus dem Meer geborgen. Darunter 5.000 Kilo Fischernetze, die zusammen mit anderen Nylonabfällen wiederverwertet wurden und so einen neuen Nutzen erhielten.
Tips: Und für Ihre Arbeit wurden Sie jetzt auch ausgezeichnet?
Westreicher: Genau, die Dokumentation wurde im April beim World-Film-Festival im französischen Cannes in der Kategorie „Best Environmental Film“ prämiert.
Tips: Ihr Einsatz für die Umwelt beschränkt sich aber nicht nur auf die Rettung der Meere, oder?
Westreicher:Stimmt. Ich setze mich weiters auch für Seereinigungen im Salzkammergut ein, wobei es meist an Sponsoren fehlt, die es ermöglichen würden, den Müll entsorgen zu lassen.
Tips: Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Westreicher: Regelmäßig werden im Attersee, Traunsee, Wolfgangsee verlorene beziehungsweise hängengebliebene Fischernetze geborgen, in denen sich sehr oft Fische verfangen und qualvoll sterben. In Sankt Gilgen am Wolfgangsee wurde ich zudem beauftragt, die Fässer der alten Steganlage zu bergen, was letztlich in einer Katastrophe endete, da aus einem der Fässer Öl austrat. Zwei Feuerwehren mussten im See eine Ölsperre errichten und die Steganlage war eine Woche behördlich gesperrt. Aktuell liegen dort noch mehrere Fässer, jedoch hat die Gemeinde kein Interesse mehr daran, diese zu entsorgen. Wohl verständlich bei dem Desaster, jedoch ist es nicht ausgeschlossen, dass in einem der Fässer die Gefahr eines erneuten Ölaustritts lauert. Und im Attersee haben wir mehr als 40 alte Autoreifen aus dem See gefischt, die von den ÖBF (Österreichische Bundesforste) entsorgt wurden. Diese lagen Jahrzehnte im See und lösten sich teilweise schon auf.
Tips: Sind weitere Projekte geplant?
Westreicher: Ja. Mehrmals im Jahr finden in Kroatien Bergeaktionen von Netzen statt, die dann in Slowenien verarbeitet werden. Die nächste Aktion ist Anfang September geplant, bei der auch internationale Medien vertreten sein werden. Ich wurde dazu eingeladen und versuche erneut, eine Dokumentation zu drehen, die zeigen soll, wie aus den Netzen im Meer neue Produkte entstehen
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