Schuldnerberatung hilft in der Krise mit Rat und Tat
VÖCKLABRUCK. In Zeiten von Ausgangssperren, Einkommensverminderung oder Einkommensverlust müssen alle den Gürtel enger schnallen. Viele haben finanzielle Sorgen. Die Schuldnerberatung steht mit Rat und Tat zur Seite. Tips sprach mit Sieglinde Prag, Regionalstellenleiterin Vöcklabruck.
Tips: In Krisenzeiten ist alles anders. Gilt das auch für die Schuldnerberatung?
Sieglinde Prag, Schuldnerberatung: Ja, das gilt auch für uns. Aufgrund der Covid-Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung und unserer Mitarbeiter beraten wir unsere Klienten im Moment nicht von Angesicht zu Angesicht. Aber Dank „Handy- und Internetzeitalter“ unterstützen wir Ratsuchende per Telefon (07672/27776) und E-Mail.
Tips: Wie kann man sich das vorstellen? Wer ruft an?
Prag: Es rufen zwei Gruppen von Menschen an: Menschen, die bereits bei uns in Betreuung sind, und nicht wissen, was sie tun können. Oft handelt es sich dabei um Klienten, die mitten in einem Privatkonkursverfahren stecken. Sie wissen nicht, welche Fristen jetzt gelten bzw. können sie vereinbarte Zahlungen aufgrund von Einkommensverlust nicht leisten. Wir informieren sie dann, von den aktuell gültigen Gesetzesänderungen, und was in ihrer Situation am besten ist. Die zweite Gruppe sind Menschen, die plötzlich mit einem Einkommensverlust konfrontiert sind und nicht wissen, wie es weitergehen soll. Die Unsicherheit ist groß, ob die laufenden Ausgaben abgedeckt werden können. Da ist das Wichtigste, sich einen finanziellen Überblick zu verschaffen. In diesem Bereich unterstützen wir im Rahmen einer kostenlosen Budgetberatung (www.klartext.at).
Tips: Und Sie können diesen Menschen helfen?
Prag: Ja. Vorab kann jeder Infos zu den aktuell geltenden rechtlichen Bestimmungen auf unserer Homepage www.ooe.schuldnerberatung.at finden. Telefonisch erhält man eine Erstauskunft. Falls eine weiterführende Beratung notwendig ist, wird die weitere Vorgangsweise festgelegt.
Tips: Glauben Sie, dass es nach der Krise zum Ansturm auf die Schuldnerberatung kommen wird?
Prag: Am Anfang wahrscheinlich noch nicht massiv. Erst wenn die gesetzlich festgelegten Fristen (Stundung von Krediten und Mieten ua.) auslaufen, werden die Zahlen wohl gewaltig steigen. Daher weisen wir darauf hin, dass die derzeit gültigen Gesetze im Moment eine notwendige Erleichterung bringen, aber kein Nachlass sind. Gerade bei Mietrückständen muss klar sein, dass es ein Kraftakt sein wird, die rückständige Miete bis Ende des Jahres zur Gänze zu bezahlen. Auch ist nicht klar, wie schnell die Wirtschaft wieder anspringt. Vermutlich wird es sich gerade für manche Einzelunternehmer dann gegen Ende des Jahres finanziell nicht mehr ausgehen.
Tips: Haben Sie einen Rat für unsere Leser?
Prag: Vorrangig sind die existenziellen Kosten abzusichern. Danach ist es wichtig, sich einen klaren Überblick über die eigenen Finanzen zu verschaffen. Wie hoch waren meine Ausgaben vor der Krise? Welche Ausgaben habe ich jetzt? Wieviel möchte ich in Zukunft ausgeben? Gerade jetzt – durch die eingeschränkten Ausgabemöglichkeiten – fällt es mir leichter festzustellen, welche Ausgaben wirklich nötig sind, und wo ich auch künftig einsparen kann. Und mit einem klaren Finanzplan für die Zukunft kann ich Geld einsparen, das ich für meine Schuldentilgung verwenden oder als Sicherheitspolster zur Seite legen kann.
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