BAD LEONFELDEN. Am 12. Dezember startet in Bad Leonfelden die Psychologische Tinnitus-Gruppe im Exit Sozial. Tips hat vorab mit dem Gruppenleiter und Klinischen Psychologen Peter Spindelbalker über das Thema Tinnitus gesprochen.
Zischen, Rauschen, Summen, Klingeln, Heulen oder Pfeifen – ein Tinnitus hat viele verschiedene „Gesichter“. Und er kommt gar nicht so selten vor: Allein in Österreich sollen laut Schätzungen bis zu eine Million Österreicher bereits einmal in ihrem Leben mit Ohrgeräuschen zu tun gehabt haben. Rund 100.000 Österreicher sollen außerdem über eine längere Zeit unter einem Tinnitus gelitten haben.
Viele Ursachen
Gar nicht so einfach beantworten lasse sich dabei die Frage, welche Ursache der Tinnitus hat. „Es gibt ganz viele mögliche Auslöser“, sagt Peter Spindelbalker. Der Klinische Psychologe und Gesundheitspsychologe leitet die Psychologische Tinnitus-Gruppe im Exit Sozial in Bad Leonfelden. Die Ursachen eines Tinnitus würden laut dem Experten beispielsweise Lärmschädigungen, Knalltraumata, Entzündungen im Ohr, beginnende Schwerhörigkeit, funktionelle Störungen der Halswirbelsäule aber auch chronischer Stress und anhaltende innere Anspannung sein. Ein klassisches Beispiel für einen Hörschaden sei etwa das Konzert, wo die Betroffenen zu nah an den Boxen stehen und sich dabei eine derartige Schädigung zuziehen.
Ärztliche Abklärung wichtig
Tritt bei jemandem ein Tinnitus auf, so sei es laut Spindelbalker immer der erste Schritt, möglichst rasch einen praktischen oder HNO-Arzt aufzusuchen, der die Ursache abklärt. Ein rasches Einleiten einer Therapie sei wichtig, um zu verhindern, dass der Tinnitus chronisch wird. Dies sei laut dem Experten nach einem halben Jahr der Fall. Die Möglichkeit einer psychologischen Behandlung gäbe es „wenn dann die Abklärung erfolgt ist, wenn die ärztlichen Interventionen durch Medikamente, Infusionen und ärztliche Gespräche erfolgt sind, andere Krankheiten ausgeschlossen werden konnten und man sagt okay, der Tinnitus hat etwas mit einer Hörschädigung zu tun und er ist chronisch, dann kann man zu den psychologischen Maßnahmen gehen“, so der Klinische Psychologe.
Lernen, die Aufmerksamkeit weg vom Tinnitus zu lenken
Bei der psychologischen Behandlung von Betroffenen gehe es vor allem darum, zu lernen, den chronischen Tinnitus zu überhören, die Aufmerksamkeit woanders hinzulenken. Des Weiteren zielt die Behandlung darauf ab, den Tinnitus nicht mehr emotional mit Angst oder Ärger zu besetzen. Das Ziel sei es also, den Tinnitus ganz neutral werden und ihn zur Seite wandern zu lassen.
Stress und Angst verstärken, Entspannung beruhigt
Ein wesentlicher Schlüsselfaktor im Umgang mit dem Tinnitus sei laut dem Experten außerdem, zu wissen, was ihn für den Betroffenen lauter und was ihn leiser erscheinen lasse: Angst, Ärger und Stress würden sich negativ auswirken, während Entspannungstechniken dafür sorgen würden, dass sich auch die Ohrgeräusche beruhigen. „Wichtig ist auch, dass man die eigenen Stressanzeichen kennt und dass man diese abbaut und entschärft“, so Spindelbalker. Neben Informationen rund um das Entstehen des Tinnitus wird genau das auch in der von ihm geführten Gruppe gelehrt. Diese startet am 12. Dezember mit einem Infoabend, der um 17 Uhr im Exit-Sozial (Böhmerstraße 3, Bad Leonfelden) beginnt. In einem Kurs können übrigens zwischen acht und zwölf Personen teilnehmen.
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