Jugendredaktion. Zirkusreife Akrobatik gibt es mitten in der Region - am Vertikaltuch lassen sich spektakuläre Kunststücke ausführen. Jugendreporterin Patricia war beim Training dabei und hat sich selbst an die Tücher gewagt.
Im Turnsaal hängt ein Tuch, von der Decke bis zum Boden. Stolze 16 Meter lang, rollen sich die Enden auf der Turnmatte darunter ein. Und dann sehe ich sie: Zwischen Himmel und Erde schwebt eine Frau. Kopfüber hängt sie in eleganter Pose, das schwarze Tuch in komplizierten Mustern um den Körper gewunden. Ich staune und will applaudieren, da lässt sie los - und fällt.
Maria Stranzinger ist Aerial Silk Artist, und ich darf bei ihrem Training dabei sein und mitmachen. „Ich mache das jetzt seit zwei Jahren. Ich habe eine neue, aufregende Sportart gesucht, und bin auf Silk gekommen.“ Silk, erklärt sie mir, bedeutet Seide, denn daraus sind die Tücher gemacht. Den Sport am Vertikaltuch betreibt die 28-jährige aus Neukirchen an der Vöckla allerdings nur in ihrer Freizeit. Dabei klettert man an den Tüchern hinauf, verharrt in bezaubernden Posen und genießt dabei die Aussicht aus luftigen Höhen. Wer mutig ist, kann sich auch an Fallfiguren wagen, bei denen bewusst Stürze über kurze Strecken provoziert und sicher wieder abgefangen werden.
„Dabei ist der ganze Körper gefordert, man wird beweglicher, und auch der Geist wird wach gehalten“, erzählt Maria. „Eine gewisse Muskelkraft ist am Anfang nicht schlecht, aber man wird auch so im Training schnell stärker. Das Schwierigste ist, sich zu merken, wie man das Tuch bei welcher Figur halten und wickeln muss.“ Das glaube ich ihr aufs Wort. Trotzdem möchte ich es jetzt selber versuchen. Maria erklärt mir die Technik, und nach ein paar Anläufen befinde ich mich tatsächlich gut 2 Meter über dem Boden.
„Es mag erstmal beeindruckend aussehen, oder sogar unmöglich. Aber jeder kann sehr schnell einfachere Tricks lernen, die absolut toll aussehen! Man hat sofort Erfolge, vom ersten Moment an“, beschreibt Maria, und zeigt mir die erste Figur. Ich muss es ein paar Mal versuchen - und zwischendurch eine Verschnaufpause einlegen. Aber dann habe ich es geschafft, nun schwebe auch ich wie ein Engel in der Luft.
Als ich wieder auf dem Boden bin, muss ich mir erstmal die Arme ausschütteln – das ist definitiv ein gutes Training! Während ich Maria bei ihrer Akrobatik zuschaue, fällt mir die Vielfalt der Figuren auf. „Die meisten Tricks habe ich in Kursen in Wien und hier in Vöcklabruck gelernt. Einige kenne ich auch aus Videos oder von Freunden aus unserem offenen Training“, sagt Maria, und erzählt mir, dass sie bald einen eigenen Workshop für Interessierte und Neueinsteiger machen will.
Am Ende der Stunde verabschiede ich mich erschöpft, aber glücklich von ihr. Auch sie ist nach wie vor begeistert von ihrem Sport, und kommt noch ein letztes Mal ins Schwärmen: „Am Silk kann man diese wunderschönen Figuren machen, es gibt immer etwas Neues!“ Da kann ich nur zustimmen, und erwähne ihr Kunststück von Anfangs. Sie grinst. „Das ist das Beste: dieses unglaubliche Gefühl, wenn man eine Fallfigur macht – und einfach loslässt!“ Ich nicke begeistert und freue mich auf das nächste Training – und meine erste Fallfigur.
Für alle, die sich auch mal an den Tüchern versuchen wollen: Alle Infos gibt“s bei seidenspinnen@gmail.com
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