ATTNANG-PUCHHEIM/OÖ. Peter Wacha war 40 Jahre lang als Geschäftsführer der Lebenshilfe Oberösterreich für Menschen mit Beeinträchtigung aktiv. Er verstarb am 30. Oktober, nachdem er über zehn Jahre lang gegen seine Krebserkrankung angekämpft hat. In seiner Amtszeit entwickelte sich die Lebenshilfe Oberösterreich von einer kleinen Elterninitiative zum größten Träger der Behindertenarbeit mit mehr als 100 Standorten in Oberösterreich.
1948 wurde Peter Wacha in Attnang Puchheim geboren, mit Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung kam er bereits in seinen ersten Lebenstagen in Kontakt, denn seine ältere Schwester Charlotte Wacha lebt mit einer Beeinträchtigung. Nach einer kaufmännischen Lehre führte seine berufliche Laufbahn ihn im Jahr 1973 – nur drei Jahre nach der Gründung der Lebenshilfe OÖ – zur Lebenshilfe Oberösterreich.
40 Jahre im Einsatz
Wacha wurde im Alter von 25 Jahren als Landessekretär in der neu gegründeten Landesleitung der Lebenshilfe OÖ angestellt. Die Initiative aus Eltern und Sonderschullehrern bestand damals lediglich aus einer provisorischen Werkstätte für 30 Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Später wurde seine Stelle als Direktor bezeichnet. 40 Jahre lang war er in dieser Position mit viel Herzblut für Menschen mit Beeinträchtigung aktiv und konnte viel erreichen und bewegen. Er war Autodidakt und lernte über Sozialmanagement alles im Tun – Ausbildungen im Sozialmanagement gab es noch nicht.
Erfolgsgeschichte
Ab 1974 wurden laufend neue Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigung gegründet. In Wachas 40-jähriger Amtszeit wurden nicht nur knapp 90 Einrichtungen (Frühförderstellen, Kindergärten, Hort, Shops, Cafés, Hofladen, Wohnhäuser und Werkstätten) für Menschen mit Beeinträchtigung in ganz Oberösterreich eröffnet, sondern auch die Haltung gegenüber Menschen mit Beeinträchtigung in der Gesellschaft durchlief einen kontinuierlichen, positiven Wandel. „Dass die Lebenshilfe heute die größte Organisation für Menschen mit Beeinträchtigung in Oberösterreich ist, ist Peter Wachas Verdienst“, sagt Gerhard Scheinast, Geschäftsführer der Lebenshilfe OÖ.
Großes Engagement
Nach einer schweren Erkrankung trat Wacha 2013 den Ruhestand an und übergab das Amt an seinen Nachfolger Scheinast. Bei einer Abschiedsfeier im Kulturzentrum Lenzing wurde er mit dem goldenen Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich ausgezeichnet. Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Ackerl betonte dabei, dass sein Engagement weit über die beruflichen Verpflichtungen hinausging.
Dieser Aussage können seine Wegbegleiter nur beipflichten, die ihn als mutig und bestimmt erlebten, wenn es darum ging, die Anliegen von Menschen mit Beeinträchtigung umzusetzen und eine hohe Lebensqualität für sie zu schaffen. Menschen mit Beeinträchtigung stellte er immer in den Vordergrund, während er selbst das Rampenlicht mied und sich stets durch Bescheidenheit auszeichnete. Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention war ihm ein besonderes Anliegen. Er setzte sich zeit seines Lebens dafür ein, dass Vorurteile gegenüber von Menschen mit Beeinträchtigung abgebaut werden.
Enge Verbundenheit
Seine soziale Einstellung ging weit über sein berufliches Engagement für Menschen mit Beeinträchtigung hinaus und machte auch bei Mitarbeitern nicht halt – in Notsituationen war er immer helfend zur Stelle. Auch nach seiner Pensionierung blieb er mit der Lebenshilfe eng verbunden. Seine Wohnung befand sich im selben Gebäude wie die Landesleitung der Lebenshilfe in Vöcklabruck und er ließ es sich nicht nehmen, seinen ehemaligen Kollegen regelmäßig einen Besuch abzustatten. 2019 feierte Peter Wacha mit der Lebenshilfe ihr 50-jähriges Jubiläum. Im Rahmen einer Vorstandssitzung wurde ihm in diesem Jahr auch die Ehrenmitgliedschaft im Verein Lebenshilfe verliehen. Heute ist die Lebenshilfe die größte soziale Organisation in Oberösterreich und begleitet mit über 1.700 Mitarbeitern knapp 2.000 Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung an mehr als 100 Standorten. Er hinterlässt zwei Töchter sowie zwei Enkelkinder. „Wir verlieren mit ihm einen unserer Gründerväter“, sagt Gerhard Scheinast.
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