Die "Queen of Sand" Irina Titova gastiert in Vöcklabruck und Wels: "Es gibt nur eine Chance ein Bild zu sehen"
VÖCKLABRUCK/WELS. Die „Queen of Sand“ Irina Titova ist mit ihrer faszinierenden Sandmalerei-Show „Verliebt in Österreich“ in Vöcklabruck und Wels zu erleben. Tips hat sich mit der gebürtigen Russin und Veranstalterin Katrin Edtmeier über ihr Herzensprojekt unterhalten.
Tips: Sankunst ist etwas außergewöhnliches: Wie kommt man auf die Idee, diese Art von Kunst auszuüben?
Titova: Ich habe vor etwa zehn Jahren angefangen, damals war es etwas sehr Unbekanntes und sehr selten. Aber das war auch mein Glück. Ich war damals Therapeutin für autistische und taube Kinder und wir haben viel mit Sand gearbeitet. Sand ist Teil einer Therapie. Einmal hat jemand einen Lichttisch mitgebracht – und dort habe ich das erste Mal versucht, mit Sand zu malen. Ich habe täglich viele, viele Stunden damit verbracht, weil es für mich so wunderbar war.
Tips: Sie haben sich diese Fähigkeiten also selbst beigebracht?
Titova: Ja, selber. Es gibt keine Sandkunst-Schule (lacht). Aber ich habe Kunst studiert.
Tips: Sie haben schon früh mit Kunst begonnen …
Titova: Für mich war es immer klar, dass ich Künstlerin werde. Ich glaube ich wusste das schon immer, seit ich ein kleines Kind war.
Edtmeier: Du hast mir auch mal erzählt, dass du immer mit deinem Vater geübt hast, der auch Künstler war. Wie man zum Beispiel eine Hand zeichnet, damit man diese Fertigkeiten trainiert.
Titova: Ich erinnere mich daran, dass es die erste Lektion war bei ihm. Als ich drei war hat er mir schon erklärt, dass Menschen einen Hals haben – weil ich sie ohne Hälse gezeichnet habe (lacht). Aber das ist vielleicht auch der Grund, warum ich Sand-Kunst mache. Sand-Kunst ist grafisch – also wie schwarz-weiß. Mein Vater war mein Hauptlehrer beim Zeichnen und er ist farbenblind. Also waren natürlich die meisten Stunden bei ihm grafisch. Für mich ist das interessanter als Farbe. Sand ist das perfekte Material dafür, alleine wegen der Schatten. Ich kann in 15 Minuten ein Gesicht auf Papier zeichnen mit allen Schatten. Mit Sand kann ich das in maximal einer Minute machen. Man kann sehr schnell arbeiten, nicht nur mit den Linien sondern auch mit den Schatten.
Tips: Welchen Sand benutzen Sie?
Titova: Ich glaube, man kann jeden Sand verwenden, aber man muss seinen eigenen finden. Ich glaube ich habe jeden Sand auf der Welt probiert (lacht), aber mein Lieblingssand ist ein Mix aus Riverbank-Sand und vulkanischem Sand.
Tips: Wie bereiten Sie sich auf eine Show vor? Gibt's ein bestimmtes Ritual?
Titova: Ich mache Atemübungen um runterzukommen. Ich brauche auch eine halbe Stunde vorab in einer wirklich ruhigen Umgebung, um mich vorzubereiten, auch mit Make-Up und Kleid. Das Kleid ist sehr wichtig.
Tips: Ihre Show hat etwas sehr entspannendes, berührendes: Geht es Ihnen selbst auch so, wenn Sie malen?
Titova: Natürlich, weil mit Sand zu arbeiten ist gleichzeitig eine Therapie. Sand – wie Erde oder Wasser – kann die statische Elektrizität eines Körpers ableiten. Sand hat also einen beruhigenden Effekt. Meine Show ist auch ein wenig anders als andere Shows, natürlich interagiere ich mit dem Publikum und sehe die Leute, aber der Saal ist komplett dunkel. Das Publikum sieht also wirklich nur die Leinwand, den Tisch und mich. Ich bin Teil der Story. Die Show 'Verliebt in Österreich' erzählt natürlich eine Geschichte. Ich reise hier mit unserem Paar aus der Geschichte durch Österreich.
Tips: Wie ist die Show „Verliebt in Österreich“ entstanden?
Edtmeier: Weil Irina Österreich vorher nicht kannte - sie lebt jetzt mittlerweile in Wien – wir haben uns gemeinsam zusammengesetzt und überlegt, was man über Österreich zeigen sollte und kann. Uns war es wichtig, das immer auch mit einem Augenzwinkern zu machen. Wir sind zum Beispiel in Hallstadt und dann kommt die kurze Szene, wo zwei Asiaten mit einem Selfie-Stick stehen. Und da lacht natürlich jeder. Wir wollten immer das Schöne von Österreich zeigen, mit einem Augenzwinkern dazu. Eben eine Show über Österreich aber für Österreicher. Es war für mich auch sehr spannend, die eigene Heimat wieder einmal bewusst anzuschauen und zu sehen, was berührt uns, was ist das wichtige, wo sind die schönen Dinge, wo sind die lustigen Dinge… Das war sehr schön, als Österreicherin eine Show über Österreich zu machen.
Tips: Auch die Musik hat Österreich-Bezug?
Edtmeier: Genau, quer bunt. Wir haben versucht, bei den klassischen Sachen zum Beispiel Mozart auf Salsa treffen zu lassen, damit das lockerer wird. Dann natürlich Ambros mit 'Skifahren' und 'I am from Austria' – da kommt man nicht drum herum, und das Augenzwinkern soll ja auch bleiben. Insofern haben wir versucht, eine sehr gute Mischung zu finden, wo sich jeder ein wenig zu Hause fühlt. Die Musik ist sehr wichtig, sie trägt die Geschichte natürlich und ist für Irina der Rahmen für ihre Bilder.
Tips: Die Show heißt „Verliebt in Österreich“: Frau Titova, wie gefällt Ihnen Österreich?
Titova: I liebe Österreich, das ist auch der Grund, warum ich mittlerweile hier lebe. Die Geschichte 'Verliebt in Österreich' ist irgendwie auch ein wenig meine. Ich bin selbst gerade nach Österreich gekommen und die Geschichte beginnt mit einem Jungen, der auf der ganzen Welt gelebt hat, so wie ich, und er kommt als Tourist nach Österreich. Genau wie bei mir – es war nicht geplant, hier zu bleiben. Und er trifft ein Mädchen und sie reisen durch Österreich und er entscheidet sich zum Schluss, in Österreich zu bleiben. Also das Mädchen ist jetzt nicht Teil meiner Geschichte (lacht). Und ein Grund, warum ich wahrscheinlich auch entschieden habe, hier zu bleiben, war ein Ausflug in die Berge. Für mich war das unglaublich, ich bin ein wirklich großer Fan der Berge und vom Wandern. 'Verliebt in Österreich' ist eigentlich eine sehr persönliche Geschichte für mich.
Tips: Sandkunst ist eine vergängliche Kunst, ihre Bilder verschwinden nach ein paar Momenten wieder und es entsteht gleichzeitig etwas Neues ...
Titova: Natürlich zerstöre ich das Bild nicht vollkommen, ich transformiere ein Bild hin zu einem anderen. Bei Zuschauern, die das nicht gewöhnt sind, höre ich in den ersten Momenten immer ein Raunen, aber dann gewöhnen sie sich daran (lacht).
Edtmeier: Und man muss im Moment, immer dabei sein, sonst übersieht man ein Bild. Es gibt nur eine Chance ein Bild zu sehen – jetzt. Jede Show ist auch immer etwas anders. Die Zuschauer bekommen jedes Mal eine sehr persönliche Show. Das glaube ich, ist es auch, was die Menschen so berührt: dass etwas Wertvolles in etwas anderes Wertvolles übergeht.
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