Neues Leben in alten Gemäuern - Nachnutzung statt Leerstand
BEZIRK VÖCKLABRUCK. Als erste Leader Region Oberösterreichs beteiligt sich die REGATTA mit ihren 14 Gemeinden an einem Aktionsprogramm des Landes Oberösterreich. Ziel ist es, Orts- und Stadtkerne weiterzuentwickeln und Leerstände oder Brachflächen zu revitalisieren.
In den letzten Jahren haben sich viele Orts- und Stadtkerne dramatisch verändert. Wo früher ein lebendiges Miteinander mit kleinen Geschäften oder Dienstleistern war, verlegt sich heute vieles an die Ortsränder in sogenannte Fachmarktzentren. Die Folge daraus sind Leerstände mitten in attraktiven Ortszentren, wie beispielsweise jene der Regatta Gemeinden rund um den Attersee oder im Attergau. Die Problematik ist nicht überall gleich intensiv, manche Gemeinde hat keinen einzigen Leerstand, andere dafür etliche.
Attraktivität der Ortszentren sinkt
„Unterschiedliche Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte haben dazu geführt, dass wir im Ortszentrum von Attersee sehr viele leere Gewerbeimmobilien haben. Dadurch sinkt die Attraktivität unseres Zentrums und das müssen und wollen wir ändern. Im Rahmen des Projektes bearbeiten wir bis zu fünf Objekte und drei Teilräume“, erzählt Rudolf Hemetsberger, Bürgermeister von Attersee.
Möglichst hohe Aufenthaltsqualität
Im historischen Ortskern von Schörfling stehen aktuell zwei Gebäude zur Gänze leer, bei zwei weiteren Gebäuden sind die Erdgeschossflächen ungenutzt. „Schörfling hat im Zentrum wunderschön renovierten Bürgerhäuser, die großteils im Erdgeschoss gewerblich genutzt werden. Durch die Neugestaltung des Ortzentrums wurde ein erster Schritt zur Belebung gesetzt, dies soll nun fortgesetzt werden. Mit dem Ankauf des Gebäudes der ehemaligen Raiffeisenbank wurde die Möglichkeit geschaffen, dieses einer öffentlichen Nutzung zuzuführen, die mittels Bürgerbeteiligung entstehen soll. Die Stärkung des Ortszentrums soll den Bestand der Nahversorger sichern, vor allem im Sommer ein Pendant zum gut frequentierten Bereich entlang des Sees bilden und für eine möglichst hohe Aufenthaltsqualität für Bewohner und Besucher sorgen“, schildert Gerhard Gründl, Bürgermeister von Schörfling.
Blick von außen
Vonseiten der Regatta gab es in diesem Frühjahr eine Ausschreibung, bei dem zwei externe Expertenteams aus dem Bereich Architektur bzw. Berater zum Thema Regional- und Ortsentwicklung gefunden wurden, die das Projekt fachlich begleiten. Wesentlich ist dabei deren Blick von außen. Es gab bereits Begehungen in den Orten, um aktuelle oder künftige Leerstände zu ermitteln. Die Berater analysieren zudem die Einkaufsströme und die Kaufkraft in den einzelnen Gemeinden. Jeder Ort hat für sich eine gänzliche andere Struktur, daher ist eine intensive Zusammenarbeit mit den regionalen Vertretern essenziell.
Bürgerbeteiligung ist wesentlich
„Für die regionale Bevölkerung sind belebte Ortskerne sehr wichtig, mit Räumen, wo man sich treffen kann. Dabei werden auch neue Formen angedacht. So könnte zum Beispiel ein Friseur ein Genussregal in seinem Laden haben oder ähnliches. Wichtig ist uns dabei, dass die Einheimischen mit an Bord geholt werden. In einigen Gemeinden gibt es bereits Bürgerbeteiligungsprozesse zu diesem Thema“, so Ulrike Mayer, Geschäftsführerin der Regatta.
Nutzungskonzepte werden erstellt
In einer ersten Phase werden für leerstehende Schlüsselimmobilien, Objektanalysen und Nutzungskonzepte erstellt. Zudem werden Verbesserungsvorschläge für die Gestaltungs- und Aufenthaltsqualität im Ortszentrum ausgearbeitet. Der Fokus liegt dabei auf einer langfristigen Nachnutzung der leerstehenden Objekte, bzw. einer Revitalisierung brachliegender betrieblicher Flächen.
Leerstand bestmöglich neu nutzen
Dazu Thomas Mayrhofer, Bürgermeister von Straß im Attergau: „Die Vision, die dahintersteht, ist es, die leerstehenden Objekte in der bestmöglichen Form neu zu nutzen und darüber hinaus im Umfeld wertvolle Maßnahmen zu setzen, welche zu einer Belebung führen sollen. Aktuell stehen zwei ehemalige Geschäfte direkt im Ort leer, sowie eine frühere Schuhfabrik im Bereich Stöttham. Gemeinsam mit den Eigentümern sollen hier Projekte entwickelt werden, die auch für die Gemeinde einen Mehrwert bieten können.“ Aurachs Bürgermeister Franz Gabeder ergänzt: „Für uns ist das Projekt äußerst wichtig, da wir gerade in Zentrumsnähe das eine oder andere Gebäude haben, welches nicht mehr bzw. nicht mehr viel genutzt wird. Außerdem möchten wir das Projekt auch dazu nutzen, um eine Ortsplatz-Aktivierung in Gang zu setzten bzw. eventuelle verkehrstechnische Lösungen/Verbesserungen herauszuarbeiten.“
Kostenlose Beratungsmöglichkeit
Für alle Hauseigentümer, die einen Gebäudeleerstand im Ortskern haben oder erwarten, gibt es im Rahmen der Initiative die Möglichkeit, eine kostenlose und unverbindliche Beratung mit den Fachexperten in Anspruch zu nehmen. Es soll analysiert werden, welchen Bedarf es in Zukunft geben kann, wie zum Beispiel Coworking Arbeitsplätze, Gemeinschaftspraxen oder Räume für Kleinfirmen aus demselben Bereich. Ziel ist es, eine aktive Hilfestellung für die künftige Wieder- bzw. Weiternutzung von Immobilien und Grundstücken zu geben. Das Land Oberösterreich fördert künftige Investitionen in diesem Bereich.
Gemeinsame Wege finden
„Es soll nicht der Eindruck erweckt werden, dass die Gemeinden privaten Eigentümern ihre Objekte wegnehmen möchten. Privaten Besitzern von leeren Gebäuden soll eine gute Perspektive ohne Spekulation angeboten werden, das ist eine einmalige Chance. Ich bin zuversichtlich, dass sich die Blickwinkel in dieser Thematik positiv verändern können. Sich bewusst damit auseinanderzusetzen, finde ich sehr spannend und ich freue mich auf die Ergebnisse. Bestenfalls soll es eine Win-win-Situation für alle werden“, so Nicole Eder, Bürgermeisterin von Steinbach und Regatta-Vorsitzende.
Das Lederermayerhaus als positives Beispiel
Aktiv gearbeitet wird bereits am Lederermayerhaus, mitten im Unteracher Ortszentrum, das in Gemeindebesitz ist. Bereits 2018 wurde ein Verein zur Revitalisierung des Gebäudes gegründet, das Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet wurde. Seither finden immer wieder Veranstaltungen statt - soweit es die bestehende Bausubstanz zulässt. Das Gebäude, mit einer Gesamtnutzfläche von 280 m², soll barrierefrei umgebaut werden. Im Rahmen der Kulturhauptstadt in Bad Ischl 2024 soll das Haus bereits bespielt werden. Angedacht sind ein beispielsweise ein Veranstaltungssaal, die Unterbringung des Tourismusbüros und kleine Verkaufsräume.
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