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BEZIRK. Seit mehr als 30 Jahren ist es für Frauen möglich, bei einer Feuerwehr aktiv zu werden. Knapp 7.700 aktive Feuerwehrleute gibt es derzeit im Bezirk Vöcklabruck, davon rund 550 Frauen. In der Feuerwehrjugend sind 30 Prozent Mädchen. Tips hat zum Weltfrauentag mit fünf langjährigen Feuerwehrfrauen gesprochen. Sie machen anderen motivierten Frauen Mut, es ihnen gleichzutun.

Florentina Klaushofer und ihr Mann sind beide bei der Feuerwehr aktiv, allerdings bei zwei unterschiedlichen Wehren. (Foto: Privat)
photo_library Florentina Klaushofer und ihr Mann sind beide bei der Feuerwehr aktiv, allerdings bei zwei unterschiedlichen Wehren. (Foto: Privat)

Die Feuerwehr Seewalchen war vor über zwei Jahrzehnten einer der Vorreiter im Bezirk, die Frauen eine Mitgliedschaft ermöglicht hat. Aktuell sind zehn Frauen im Aktivstand und vier in der Feuerwehrjugend. Sabine Kohlbauer trat mit zwei Kolleginnen vor 22 Jahren als damals 18-jährige der Feuerwehr bei. „In unserem Freundeskreis waren eigentlich alle Burschen dabei. Dadurch hatten wir ständig Kontakt zur Feuerwehr. Mich haben die technischen Geräte fasziniert und jedes Mal, wenn die Sirene ging, wusste ich, dass da jemanden geholfen wird. Das wollte ich auch“, schildert Kohlbauer, die als stellvertretende Jugendbetreuerin tätig ist.

Skepsis wandelte sich in Akzeptanz

Ihre Jugendbetreuer-Kollegin Gerlinde Wagner trat 2006 der FF Timelkam bei. Damals war sie bereits 42 Jahre, hatte aber seit ihrer Kindheit durch ihren Vater Kontakt zu einer Innviertler Feuerwehr. Bei ihrer eigenen Familie sind alle dabei, ihr Mann, ihre Söhne und ihre Schwiegertochter. „Am Anfang waren die Kameraden skeptisch mir gegenüber, vor allem weil ich schon über 40 war. Mit der Zeit hat sich das in Akzeptanz gewandelt, habe ich doch bis zum Zugskommandanten-Lehrgang alle Ausbildungen absolviert und viel Kompetenz und vor allem Freude für die Feuerwehr gezeigt.“

„Kritik ließ mich wachsen“

Hermine Jedinger von der FF Hipping trat mit zehn Jahren der Feuerwehrjugend bei. Ihr Vater war Feuerwehrkommandant und auch ihr Bruder war dabei: „Ich konnte es kaum erwarten, zehn Jahre alt zu werden, um ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Es war nicht immer leicht, weil ich für manche das 'Kommandantenkind' war. Als ich später meine Funktion als Schriftführerin begann, wurde von so manchen Kameraden anderer Feuerwehren sogar der Untergang unserer Wehr prophezeit. Aber die Zeit spielte für mich, man lernt, mit gewissen Dingen umzugehen und wächst daran. Wenn ich heute daran zurückdenke, muss ich lachen“, schildert Jedinger, die aktuell noch Kommandant-Stellvertreterin ist, selbstbewusst.

Frauen bereichern das Feuerwehrwesen

Auch die Feuerwehr Wildenhag stellte schon vor 20 Jahren die Weichen zur Aufnahme von Feuerwehrfrauen. Schriftführerin Eva-Maria Schiemer ist seit 18 Jahren mit dabei. Sie schätzt bei der Feuerwehr besonders den Zusammenhalt, der bereits ab der Feuerwehrjugend spürbar ist. „Man lernt, dass man sich aufeinander verlassen kann und auch, dass sich die anderen auf einen verlassen können müssen. Alle haben entsprechend ihrer Fähigkeiten ihren Platz bei der Feuerwehr und jede Tätigkeit ist wichtig. Dadurch werden neue Blickwinkel möglich, denn die Feuerwehr ist so vielseitig. Neben den Einsätzen gibt es auch noch den sportlichen Aspekt durch die Bewerbe, die gute Kameradschaft und die Brauchtumspflege.“

„Feuerwehr ist kein Hobby - Feuerwehr ist Leidenschaft“

Florentina Klaushofers Vater war damals wenig begeistert, als seine zwölfjährige Tochter und ihre jüngere Schwester zur Feuerwehrjugend gehen wollten. „Heute ist er ein absoluter Feuerwehrfan und stolz auf seine - mittlerweile erwachsenen - Mädchen. Unser Nachbar war Jugendgruppenleiter. Er hat meine Schwester und mich für die Feuerwehr begeistert“, schildert die 29-jährige Zugskommandantin der FF Zell am Moos. Sie hatte in ihrer Laufbahn bereits einige schwierige Einsätze zu bewältigen, wie beispielsweise Bergungen von Ertrunkenen aus dem Zellersee. Auf manche Einsätze blickt sie schmunzelnd zurück: „Wir wurden in der Nacht zu einem Verkehrsunfall alarmiert, bei dem sich das Auto dreier junger Burschen um einen Baum gewickelt hatte. Glücklicherweise wurde niemand schwer verletzt. Ich betreute den Fahrer, der mich - die Hand noch am Lenkrad - fragte, wer denn gefahren sei. Als ich ihm die Sachlage erklärt hatte, meinte er: 'Du bist mein Engel, willst du mich heiraten?'“.

„Man ist füreinander da“

Sabine Kohlbauer wurde zu Beginn ihrer Laufbahn mit einer schweren Massenkarambolage im dichten Nebel auf der A1 bei Seewalchen konfrontiert, bei der damals acht Menschen starben: „Die Anfahrt war schon erschreckend, im Nebel hat man nur eine Autolänge weit gesehen. Wir konnten am Anfang das volle Ausmaß nicht einmal erahnen. Die erfahrenen Kameraden haben auf uns 'Jungen' aufgepasst und uns durch diesen Einsatz begleitet.“

Aus Kameradschaft wird Freundschaft

Doch nicht nur in Situationen wie diesen ist man in der Feuerwehr füreinander da. Kameradschaftliche Hilfe geht über die Arbeit in der Feuerwehr hinaus, viele Freundschaften sind dadurch entstanden. „Die Gemeinschaft ist so groß. Irgendjemanden findet man immer rund um das Feuerwehrhaus. Ob Jung oder Alt, alle sind bei uns willkommen und schätzen sich gegenseitig,“ so Florentina Klaushofer und Hermine Jedinger ergänzt: „Man hilft Menschen und Tieren in Notsituation und lernt nebenbei viele tolle Leute kennen. Die Ausbildung, die Mannschaft und die Gemeinschaft lehrt einem neben Fachwissen auch jede Menge Softskills. Ich würde meinen Feuerwehrweg immer wieder gehen und kann es jedem nur ans Herz legen, Mitglied zu werden.“

Keine Berührungsängste haben

Ein paar Minuten mutig sein, dann ist der erste Schritt in die Feuerwehr schon getan, empfehlen die fünf Feuerwehrfrauen. „Schnapp dir eine Freundin und komm bei deiner Feuerwehr vorbei. Zu zweit ist es immer leichter, egal ob als Kind oder als Erwachsene. Wichtig ist, von sich nicht das Unmögliche zu verlangen und sich nicht abschrecken zu lassen. Es wird immer blöde Sprüche geben und Leute, die Frauen bei der Feuerwehr nicht haben wollen. Die Akzeptanz ist heute jedoch schon sehr groß und Frauen sind mittlerweile fast überall willkommen“, ermutigen Florentina Klaushofer und Gerlinde Wagner: „Wer Lust am Helfen hat, sollte keine Berührungsängste haben, in diese Männerdomäne vorzudringen. Es gibt sehr viel, was man als Dank, Lob und vor allem Bestätigung zurückbekommt. Ich möchte keinen Tag, seit ich bei der Feuerwehr bin, missen.“


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