NUSSDORF. Michelle Goldmann (33) ist seit 20 Jahren Mitglied bei der Österreichischen Wasserrettung in Nußdorf. Den Urlaub verbringt sie gerade gemeinsam mit Ehemann Florian am Kap Kamenjak, der südlichen Spitze der kroatischen Halbinsel Istrien. Bei einem Strandspaziergang gestern, 6. Juli, beobachtet sie zwei Männer, die einen leblosen Körper aus dem Wasser ziehen. Goldmann und ihr Mann reagieren sofort und laufen zu der Stelle, um Erste Hilfe zu leisten.
Der ältere Mann, der vor ihnen liegt, hat keine Atmung und keinen Puls mehr. Vermutlich ist er ebenfalls ein Urlauber, doch seine anwesende Ehefrau spricht kein Englisch und eine Verständigung ist nicht möglich. Sofort beginnen sie mit der Reanimation, ein Defibrillator ist hier am Strand keiner aufzutreiben. Fast eine dreiviertel Stunde wechseln sich sechs Personen bei der Herzdruckmassage ab, bis die Besatzung eines Notarztwagens kommt. Es gibt keinen direkten Zugang mit dem Auto, da der Strand nur über einen kleinen Fußweg durch die Klippen erreichbar ist und die wenigen Straßen in diesem Naturschutzgebiet erlauben auch keine schnelle Anfahrt für den Einsatzwagen.
Kein Happy End
Die Sanitäter setzen die Reanimation mit einem LUCAS, einem mechanischem Thoraxkompressionssystem, fort. Doch leider gibt es kein Happy End in dieser Geschichte. Trotz zusätzlicher Verabreichung von Adrenalin und der Fortführung von Wiederbelegungsmaßnahmen für eine weitere halbe Stunde, muss der Notarzt den Mann schließlich für tot erklären.
Trotzdem haben die Ersthelfer alles versucht und alles richtig gemacht, auch wenn sie sich einen anderen Ausgang erhofft hätten. Bereitschaft zum Helfen und die Fähigkeit, in einem Notfall diese Hilfe kompetent leisten zu können, sind für viele Mitglieder der Wasserrettung wichtige Beweggründe, sich freiwillig und unentgeltlich zu engagieren. In diesem Fall im Familienurlaub, sogar jenseits der Grenzen von Österreich.
Ehrenamtliche Mitarbeiter
Dass Einsatzorganisationen auf die Leistungen einer großen Anzahl von ehrenamtlichen Mitarbeitern setzen, ist nur im deutschsprachigen Raum etabliert. Andere Länder setzen auf hauptberufliches Personal. Die Einbeziehung der Freiwilligen hat zum Vorteil, dass viele engagierte Menschen bei Rettungsorganisationen und Feuerwehren in Erster Hilfe geschult werden und diese auch regelmäßig trainieren. Dadurch steigt die Chance, in einem Notfall sehr rasch fachgerechte Erste Hilfe zu erhalten.
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