Fünf Bände und 800 Seiten persönliche Zell am Moos-Geschichte
ZELL/M. In seinem fünften und letzten Band über seinen Heimatort Zell am Moos geht es dem Publizisten und freien Autor Norbert Blaichinger (62) noch einmal um „Erinnerungen an damals“. Er hat Einheimische nach ihren Erinnerungen an die amerikanische Besatzungszeit befragt und dabei kleine, aber feine Anekdoten ausfindig gemacht.
Auch die wechselvolle Geschichte der Kirchenglocken der Pfarrkirche Zell am Moos war ihm ein Thema. Zweimal wurden sie für Kriegszwecke eingeschmolzen, nur das so genannte Zügenglöckchen hat das alles überlebt. Dieses Glöckchen hängt heute noch auf dem Turm, wird aber schon lange nicht mehr geläutet. Der Name Zügenglöckchen kommt übrigens von „in den letzten Zügen liegen“. Es wurde geläutet, wenn der Pfarrer zu einem Versehgang zu einem Sterbenden aufbrach.
Einst gab es in Zell am Moos keine Hausnummernordnung und keine Straßenbezeichnungen. Eine immer schwieriger gewordene Situation, vor allem für Fremde, die bestimmte Häuser suchten, oder auch für Urlaubsvertretungen von Briefträgern. Fritz Wiesinger (damals Gemeinderat der Liste Zell am Moos) hatte Anfang der 1990er Jahre die Leitung des Arbeitskreises „Neue Hausnummernordnung und Straßenbezeichnungen“ über. Es war ein Projekt, das lange Zeit als nicht umsetzbar galt. Mit Fritz Wiesinger hat Autor Blaichinger über die erfolgreiche Realisierung gesprochen.
Einst gab es in Zell am Moos auch ein Tennis-Center, das sich großer Beliebtheit erfreute. Geführt wurde es von Matthias Radauer (heute „Hotel Dorferwirt“). Radauer erzählte dem Autor Geschichten aus der Blütezeit des Tenniscenters und den Grund, warum es aber doch zu einem Ende kam.
Viele Persönlichkeiten aus Zell
Und schließlich geht es auch noch um einzelne Zell am Mooser Persönlichkeiten. Meinrad Mayrhofer etwa, den ältesten Sohn aus der Künstlerfamilie Mairhofer-Irrsee, nennt Blaichinger „den wichtigsten Kultur-Export“ seiner Gemeinde. Tatsächlich hat sich Meinrad Mayrhofer nicht nur als Künstler hohe Anerkennung erworben, sondern auch als Kulturträger in Pram. Sein Bruder Koloman hat einen anderen – nicht weniger erfolgreichen – Weg eingeschlagen. Er baut historische Flugzeuge und Autos nach Originalbauplänen. „Keine Dekorationen, sondern Flugzeuge, die fliegen, und Autos, die fahren“, erzählt er im Interview mit dem Autor. Unbedingt zu erwähnen: Dr. Stefan Achleitner aus Haslau, gerade einmal Mitte dreißig, forscht in Silicon Valley in den USA nach mehr Cybersicherheit im weltweiten Computernetz.
Und schließlich beschreibt Blaichinger auch die Anfänge des Zeller Fußballsports bis hin zur Teilnahme an der Meisterschaft der 2. Klasse Süd ab 1980. „Die Anfänge waren eine Zeit, in der noch Fischernetze statt Tornetzen zwischen den Pfosten hingen“, schreibt Autor Blaichinger. Und dass in Zell am Moos überhaupt Meisterschaft (anfangs nur mit dem Nachwuchs) gespielt werden konnte, habe man dem HLW-Professor Karl Tatzreiter zu verdanken. Blaichinger: „Er ist quasi der Vater des Nachwuchsfußballs.“
Insgesamt spricht Blaichinger von seinem letzten Zell-Buch als „hoffentlich interessante Abrundung einer unvollendeten Geschichte“, die er der völlig unerwartet viel zu früh verstorbenen Christine Radauer-Habring (“Hotel Dorferwirt“) gewidmet hat.
Erhältlich ist Blaichingers fünftes und letztes Zell am Moos-Buch beim Verlag Aumayer, im Buchhandel, bei Amazon und regional bei Trafik Lettner und Postpartner Eppel in Zell am Moos sowie Foto Schwaighofer in Mondsee. edition irrsee, 136 Seiten mit farbigem Bildteil, 22 Euro.
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