SCHÖRFLING. Bereits im Sommer ist durchgesickert, dass sich die Klimt-Foundation vom Attersee zurückziehen will. Sie war seit 2015 Betreiberin des Klimt-Museums in Schörfling. Die Schließung des Museums hat nichts mit den Aktivitäten des Vereins Klimt am Attersee zu tun, der sich dem Erhalt des Kulturguts „Gustav Klimt“ verschrieben hat. Auch das gleichnamige Café-Restaurant „Das Klimt“ bleibt offen.
Trotz gemeinsamen Bemühens um eine Lösung in Gesprächen mit Bürgermeister Gerhard Gründl und Regatta-Geschäftsführerin Ulrike Mayer wurde der Mietvertrag, der erst im Vorjahr neu abgeschlossen wurde, von der Klimt-Foundation vorzeitig gekündigt. In einem Schreiben nennt sie neben den budgetären auch den neu errichteten Zaun an der Schlossallee sowie andere infrastrukturelle Herausforderungen als Gründe für ihr Vorgehen. Nach Saisonende 2022 wird das Museum dieses Jahr also nicht nur vorübergehend geschlossen, sondern es wurde bereits vor wenigen Tagen deinstalliert.
Reger Wechsel der Betreiber
Das Museum war 2012 eröffnet worden. In den ersten zwei Jahren war der Verein „Klimt am Attersee“ Betreiber des Museums in Kammer. Von 2013 bis 2015 führte der Tourismusverband Attersee das Klimt-Zentrum, 2015 übernahm die Klimt-Foundation. Diese gemeinnützige Privatstiftung wurde von Ursula Ucicky, Witwe des Klimt-Sohnes Gustav Ucicky, begründet. Das Sammlungsinventar der Klimt-Foundation umfasst Ölgemälde, Zeichnungen, Autografen und Fotografien von Gustav Klimt sowie Kunstwerke seiner Wegbegleiter. Das Klimt-Museum avancierte zum Publikumsmagneten, allein im aktuellen Jahr lockte es mit dem Motto „ein Sommer wie damals“ 7.500 Besucher an den Attersee.
Kosten für Museumsbetrieb zu hoch
In den vergangenen zehn Jahren wurden immer wieder Klimt-Originale am Attersee gezeigt, was der Ausstellung den eigentlichen Museumscharakter verlieh. Die Präsentation dieser wertvollen Gemälde erwies sich als Herausforderung für den Standort des rund 200 Quadratmeter großen Museums nahe dem Schloss Kammer und der Schlossallee. Eine Klimaanlage musste eingebaut werden, damit Temperatur und Luftfeuchtigkeit die Ausstellung der Gemälde überhaupt zuließen, und die Erhöhung der Sicherheitsstandards in einem gut frequentierten Gebäude war nötig.
Durch neue Konzepte der Foundation musste baulich mehrmals nachgebessert werden, im Foyer, bei den Sanitäranlagen, den Alarmanlagen und beim Lärmschutz. Erklärtes Ziel der Foundation war es immer, den Museumsstandort kostenneutral zur Verfügung gestellt zu bekommen. Für die Deckung der Kosten erhielt die Foundation vom Tourismusverband, von den Gemeinden Schörfling und Seewalchen sowie vom Klimtverein und Tourismusverein finanzielle Unterstützung. Die Miete für das Objekt wurde vom Eigentümer reduziert und auch die Betriebskosten bezuschusst. Nach eigenen Angaben haben die Betreiber dennoch jedes Jahr fünfstellige Beträge in die Hand nehmen müssen, um das Angebot abwechslungsreich und nach internationalen Museumsstandards aufrechtzuerhalten und die Rahmenbedingungen zu finanzieren.
Klimt bleibt dem Attersee erhalten
Von der Kündigung ist lediglich das Museum betroffen, betont Judith Legat, Obfrau des Vereins „Klimt am Attersee“. „Unser Verein besteht weiter und unser Kulturangebot bleibt erhalten. Klimt-Führungen zu Wasser und zu Lande, Lesungen, Malkurse und verschiedene Kulturevents finden auch in Zukunft statt.“ Dafür hat der Klimtverein regionale Partner an der Seite, wie die Attersee-Schifffahrt, den Tourismusverband und andere Kulturinitiativen. Klimt am Attersee sei ein Vorzeigeprojekt, wenn es um regionalen Schulterschluss geht, erklärt auch Tourismuschefin Angelina Eggl. „Die Region ist sich sehr wohl bewusst, dass sie die Verantwortung für Gustav Klimt am Attersee trägt, und sieht sich in der Pflicht, das Projekt weiter voranzutreiben“, sagt sie. In welcher Form dies geschehen wird, ist derzeit noch offen. Dass es weitergeht, darüber sind sich alle Förderer in der Region einig.
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