Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Verschwundenes Birk- und Auerwild: verlorene Lebensräume im Mühlviertel

Mag. Jacky Stitz, 31.01.2024 18:45

OTTENSCHLAG. „Im Mühlviertel waren einmal Au- und Birkwild sehr zahlreich vorhanden“, berichtet Fred Lichtenauer, einst Bürgermeister von Ottenschlag. Gab es einst rund um die Gemeinde eine Vielzahl davon, sind heute nur mehr wenige Stück zu finden. Warum das so ist und welche Bedeutung diese Art für die Gemeinde hat, verrät der Orts-Chef außer Dienst. 

Auerhahn im Mühlenmuseum Reichenthal. (Foto: Ruckendorfer/Mühlenmuseum)
  1 / 2   Auerhahn im Mühlenmuseum Reichenthal. (Foto: Ruckendorfer/Mühlenmuseum)

„Das einst starke Vorkommen von Birk- und Auerwild setzte voraus, dass auch geeignete Lebensräume und Nahrung vorhanden waren“, klärt Lichtenauer auf. Er ergänzt: „Die Heidelbeere zählte in den Sommermonaten zur Hauptnahrung des Auwilds und diese Beere hat in Ottenschlag einen besonderen Stellenwert. Denn der Heidelbeerstrauch hat im Gemeindewappen von Ottenschlag einen würdigen Platz bekommen.“

Lebensräume: ein Rückblick auf vergangene Zeiten

Geeignete Balzplätze und Lebensräume, wie etwa Auen, Moore, Sümpfe, Feuchtwiesen und Heidegebiete gab es früher im Mühlviertel sehr zahlreich. Gelegentlich kam es zu Paarungen zwischen Au- und Birkwild, dieses Ergebnis nannte man dann Rackelwild. Auch für diese Vogelart war genug Platz. In der Gegend rund um die Gemeinde Ottenschlag gab es viele Auerhähne und das nützte auch Erzherzog Franz Ferdinand, der in den Jahren von 1902 bis 1914 jährlich im Mühlviertel gerne Jagdgast war. So heißt es etwa im Heimatbuch von Ottenschlag, dass der Erzherzog mehrere Auerhähne im Stadelholz erlegte. Vorher wurden aber die sicheren Standplätze verlost (ausgekundschaftet). Aus mündlichen Überlieferungen ist auch bekannt, dass ein Jäger aus Wintersdorf in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg einen Birkhahn und einen Auerhahn in der „Schachner-Leitn“ erlegte. Beide Vögel prägten die Trophäensammlung des Schützen, seit einigen Jahren sind sie im Mühlenmuseum in Reichenthal beheimatet. Laut Bestandsmeldung an den Kreis-bzw. Bezirksjägermeister wurden im Jahr 1942 noch sechs, zwei Jahre später noch vier und im Jahr 1947 noch zwei Auerhähne gezählt. Sehr stark war der Bestand von Birkwild. 1941 wurden noch vierzehn, zwei Jahre später sechsundzwanzig und 1947 fünfunddreißig Birkhähne gemeldet. In den sechziger Jahren wurden noch mehr als zehn gezählt.

Ökosystem

Dem Birkwild wurden durch die Au- und Moordrainagen sowie den Heideaufforstungen im Mühlviertel wichtige Lebensräume entzogen. In der Gemeinde Ottenschlag erinnern noch Flur- und Hausnamen an die Zeiten vorhandener Aulandschaften. Aber auch Betonschächte, welche aus den Wiesen herausragen, denen schon seit Jahrzehnten das wertvolle Wasser entzogen wird, erinnern an das damalige Ökosystem, welches auch für das Birkwild lebenswichtig war.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden