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"Zement-Honig": Läuse halten Imker in Urfahr-Umgebung ordentlich auf Trab

Mag. Jacky Stitz, 16.07.2024 12:43

URFAHR-UMGBUNG. Bei Melezitose wird der Honig schon in den Waben hart. Daher wird dieser oft als „Zement-Honig“ bezeichnet. Genau dieser stellt heuer besonders viele Imker im Bezirk vor Herausforderungen: denn gewisse Läuse, die für den Waldhonig zwar wichtig sind, lassen eben diesen schnell hart werden. „Die Waldtracht verläuft gut, wenn da nicht diese Laus wäre, die einen Ausfall bis zu 90 Prozent verursacht“, so Imker Markus Aumayr-Hackl aus Reichenau, der auch Imkerobmann in Alberndorf ist.

  1 / 6   Beim Probeimkern im Imkerverein Neulichtenberg: Jürgen und Paul entdeckeln Honigwaben. (Foto: Manfred Pointner/Bienenpoint.at)

Ist der Mühlviertler Waldhonig heuer in Gefahr? Tips fragte bei Imkern aus Urfahr-Umgebung nach. Imker Markus Aumayr-Hackl und seine Gattin Martina, auch eine begeisterte Imkerin, sind in Reichenau zu Hause: „Wir bewirtschaften 35 Bienenvölker in verschiedenen Regionen, unter anderem auch in unserem Heimatort“, so das Imker-Ehepaar. Markus selbst ist zudem Imkerobmann in Alberndorf: „Das Thema Melezitose war auch beim letzten Imker-Monatsabend ein heißes Thema, da dieser auch in unserem Bezirk stark vorkommt. Laut unseren Imkern in Alberndorf gab es so ein Jahr in unserer Region vor 15 Jahren zum letzten Mal“, holt Aumayr-Hackl, der unter dem Namen Bienenlust seine regionalen Produkte auch verkauft.

Aber was genau ist nun dieser Melezitose-Honig?

Dazu der erfahrene Imker aus Reichenau: „Waldhonig entsteht nicht wie bei Blütenhonig aus dem Nektar einer Pflanze, sondern entsteht durch den Honigtau, der von Rind- und Schildläusen produziert wird. Je nach Laus-Art enthält der Honig Melezitose. Dieser Honig ist zwar ein sehr wertvoller Honig (Dreifachzucker) es ist jedoch für den Imker nahezu unmöglich bzw. nur erschwert möglich diesen aus den Waben zu ernten, da Melezitose-Honig die Eigenschaft hat, in den Waben zu kristallisieren. Das heurige Honigjahr war gleich im Frühling sehr viel versprechend, wir konnten in unserer Region Sterngartl hochwertigen Blütenhonig ernten. Auch die Waldtracht verläuft sehr gut, wenn da nicht diese Laus wäre, diese verursacht einen Ausfall von 80 bis 90 Prozent. Wir wenden für uns das Verfahren an, dass wir einen Teil des Honigs durch ein spezielles Verfahren, den Bienen wieder „Umtragen“ lassen, ist zwar sehr zeitintensiv, jedoch wird der Honig durch ein Enzym, dass die Bienen beimengen wieder verflüssigt und er ist wieder schleuderbar. Natürlich mit Einbußen, aber unsere Bienen nehmen diese Herausforderung in ihrem Fleiß sehr gut an“, so Markus Aumayr-Hackl.

Imkerin und Fachreferentin Anna Ollmann aus Bad Leonfelden: „Um einiges mehr Arbeit“

Anna Ollmann aus Bad Leonfelden ist selbst Imkerin und Fachreferentin für Hong und Bienenprodukte beim OÖ. Landesverband für Bienenzucht mit Sitz in Linz-Urfahr: „In Urfahr-Umgebung macht uns Melezitose-Honig um einiges mehr Arbeit. Dieser Honig kann unterschiedlich verarbeitet werden. Man kann Melezitose bei ca. 80 Grad schmelzen und als Backhonig - also als Honig zum Kochen und Backen - verwenden. Auch zum Ansetzen von Oxymel (Anmerkung der Redaktion: Oxymel ist eine Mischung aus Honig und Essig und wurde bereits in der Antike als Arzneimittel verwendet) wird ist er sehr gut geeignet.“

Imker Manfred Pointner aus Eidenberg: „Der Zement-Honig ist unter den Imkern gefürchtet“

„Die Bienen sind dieses Jahr sehr fleißig beim Honigsammeln. Sie suchen immer den süßesten Nektar oder Honigtau. Im Frühling zum Beispiel fliegen sie auf die Apfelblüten weil diese den meisten und süßesten Nektar geben, dabei lassen sie den Löwenzahn links liegen. Auch jetzt fliegen sie auf den süßesten Honigtau der dann im Bienenstock von den Bienen zu Waldhonig verarbeitet wird. Doch dieser hat leider die Eigenschaft das er in Kürzester so fest wird das er sich nicht mehr aus den Waben schleudern lässt. Von der Zusammensetzung hat er zwei Anteile an Traubenzucker und einen Anteil an Fruchtzucker ein Power Honig also. Dieser Melezitose-Honig ist von den Imkern gefürchtet, denn die Bienen tragen pro Tag sechs bis acht Kilo in den Stock - was sich jedoch kaum schleudern lässt. Dadurch haben wir Imker schnell zu wenig Material“, berichtet Imker Manfred Pointner aus Eidenberg, der auch Obmann des Imkervereins Neulichtenberg ist.

Infos: Wenn man den Bienen die entdeckelten Waben zum Umarbeiten gibt, sind einige Dinge zu beachten. Eine Anleitung dazu gibt es auf der Homepage des OÖ. Landesverbandes für Bienenzucht: www.imkereizentrum.at.

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